Auf zu neuen Ufern in Zentralasien – Der Markt in Kasachstan und Usbekistan

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veröffentlicht am 4. Dezember 2019 / Lesedauer ca. 3 Minuten
 

Dr. Andreas Knaul und Michael Quiring antworten

  

  

Warum ist Zentralasien zuletzt für deutsche Investoren so interessant geworden?

Dr. Andreas Knaul: Die Reformen der letzten Jahre – v.a. in Usbekistan und Kasachstan – haben die dortige Wirtschaft angeregt. Gerade im lange isolierten Usbekistan wurden in den letzten Jahren die erforderlichen Schritte zu einer Verringerung von Bürokratie und Korruption unternommen.

 

Zentralasien umfasst Länder mit unterschiedlicher wirtschaftlicher Lage. Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Standfestigkeit von Usbekistan und Kasachstan ein?

Michael Quiring: Nach zeitweisen Einbrüchen in den Jahren 2015 und 2016 ist das Handelsvolumen Deutschlands mit Zentralasien wieder angestiegen. Der Handelsumsatz belief sich bspw. im Jahr 2018 auf ca. 5 Mrd. Euro.

 
Kasachstan verzeichnete zudem in den letzten Jahren einen soliden Wirtschaftsaufstieg, der sich nicht zuletzt darin spiegelt, dass es seit 2014 den Status eines Landes mit mittlerem Einkommen (obere Einkommens­kategorie) trägt.

 
Für Usbekistan, das sich zunehmend bemüht der WTO beizutreten, ist wichtig zu beachten, dass es zwar ein langsames aber stetiges Wirtschaftswachstum vorweisen kann.

 

Mitte Mai 2019 verabschiedete die Europäische Union eine neue Zentralasien-Strategie. U. a. soll die Zusammenarbeit mit Kasachstan und Usbekistan ausgebaut werden. Welche Entwicklungen erwarten Sie?

Dr. Andreas Knaul: Richtig, die neue Strategie zielt darauf ab, die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig zu fördern. Gerade auch wegen der demografischen Struktur Zentralasiens und des damit verbundenen Potenzials ist die Nachhaltigkeit der Wirtschaftsbeziehungen wichtig.

 
Zudem sind z.B. in Usbekistan inzwischen mehr als 9.000 Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung tätig. Der Markt wächst also, was ihn zweifelsohne auch für deutsche Investoren und Unternehmen interessant macht.

 

Welche sind die wichtigsten Branchen der deutschen Wirtschaft, die in Zentralasien vertreten sind?

Michael Quiring: Der zentralasiatische Markt ist generell sehr vielfältig. Momentan sind dort über 350 deut-
sche Unternehmen tätig. Zu den wichtigsten Branchen zählen der Maschinen- und Anlagenbau, die Automobilindustrie aber auch u. a. der Baustoffsektor oder die Chemie-Industrie gewinnen immer mehr an Bedeutung.

 

Deutschland schloss mit Kasachstan und Usbekistan bereits 1995 bzw. 1998 bilaterale Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ). Welche Rolle spielen neue Technologien in Zentralasien?

Dr. Andreas Knaul: Der Markt in Zentralasien wächst sowohl in der Landwirtschaft als auch im Bergbau
und in der Industrie allgemein. Technik und Know-how aus Deutschland spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Das eröffnet Chancen für deutsche Unternehmen, auf den Märkten aktiv zu werden. So existieren z.B. Messen, wie die Power Gen, bei denen ein gezielter Austausch zu der Frage des Transfers deutscher Technologien im Bereich der Erneuerbaren Energien gefördert wurde.

 

Kasachstan ist zudem eines der rohstoffreichsten Länder weltweit. Deswegen wird das bereits im Februar 2012 geschlossene Rohstoffabkommen zwischen Deutschland und Kasachstan immer wichtiger – gerade in Zeiten globaler Spannungen. Somit sind auch bei der effizienten Förderung von Rohstoffen deutsche Technologien von Bedeutung.

 

Abschließend blicken wir gemeinsam auf das Jahr 2020: Wie lautet ihre mittelfristige Perspektive für Zentralasien aus Sicht von Investoren?

Dr. Andreas Knaul: Kasachstan hat sich mit seiner Strategie ‚Kasachstan 2050‘ ambitionierte Ziele gesteckt, die neben einer Verminderung der Verschuldung und einer Neuausrichtung der Energieversorgung auch eine Modernisierung und Diversifizierung der kasachischen Wirtschaft beinhalten. Zumal in den Bereichen der Energieversorgungsreform und der Diversifizierung der Wirtschaft  –  weg von der Rohstoffabhängigkeit  –  können deutsche Unternehmen einen wertvollen Beitrag leisten. Auch das prognostizierte Wirtschafts­wachstum von über 3  Prozent wirkt attraktiv.

 
Usbekistan kann derzeit sogar ein prognostiziertes Wirtschaftswachstum von ca. 5 Prozent vorweisen. In den letzten Jahren ist ein klarer Reformkurs sichtbar geworden, der eine Liberalisierung sowie Strukturreformen vorsieht, um die Attraktivität für ausländische Investoren zu steigern.

 
Besonders die Liberalisierung des Devisenkontrollrechts unter dem neuen Präsidenten Schawkat Miromonowitsch Mirsijojew ist hervorzuheben, die es ausländischen Unternehmen erleichtert, in Usbekistan tätig zu werden.

 
Die Reform-Agenda 2021 gibt somit allen Anlass zur Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung des Landes. Usbekistan bietet viel Potenzial, das deutsche Unternehmen nicht ungenutzt lassen sollten.

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