Digitalisierung weltweit – Familienunternehmen im internationalen Wettbewerb

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zuletzt aktualisiert am 21. Februar 2018
 
Deutsche Unternehmen, die ihr Geschäft internationalisieren, müssen im Ausland mit einem ver­schärften digitalen Wettbewerb rechnen. Disruptive Geschäftsmodelle bringen unerwartet neue Mitbewerber hervor, die scheinbar etablierte Marktregeln auf den Kopf stellen.

Deutschlands wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist der Export und damit einhergehend die Erschließung internationaler Märkte. International tätige Familienunternehmen bilden das Rückgrat unserer Wirt­schaft, doch jüngste Studien sehen die wichtige Stütze gefährdet: Deutschland hinkt im inter­nationalen Vergleich bei der Digitalisierung deutlich hinterher und riskiert so, seine Wett­bewerbs­fähigkeit einzubüßen.
 
Digitalisierung weltweit
    

Europas und Deutschlands schwacher Stand in der Plattform-Ökonomie

Plattformen wie Amazon, Google oder Airbnb bringen datenbasiert Angebot und Nachfrage zusammen. Sie schaffen Wertschöpfungs-Ökosysteme mit Netzwerk-Effekten, setzen auf ein Miteinander von Wettbewerb und Kooperation (Coopetition) und profitieren so von exponentiellen Wachstumschancen. Klassische Pipeline-Unternehmen, die einer linearen Schritt-für-Schritt-Wertschöpfungskette folgen, können in Sachen Geschwindigkeit und Wachstum nicht mehr mithalten.
   

Global betrachtet besitzt die Plattform-Ökonomie zwei Machtzentren: Die USA mit dem GAFA-Quartett an der Spitze (Google, Amazon, Facebook, Apple) sowie China mit dem dominanten BAT-Dreigestirn (Baidu, Alibaba, Tencent). Und Europa? Unternehmen wie Spotify (Schweden), BlaBlaCar (Frankreich) oder die Auto1 Group (Deutschland) sind mächtig, jedoch im globalen Konzert der Plattform-Ökonomie europäische Einzelstimmen.
  

Ein Vergleich:

  • Mitte 2017 erreichten die Top-5-Tech-Unternehmen der USA gemeinsam einen Wert von knapp 3 Billionen US-Dollar.
  • Die asiatischen Top 3 erreichten rund 1,1 Billionen US-Dollar.
  • SAP und Spotify als europäische Spitzenreiter erreichten gemeinsam rund 145 Milliarden US-Dollar.  

 

Hoffnung setzen Experten in die B2B-Plattform-Ökonomie: Deutschlands traditionelle Stärke als Produ­ktions­standort solle es ermöglichen, eine Plattform zu errichten, die global in der Gewichtsklasse von Amazon, Google & Co. mitspielt. Industrie 4.0 (I4.0) ist das Schlagwort, doch zeigt eine IDG-Studie von 2017, dass für viele deutsche, österreichische und Schweizer produzierende Unternehmen der Begriff diffus bleibt:
  • Rund 70 Prozent der IT-Entscheider definieren I4.0 sehr allgemein als „Vernetzung von Maschinen und IT”.
  • Rund 46 Prozent nennen als Schlagworte „direkte Kommunikation zwischen Maschinen”, „Vernetzte Fabriken” sowie „Automatisierte und flexible Produktion”.
  • Nur knapp 15 Prozent assoziieren mit I4.0 den äußerst wichtigen Aspekt „Produktion mit Losgröße 1” (= das Fertigen von Einzelstücken zu den geringen Kosten der Massenproduktion).

 

Entsprechend zurückhaltend agieren produzierende Unternehmen aus der D-A-CH-Region bei der Umsetzung der Industrie 4.0:
  • Rund 25 Prozent haben erste Planungen laufen bzw. befinden sich in der Informationsphase.
  • Knapp 20 Prozent sind hinsichtlich I4.0 immer noch inaktiv bzw. planen nichts.
  • Rund 15 Prozent setzen erste I4.0 Projekte um.
  • Nur 3,5 Prozent realisieren I4.0 produktiv.

 

Internationalisierung vor dem Hintergrund der Digitalisierung

Eine 2017er Studie des ITK-Branchenverbandes Bitkom zeigt: Prinzipiell haben deutsche Unternehmen die Wichtigkeit der Digitalisierung erkannt.
  • Mehr als 75 Prozent der Befragten sehen Cloud-Computing als Top-Thema, über 70 Prozent Big Data Analytics.
  • Knapp 50 Prozent glauben an die Chancen des Internet der Dinge (Internet of Things, IoT).
  • Ebenfalls auf dem Radar der produzierenden Entscheider: Virtual und Augmented Reality (37 Prozent), 3D-Druck (36 Prozent), Künstliche Intelligenz (35 Prozent) und Robotik (29 Prozent).
 
Mittelständische Entscheider müssen zentrale Fragen auf ihre Agenda setzen:
  • Welche disruptiven Wettbewerber/Plattformen können in ausländischen Märkten auftauchen?
  • Ist das eigene Geschäftsmodell flexibel genug, um digitale Transformationsschritte mitgehen zu können?
  • Wie ist es um die Digitalisierungskompetenz der eigenen Mitarbeiter bestellt?
  • Können die im Unternehmen vorhandenen Datenschätze aussagekräftig gehoben werden?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, global erfolgreiche B2B-Plattform-Geschäftsmodelle zu entwerfen, die Angebot und Nachfrage datenbasiert zusammenbringen?
  • Beherrscht das Unternehmen seine komplexer werdende IT?

 

Durchaus haben einige mittelständische Unternehmen in Deutschland die Herausforderungen der Digitali­sierung bewältigt und erfolgreiche Geschäftsmodelle etabliert: z.B. HRS (Touristik), Transporeon (Logistikplattform) oder die Auto1 Group (Gebrauchtwagenhandel-Plattform).
   

Erste Schritte bestehen darin, eine digitale Bestandsaufnahme durchzuführen und eine digitale Agenda zu erstellen. Dabei werden alle Geschäftsprozesse auf ihren digitalen Reifegrad hin analysiert sowie das Digitalisierungs-Potenzial dokumentiert. 
  

Unternehmen, die das Thema digitale Transformation hoch priorisieren und sich aktiv damit auseinander­setzen, nutzen die Digitalisierung als das, was sie ist: eine große Chance, um die eigene Wettbewerbs­fähigkeit zu stärken – auch und v.a. im internationalen Kontext.


 

Kontakt

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Michael Kolbenschlag

Leiter Geschäftsfeld Unternehmens- und IT-Beratung

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