Europa wolkenlos: Die Abhängigkeit von monopolähnlichen Strukturen

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veröffentlicht am 19. April 2023 / Lesedauer ca. 3 Minuten
 

Die Möglichkeit, all seine Daten in den Weiten der Cloud abzuspeichern, um zu jeder Zeit, von jedem Ort und von jedem Endgerät aus Zugriff darauf zu haben, bietet eine Menge Vorteile – die Freiheit scheint grenzenlos. Doch die Cloud und all das, was sie mit sich bringt, birgt speziell für den europäischen Markt auch einige Defizite. Ab­hängig­keiten werden geschaffen und Sicherheitslücken entstehen. In den Weiten der Möglichkeiten das richtige Set-up für die eigene Dateninfrastruktur mit höchsten Sicherheitsstandards – nach Europäischem Recht und gemäß DSGVO – zu finden, ist herausfordernd und dennoch essenziell.   

 

1941 hat Konrad Zuse den Computer erfunden. Es dauerte nicht lange, da wurden die innovativen europäischen Entwicklungen im IT-Umfeld durch die Massenproduktion vor allem seitens der Start-up-Szene überholt. Ähnlich sieht es im Bereich des Cloud-Computings aus – Realität oder verzerrte Wahrnehmung?
 
Im Grunde ist die Cloud nichts Neues. Doch sie wurde aufpoliert und mit Macht und Kapital möglichst „unique“ auf den Markt getrieben. Defizite wurden seitens des Datenschutzes, der Politik und sogar teilweise der Wirtschaft erkannt, weshalb nach Lösungen gesucht wird. Daraus ist die Idee von GAIA-X als europäische, freie, vertrauenswürdige und leistungsfähige Dateninfrastrukturplattform entstanden. Trotz erheblicher Anstrengungen seitens Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und beteiligten Hyperscalern kommt die Plattform GAIA-X nicht – oder noch nicht – zum erwarteten Erfolg. Die Frage nach dem „Warum?“ wird hierbei bewusst umgangen, um dem eigentlichen Thema möglicher Alternativen keinen Raum zu geben.
 

Europa und die Cloud

Grundsätzlich kann man sagen: Die Cloud ist überall – auch in Europa. Doch wo hat sie ihre Basis und welchen Einfluss nimmt das? 
 
Es ziehen vermeintliche Schönwetterwolken vom Atlantik auf – der sogenannte Cloud-Act. Damit bietet das US-amerikanische Rechtssystem den dortigen Behörden Möglichkeiten des Zugriffs auf Daten, die bei US-Unternehmen gespeichert sind. Erste Datenschützer aus deutschen Bundesländern beschränken daher aus Security-Gründen beispielsweise den Einsatz von Office 365 aus US-amerikanischen Cloud-Modellen. Im Gegenzug ermöglichen Private-Cloud-Anbieter und Managed Service Provider aus dem Europäischen Rechts­raum die Datensicherung nach Europäischem Recht und gemäß der Datenschutz-Grundverordnung mit hoher Flexibilität, Kundenorientierung und -nähe. 
 
Nichtsdestotrotz wird die Public Cloud zum vermeintlichen Katalysator der Digitalisierung. Die Gründe hierfür sind eine gute Story, Hochglanzfolien und marketinggetriebene Maßnahmen, während die unbequemen realen Anforderungen an IT-Standards in den Hintergrund rücken. Auch die Notwendigkeit von individuellen Konzepten im Hinblick auf eine gesamtheitliche IT-Roadmap von Anwenderunternehmen wird in puncto „Public Cloud“ außer Acht gelassen. Aktuelles Beispiel sind die Anstrengungen von „Rise with SAP“ dem möglichen Druck der Aktienmärkte in der europäischen oder Hyperscaler-Cloud nachzukommen. Bisweilen endet der Hochglanz-Cloud-Ansatz von Applikationen in einem durchaus dem Hosting oder Private Cloud ähnlichen Modell, wenn man hinter die Fassaden blickt.
 

Europäische Abhängigkeit

Die Idee eines funktionierenden offenen Welthandels stößt immer häufiger an ihre Grenzen. Das zeigt sich in aktuellen Ereignissen in Zusammenhang mit der Europäischen Abhängigkeit von russischem Gas, Lieferketten im Automobilsektor oder im Gesundheitssystem. Die IT wird dabei oft vergessen oder auf ein „Es läuft ja“ reduziert. 
 
Wirtschaftliche Interessen, das Lemminge-Verhalten („Ich mache es, weil es alle tun, dann mache ich nichts Falsches“) oder auch die Blendung durch die Marketing-Maschinerie führen dazu, dass diese Abhängigkeiten entstehen. Daraus resultiert eine neue Art von Wirtschaftsstrategie, die den Lehren der Wirtschafts­wissen­schaften mit Theorien der 60er Jahre den Rang abzulaufen scheint. Die Sichtweisen von Entscheidern – gehen dabei teilweise auseinander. Für die einen erscheint die Public Cloud oft als eine neue, zusätzliche technische Werkbank, oder eine „fancy“ Möglichkeit, die Relevanz der eigenen Position im Unter­nehmen zu untermauern. Für andere, vor allem die Geschäftsführung resultieren hingegen die Problemstel­lun­gen im Bereich der Abhängigkeiten. Themen der Stabilität, Haftungsfragen oder die Sicherstellung der Prozess- und Lieferketten können für ein Unternehmen entscheidend sein. 
 

Non-Europa-Public-Cloud

Darunter können derzeit die vier großen Hyperscaler verstanden werden. Im Vergleich zum klassischen Managed Service Provider mit einem lokalen Service Manager als Ansprechpartner steht hier eine interna­tio­nale Kundennummer. Die Abhängigkeit eines Unternehmens gegenüber Monopolisten ist gleichzusetzen mit der Abhängigkeit des Unternehmens gegenüber der Public Cloud. Der Nutzen sowie die Wirtschaftlichkeit des „Pay-as-you-go“-Konzepts, der fehlende Ansprechpartner sowie die nicht verhandelbaren Vertragsbedingungen stehen im Widerspruch mit dessen Annahme und Akzeptanz.

Lösungsansätze in Europa

Es braucht nicht zwingend ein GAIA-X als Lösung, die aufgrund der Vielzahl von Interessen und Regularien schon im Vorfeld schleppend vorankommt. Die Agilität und Freiheit der Clouds aus Deutschland oder einem anderen EU-Land reichen aus, den Anforderungen gerecht zu werden. Europa muss sich auf seine Stärken konzentrieren, aber auch auf die Stärken der Unternehmen am IT-Markt vertrauen. Es gibt eine Vielzahl von  kompetenten und vor allem sehr agilen, auf die Bedürfnisse des Kunden ausgerichteten Anbietern im Bereich der Private oder Multi-Cloud. Häufig handelt es sich bei diesen Anbietern um deutsche oder europäische mittelständische Familienunternehmen, die die Bedürfnisse und Herausforderungen des klassi­schen Mittelstands aus eigener Erfahrung kennen und dennoch in der Lage sind auch, größere Unternehmen, je nach Anforderung international und weltweit, zu bedienen. Sie können je nach Partnerstatus durchaus sinn­volle Konzepte in der Private und der Public Cloud umsetzen.

 

Eine weitere, vielfach praktizierte und etablierte Möglichkeit des Marktes und der Unternehmen ist der Weg über Sourcing Advisor, die den Markt nach dem richtigen Set-up vorselektieren – zwar nicht unbedingt zum billigsten Preis, aber doch zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis – und so ein wenig Klarheit in den manchmal hochnebeligen Wolkenhimmel des Cloud-Marktes bringen.

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