Nachhaltigkeitsberichterstattung in Italien: MEF veröffentlicht Nachhaltigkeitsdialog zwischen KMU und Banken

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​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 18. Februar 2025 | Lesedauer ca. 7​ Minuten


Der vom Ministerium für Wirtschaft und Finanzen geförderte Koordinierungstisch für nachhaltige Finanzen ist mit der Entwicklung eines Berichtsmodells befasst, das die Bedürfnisse aller Akteure in der aktuellen nachhaltigkeitsorientierten​​​ Regulierungslandschaft berücksichtigt. ​

 
  
In diesem Zusammenhang hat der Koordinierungstisch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessengruppen den „Nachhaltigkeitsdialog zwischen KMU und Banken“ entwickelt, ein Instrument, das zwar nicht verbindlich ist, aber nicht börsennotierten KMU eine praktische Hilfestellung bei der Erfassung und Übermittlung von Informationen über ökologische, soziale und Governance-Aspekte bietet, den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten erleichtert und dem Bedarf an Markttransparenz entspricht.

Der europäische Vorstoß für Nachhaltigkeit und die Auswirkungen auf KMU

Die Integration der Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategien ist heute eine Priorität, insbesondere für große Unternehmen, die über ihre Leistung unter besonderer Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten („ESG“) Bericht erstatten müssen. Europäische Verordnungen wie die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung (in Italien mit dem italienischen Gesetzesdekret 125/2024 umgesetzt) und die jüngste Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (deren Umsetzung in den einzelnen Mitgliedstaaten noch aussteht) beschleunigen die Entwicklung hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaftsmodell und verlangen von den Unternehmen ein konkretes Engagement nicht nur bei der Bewältigung der direkten Auswirkungen ihrer Tätigkeiten, sondern auch der indirekten Auswirkungen im Zusammenhang mit der so genannten „Wertschöpfungskette“, die Lieferanten, Partner und Kunden einschließt. 

Obwohl sie formal nicht unter dieses Regelwerk fallen, sehen sich auch nicht börsennotierte KMU mit Anfragen von Kundenunternehmen, Banken und Investoren nach Nachhaltigkeitsinformationen konfrontiert. Das Sammeln dieser Informationen kann zwar eine komplexe Herausforderung sein, stellt aber auch eine strategische Chance dar: Die Messung von ESG-Risiken ermöglicht es KMU, leichter Zugang zu privaten Finanzierungen, öffentlichen Mitteln und Garantien zu erhalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt zu stärken.

Der Nachhaltigkeitsdialog zwischen KMU und Banken

Um KMU bei der Sammlung und Übermittlung von Informationen über ESG-Aspekte zu unterstützen, wurde am 6. Dezember 2024 der Nachhaltigkeitsdialog zwischen KMU und Banken („Dokument“) veröffentlicht. Er ist das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit des vom MEF geleiteten „Table on Sustainable Finance“, der sich aus dem Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit, dem Ministerium für Unternehmen und Made in Italy, der Bank von Italien, Consob, Ivass und Covip zusammensetzt.

Das Dokument befasst sich mit dem Informationsbedarf, der sich aus dem Bankenregulierungssystem und den internen ESG-Risikobewertungs- und -managementprozessen ergibt, indem es die folgenden Ziele festlegt: 
  • Erleichterung des Informationsaustauschs zwischen KMU und Bankinstituten; 
  • Sensibilisierung der KMU für die Bedeutung von Nachhaltigkeitsinformationen im Einklang mit der angestrebten Verabschiedung des VSME ED-Standards durch die EFRAG; 
  • Schaffung der Grundlagen für Schulungsinitiativen zur Entwicklung der Nachhaltigkeitskompetenz von KMU.

Ziel des Table for Sustainable Finance ist es, dass das Dokument, auch wenn es nicht verbindlich ist, zur Standardisierung von ESG-Informationsanfragen beitragen kann und damit die Zunahme komplexer und unterschiedlicher Anfragen von Finanzinstituten verringert. 

Der erste Teil des Dokuments enthält eine klare und übersichtliche Liste von Nachhaltigkeitsinformationen, die KMU den Banken mitteilen können. Diese in einem modularen Ansatz zusammengestellten Informationen sind in fünf Themenbereiche unterteilt, die von allgemeinen Informationen über die Unternehmensstruktur über Unternehmensinitiativen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an den Klimawandel bis hin zu Umwelt-, Sozial- und Geschäftsverhaltensaspekten reichen. 

Ein entscheidender Aspekt ist die Berücksichtigung der unterschiedlichen Größenmerkmale von KMU und damit ihrer unterschiedlichen Kapazitäten - in Bezug auf Ressourcen, Know-how und Prozesse - zur Bereitstellung der erforderlichen Informationen. Der geförderte modulare Ansatz sieht keine vorgegebene Definition eines Kleinstunternehmens vor, sondern ermöglicht eine Einzelfallprüfung, bei der die Beziehung zwischen der Bank und dem Unternehmen sowie die Vorgaben des europäischen Gesetzgebers berücksichtigt werden. Im Einklang mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit wird in dem Dokument auch zwischen Informationen mit Priorität 1, die als wesentlich und daher obligatorisch gelten, und Informationen mit Priorität 2, die als zusätzlich und fakultativ gelten, unterschieden.

Nächste Schritte für KMU

Ein strukturiertes Verfahren für das ESG-Risikomanagement würde KMU in die Lage versetzen, künftige Herausforderungen zu meistern und sich eine bedeutende Position auf einem Markt zu sichern, der Transparenz, Verantwortlichkeit und Engagement für einen „grünen und fairen“ Übergang belohnt. 

Um eine führende Rolle in einer nachhaltigeren Zukunft zu spielen, müssen die KMU jedoch bereit sein, mit Überzeugung in diesen Bereich zu investieren, fortschrittliche Governance-Systeme zu entwickeln, sich auf technologische Innovationen zu konzentrieren und Schulungsmaßnahmen zu verstärken. Nur mit einem strukturierten und vorausschauenden Engagement wird es möglich sein, greifbare Ergebnisse zu erzielen, das Vertrauen der Interessengruppen zu festigen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.
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