Einordnung des Koalitionsvertrags aus Sicht der Unternehmens- und IT-Beratung

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​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 14. April 2025 | Lesedauer ca. 4​​​ Minuten

  

Welche Impulse gibt der von CDU und SPD vorgelegte Koalitionsvertrag für den digitalen Wandel in Deutschland? Und welche Bedeutung hat er für unsere Mandanten in den Bereichen Digitalisierung, IT und Cloud? In diesem Interview ordnen Markus Merk und Roland Leick, gemeinsame Geschäftsführer der Rödl IT Operation und cloudgermany.de, aus Sicht der Unternehmens- und IT-Beratung zentrale Inhalte des Vertrags ein – klar, kritisch und mit Blick auf konkrete Umsetzungschancen.

  


Wie bewerten Sie den bisherigen Umgang Deutschlands mit High-Tech und IT in Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft?

Markus Merk:

High- und IT-Tech – der erste Computer wurde in Deutschland entwickelt – wurde und wird nicht strategisch in der Zusammenarbeit zwischen Staat und Unternehmen vorangetrieben. Der Staat hat, ganz grob gesagt, zu selten die Rolle des Supporters von Forschung, Entwicklung und Gestaltung auf dem Weg zu wertschöpfenden IT- und Digitalindustrien eingenommen, sondern ist vielmehr in der Rolle des Kontrolleurs, Regulators und selektiven Subventionierers geblieben. Ein Beispiel dafür ist das Gaia-X-Projekt als Antwort auf die Tech-Riesen aus den USA – jedoch hat man sich nicht auf die eigene Wirtschaft konzentriert und vieles verlief sich in Perfektionierungs- und Kontrollansätzen.

Welche digitalen Themen adressiert der vorgelegte Koalitionsvertrag von CDU und SPD Ihrer Meinung nach besonders gut?

Roland Leick:

Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung für die kommenden vier Jahre spricht sehr wichtige und wesentliche Aspekte an, die eine dringende Überarbeitung des bisherigen Handelns und Tuns erfordern. Gerade im Hinblick auf die digitalen Baustellen Deutschlands sind viele gute Ansätze zu erkennen. Sie gehen meiner Einschätzung nach in die richtige Richtung und beschleunigen viele Prozesse und Abläufe im deutschen Verwaltungsapparat. Auch das Zurückbesinnen auf die digitale Souveränität Deutschlands ist mehr als überfällig – man hat die Wichtigkeit erkannt, was positiv zu bewerten ist.


Wie ordnen Sie die Digitalisierungspläne im Koalitionsvertrag strategisch ein?

Markus Merk:

Die Inhalte im Bereich der Digitalisierung ergeben ein sehr gutes Bild des heutigen Status, was sich mit unserer Sicht des IT- und Digitalisierungsmarkts sowie der Bereiche Prozesse und IT, in denen wir unterwegs sind, deckt. Wichtig ist in der Top-down-Betrachtung, dass es ein dediziertes Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung als eigenes Ressort geben soll. Nur eine konzentrierte Instanz wird die bestehenden Probleme lösen können. Betrachtet man die Inhalte des Koalitionsvertrags aus der strategischen unternehmerischen Perspektive, finden sich dort aktuelle und wichtige Punkte, die zu Visionen und Missionen in IT- und Digitalisierungsbereichen im deutschen und europäischen Markt passen – sowohl bei IT-Anbietern als auch in den IT-Abteilungen der Unternehmen.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Umsetzung der im Vertrag formulierten Ziele?

Roland Leick:

Ambitioniert empfinde ich teilweise die gesetzten Leadership-Ziele im Bereich der Digitalisierung, da der Rückstand zu anderen Ländern erheblich ist. Diesen Rückstand aufzuholen, sollte das primäre Ziel sein. Zusammenfassend sehe ich viele gute und auch dringend erforderliche Initiativen, die in Deutschland zwingend umgesetzt werden müssen, wenn wir als europäisches Land nicht weiter auf die hinteren Plätze durchgereicht werden wollen. Problematisch ist allerdings die generelle Art der Formulierung, die wenig verbindlich ist und im ersten Schritt nur Absichtserklärungen enthält. Sollten alle diese Ideen und Ansätze Umsetzung finden, wäre das in Summe ein wichtiger Schritt nach vorne, der Unternehmen und Mitbürgern Vertrauen, Planbarkeit und Verlässlichkeit zurückgibt. Es muss aber auch alles umgesetzt werden – darin liegt die eigentliche Herausforderung. Aufgrund der fehlenden Verbindlichkeit gehe ich davon aus, dass Unternehmen weiterhin abwartend und tendenziell zurückhaltend reagieren werden und genau beobachten, mit welcher Intensität an den Themen gearbeitet wird.


Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, um aus Strategie echte Umsetzung zu machen?

Markus Merk:

​Aus aktuellen geopolitischen Erfahrungen wächst leider die Erkenntnis, dass zu große einseitige Abhängigkeiten – siehe Gas, Rohstoffe, Halbleiter, Social Media – uns in eine reaktive, defensive Position gebracht haben. Regierung und Unternehmen müssen strategisch – und das benötigt Zeit – in eine Zusammenarbeit eintreten. Weg vom Lobbyismus, der von kurzfristigen Erfolgen einzelner großer Unternehmen geprägt ist. Es braucht echte Anwendungseinheiten aus allen Bereichen des Digitalisierungsumfelds, in denen am Markt agierende Unternehmen unterschiedlicher Größe gemeinsam arbeiten, um wieder in eine aktive Gestaltungsrolle zu kommen. Aus gezielten Visionen müssen gezielte Missionen entstehen, die mit diesen Anwendungseinheiten in strategischen Projekten – gerne auch langfristig – umgesetzt werden.


Welche Bedeutung haben die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen für unsere Mandanten und für uns als IT-Berater und -Dienstleister?

Markus Merk:

Zentral ist für unsere Mandanten unterschiedlichster Branchen – und für uns als Service Provider und Cloud-Anbieter – dass die Kernaussagen des Koalitionsvertrags in konkrete Maßnahmen und Projekte mit deutschen und europäischen Unternehmen umgesetzt werden. Dazu muss die Regierung, die Unternehmen, aber auch die Gesellschaft – also jeder Einzelne – den Willen haben, diese Punkte voranzutreiben. Es braucht einen übergreifenden Mind Change, der das heutige Lemminge-Verhalten im Umgang mit beispielsweise US-amerikanischen Tech-Produkten ablegt, neu denkt – und dann umsetzt.


Welche konkreten Lösungen und Beiträge leisten wir bei Rödl & Partner, um die im Koalitionsvertrag adressierten Herausforderungen aktiv anzugehen?

Markus Merk:

Für unser Portfolio im Bereich Rödl IT Operation und cloudgermany.de ist das Kapitel „Digitales“ des Koalitionsvertrags die Bestätigung für unsere zukunftsorientierte Ausrichtung. Wir stehen bereit, unseren Beitrag für die Zukunft in Deutschland zu leisten. Wir stärken mit unserem Know-how die Cyberresilienz, wir füllen Lücken mit notwendigen Services im Cloud-Universum und bauen beispielsweise dedizierte KI-Plattformen zur Sicherung der Wissenssouveränität von Unternehmen. Ganz wichtig dabei: Wir dürfen den Blick für die heutige Situation nicht verlieren – und müssen uns trotzdem gezielt weiterentwickeln. Ganz im Sinne: das Bestehende ehren, sich dem Neuen nicht verwehren.

Unser Fazit:  ​

Die Punkte aus dem Koalitionsvertrag bieten große Chancen. Wir müssen sie gemeinsam angehen.​
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