Perspektive Family Office – Vermögenserhalt, Generationenverbund und Management

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​​aktualisiert am 7. Februar 2023 | Lesedauer ca. 3 Minuten​

    

   

Was genau macht ein Family Office?

Der Begriff des „Family Office” ist nicht gesetzlich definiert. Grob umschrieben ist ein Family Office eine Art Unternehmen, das insbesondere die strategische Verwaltung großer Familienvermögen übernimmt – und das unabhängig von Banken. Dabei umfassen die grundlegenden Leistungen regelmäßig die Überwachung der beauftragten Asset-Manager und Vermögensberater, das entsprechende Reporting sowie das Controlling und Risikomanagement.

Je nach Ausgestaltung als Single oder Multi Family Office können weitere Dienstleistungen hinzutreten: Die Koordination verschiedener (internationaler) Spezialisten wie Rechtsanwälten und Steuerberatern sowie allgemeine Dienstleistungen wie Büroorganisation, Reiseplanung oder das Sicherheitsmanagement – um nur einige Beispiele zu nennen.

Single Family Offices werden i.d.R. von einer Familie oder einem Vermögensinhaber gegründet. Als Gründer und Inhaber des Family Office legen die Vermögenden fest, welche Dienstleistungen ihr Family Office erbringen soll; die entsprechenden Schlüsselpersonen werden dann im Family Office angestellt. Wichtig ist, dass der Vermögensinhaber bzw. die vermögende Familie die Ziele und Aufgaben des Family Office konkretisieren. Klar ist, dass es „das Family Office“ nicht gibt – es lässt sich immer individuell gestalten. 

Multi Family Offices hingegen bieten ihre Dienstleistungen mehreren Auftraggebern an; sind folglich in der Ausgestaltung nicht auf ein spezielles Familienvermögen ausgerichtet.

Ab wann lohnt sich ein Family Office?

Es gibt keine festen Vermögensgrenzen für die Beauftragung eines Family Office. Erfahrungen zeigen aber, dass ein Multi Family Office – als schlanke Version in digitaler Form – seine Dienstleistungen am Markt bereits ab 100.000 Euro anbietet.

Ein eigenes Unternehmen für das Wealth Management zu gründen, verlangt zwangsläufig ein großes Vermögen, denn Kosten und Nutzen sollen in einem gesunden Verhältnis stehen. Nicht selten sprechen wir deshalb von einem Betrag von 250 Millionen US-Dollar und aufwärts.

Was sind die wesentlichen Vorteile eines Family Office?

Generell lässt sich festhalten, dass durch die Finanzkrise 2008 ein großer Vertrauensbruch gegenüber den Banken stattgefunden hat. Die Schlagkraft eines Family Office ist umso stärker, je höher die Investitionen getätigt werden können. Neben der strategischen Festlegung der Vermögensverwaltung können auch Familienwerte im Familienverbund gemeinsam erarbeitet und vereinbart werden. Ein Family Office ermöglicht zudem ein effizientes Management. Es geht hier nicht nur um die reine Geldanlage. Länderübergreifende Sachverhalte in der Vermögenanlage und in den Familienstrukturen erfordern weiteres Spezialisten-Wissen, über das ein Family Office entweder selbst verfügt oder das es über externe Spezialisten zusammenführt. Vermögensinhaber haben oftmals gar nicht die Zeit, sich dieser Fragen vollumfassend anzunehmen. Das Family Office wird in einer besonderen Vertrauensstellung tätig.

Welche Bedeutung haben Family Offices in Deutschland im internationalen Vergleich?

Der Markt wächst nicht nur in Deutschland, sondern weltweit – auch im mittleren Osten und Asien. Globale Investitionsstrategien und grenzüberschreitende Familienstrukturen werden für große Vermögen vermehrt in Family Offices gemanaged. In dieser Entwicklung spiegelt sich die Auffassung, dass Family Offices die erste Wahl sind, wenn vermögende Familien den Vermögensschutz und -erhalt für die nachfolgenden Generationen sicherstellen möchten. In den nächsten Jahren wird – bezogen auf die Anzahl sehr vermögender UHNWI-Familien (kurz für: „Ultra High Net Worth Individuals”) – ein Zuwachs von rund 40 Prozent erwartet.

Aber auch die junge Generation aus z.B. erfolgreichen Start-up-Gründern steht nach einem Exit vor zahlreichen Entscheidungen, insbesondere im Hinblick auf das neu vorhandene liquide Vermögen. Diese neue Generation fordert im Extremfall eine ganz andere Art des Family Office, allein schon aus ihrem Werdegang heraus – oftmals flexibler, innovativer, offener und auch risikoreicher und nicht zuletzt wesentlich digitalisierter.

Wie muss man sich die internationale Komponente bei deutschen Family Offices vorstellen?

Sie betrifft eigentlich alle Bereiche eines Family Office: Zum einen sehe ich die Vermögenanlage in internationalen Assets. Jüngere Generationen bewegen sich häufig früh auf internationalem Parkett und bringen frischen Wind in die Investments – oftmals strategisch längerfristig ausgerichtet in grenzüberschreitende Private Equities in Emerging Markets oder in digitale Start-ups. US-Vermögensverwalter greifen diese Entwicklung auf und sind im deutschen Markt präsenter als die Jahre zuvor.

Zum anderen führt gerade diese länderübergreifende Mobilität der nachfolgenden Generationen zu komplexen Familienstrukturen und unterstreicht den Trend hin zu multinationalen Jurisdiktionen im Family Office.

Erhebliche Auswirkungen können sich für die Besteuerung ergeben, sei es, dass Investitionen in ausländische Rechtsformen in Deutschland zu abweichenden Besteuerungsformaten führen (z.B. US LLC – Personengesellschaft versus Kapitalgesellschaft) oder dass der Wegzug ins Ausland eine Wegzugsbesteuerung auslöst.

Nicht zuletzt sorgen aber auch internationale Meldevorschriften und Transparenzvorgaben für anzupassende Prozesse und Compliance-Regelungen innerhalb der Vermögensverwaltungen.

Welche Länder sind bei deutschen Family Offices besonders beliebt?

Das ist schwer zu sagen und hängt von der Strategie des jeweiligen Family Office ab. Wir stellen verstärkt Investments im anglo-amerikanischen Umfeld fest; der US-Markt rückt bei der Diversifizierung mit illiquideren Assets, wie Private Equity, stärker in den Fokus. Real Estate Investments sind ebenfalls ein großer Bestandteil in der Vermögensanlage, wobei der Blick eher noch auf den Heimatmarkt gerichtet wird.

Interessant ist jedoch auch, in welche Strukturen Family Offices investieren. Neben den weiterhin präferierten Direktanlagen und Investmentfonds ist das Interesse von Investitionen in Private-Equity und Start-ups erheblich gestiegen.
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