Financial Modeling für Start-ups: Erfolg bei Finanzierungsrunden

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veröffentlicht am 18. September 2019 | Lesedauer ca. 4 Minuten


Zu den kritischen Erfolgstreibern bei Start-ups zählen nicht nur bahnbrechende Ideen und inno­vative Produkte, sondern auch ein solides umfassendes Konzept – der Business Plan. Er wird regelmäßig in einem Finanzmodell in Excel zusammengefasst und insbesondere bei Finanzierungs­runden von den potenziellen Investoren unter die Lupe genommen. Für ein zielführendes Pitch Deck oder für eine erfolgreiche Finanzierungsrunde sollte das Finanzmodell entsprechend der „goldenen Regeln” des Financial Modelling aufgebaut werden.

  


Was ist Financial Modeling?

Im weiteren Sinne befasst sich das Financial Modeling mit der optimalen Strukturierung von Datenflüssen – d.h. von Inputs bis Outputs – entlang einer Zeitachse. Im engeren Sinne werden mithilfe des Financial Modeling integrierte Planungen fachlich einwandfrei erstellt und benutzerfreundlich gestaltet. „Gute” Modelle in Excel werden von den professionellen Modellierern flexibel, angemessen, strukturiert und transparent (sog. „FAST”-Modelle gemäß dem etablierten „FAST”-Standard) [1]. und unter Berücksichtigung der „goldenen Regeln” des Financial Modeling aufgebaut. Nur dann, wenn die vier Kriterien eingehalten werden, kann das Finanzmodell seine Rolle fehlerfrei und kosteneffizient erfüllen: die Botschaft bzw. das Ergebnis des Business Plans belastbar zu kommunizieren.

Das Design eines Modells und die angewandten Techniken beim Modellieren sollen sicherstellen, dass das Modell kurzfristig flexibel ist, aber auch langfristig mit minimalem Aufwand angepasst werden kann. Das Modell muss es den Benutzern ermöglichen, Szenarien einzubauen und Sensitivitätsanalysen durchzuführen sowie Änderungen über einen längeren Zeitraum vorzunehmen, sobald neue Informationen verfügbar werden – auch wenn der Modellierer sich geändert hat.

Der Detaillierungsgrad eines Modells soll angemessen sein und dem Modellziel entsprechen. Demzufolge soll es die wichtigsten Geschäftsannahmen direkt und zuverlässig widerspiegeln und nicht mit unnötigen Details überladen sein.

Ein strukturierter Modellaufbau ist wesentlich, um die logische Integrität eines Modells im Laufe der Zeit zu erhalten, v.a. wenn der Modellierer sich ändern kann. Ein einheitlicher Ansatz bei der Strukturierung von Blättern, Berechnungsblöcken und einzelnen Formeln spart Zeit beim Erstellen und Pflegen, aber insbesondere auch beim Prüfen des Modells.

Professionelle Modelle sind besonders transparent und beruhen auf einfachen und klaren Formeln, die von anderen Modellierern und Nicht-Modellierern gleichermaßen verstanden werden können. Das Vertrauen in die Integrität des Finanzmodells kann nur mit einer logischen Struktur und einem klaren Layout gewähr­leistet werden. Die „goldenen Regeln” des Financial Modeling erhöhen nicht nur die Transparenz, sondern auch die Flexibilität eines Modells, sodass es im Laufe der Zeit effizient angepasst und effektiv überprüft werden kann.


Financial Modeling vor der Finanzierungsrunde

Die Erstellung und Weiterentwicklung des technischen und kommerziellen Business Plans eines Start-ups soll in allen Phasen des Unternehmens durch den Aufbau und die Erweiterung des Finanzmodells begleitet werden. Die rapide Erweiterung der „Ist”-Datenbasis sowie die starke Dynamik der KPIs erfordern ein Finanzmodell, das zum einen effizient laufend aktualisiert werden kann und zum anderen effektive Plan-Ist-Vergleiche ermöglicht. Ein strukturierter und transparenter Aufbau des Modells ist definitiv notwendig, sodass bei Eingabe der Inputs aus großen Bandbreiten belastbare Ergebnisse berechnet werden können. Neben dem üblichen „Base Case” soll zumindest auch ein „Best Case” und ein „Worst Case” im Finanzmodell wie auch im Business Plan berücksichtigt werden.

Wenn ein strukturiertes und flexibles Finanzmodell vorhanden ist, können die Outputs – als Grafiken und Tabellen – reibungslos in das Pitch Deck übernommen werden, auch wenn die Inputs regelmäßig aktualisiert werden. Im Fall eines professionellen Modells können die Ergebnisse unterschiedlicher Parameter-Sets innerhalb von Szenarien auf Knopfdruck berechnet werden. Analog zu einem adressaten­gerechten und klaren Pitch Deck soll das begleitende Modell benutzerfreundlich und transparent aufgebaut werden.

Die Struktur und die Transparenz eines Finanzmodells sind nicht nur für die internen Nutzer, während der Vorbereitung der Finanzierungsrunde, sondern auch für die externen Nutzer vorteilhaft. Falls eine Due Diligence von den Investoren durchgeführt werden soll, ist ein solches Finanzmodell extrem vorteilhaft. Erstens kann die externe Prüfung des Modells bei der Due Diligence effizient – z.T. sogar mittels spezieller Programme automatisiert für den Review von Finanzmodellen – ablaufen. Zweitens bietet das Modell eine klare Diskussionsgrundlage für die unterschiedlichen Schätzungen des künftigen Erfolgs. Nicht zuletzt ist ein solches Modell eine klare Botschaft, dass das Start-up-Unternehmen, das von den potenziellen Investoren zusätzlich finanziert werden soll, systematisch und daher adäquat gesteuert wird.

In einem finalen Schritt vor der Finanzierungsrunde wird das Start-up-Unternehmen bewertet, um ein Verhältnis zwischen der notwendigen Finanzierung und den gewährten Anteilen an dem Unternehmen zu ermitteln. Jede Unternehmensbewertung, unabhängig von der angewandten Methodik, basiert zumindest auf der Planung der (zahlungswirksamen) Erträge und Aufwendungen. Spätestens zum Zeitpunkt der Bewertung wird seitens des Start-ups oder der Investoren eine systematische Planung in der Form eines Finanzmodells erstellt. Wenn ein angemessenes und strukturiertes Modell bereits vorhanden ist, kann die Bewertung on top zur Planung modelliert und den Financial Modeling-Techniken entsprechend nahtlos integriert werden. Die Berücksichtigung mehrerer Szenarien auf Basis von flexiblen Modellen ist für die Wertermittlung insbesondere bei Start-ups von hoher Bedeutung.


Financial Modeling nach der Finanzierungsrunde

Wird ein Finanzmodell, das entsprechend den Financial Modeling-Techniken als „FAST”-Modell aufgebaut wurde, auch nach einer erfolgreichen Finanzierungsrunde benötigt ? Die Antwort ist definitiv: „Ja”. Ein solches Modell, das die Hürde der Finanzierungsrunde genommen hat, kann entweder ausgehend von der neuen Finanzierungsstruktur angepasst und anschließend laufend aktualisiert werden oder als Grundlage für die Entwicklung eines neues Modells ausgehend von einem grundsätzlich neu ausgerichteten Business Plan verwendet werden.

Denn externe Investoren, die Start-ups finanzieren, verlangen i.d.R. ein turnusmäßiges – bspw. monatliches – Reporting. Effektive Reporting-Tools sollen auch angemessen und transparent sein. Eine effiziente Erstellung des bspw. monatlichen Reportings setzt eine konsistente und benutzerfreundliche Struktur voraus. Wenn Start-ups vom ersten Tag die internen Reporting-Tools entsprechend der Financial Modeling-Techniken aufbauen, kann die im Regelfall noch nicht etablierte Finanzabteilung von den Effizienzgewinnen erheblich profitieren.

Zusätzlich können Investoren von Start-ups regelmäßige Planungsupdates, bspw. für Plan-Ist-Vergleiche, verlangen. Ein integriertes Finanzmodell ist für die Start-ups beinahe essenziell, um den Investoren eine schnelle und verlässliche aktualisierte Planung bereitzustellen. Sie gewährleisten damit eine nachvoll­ziehbare und transparente sowie kompetente Kommunikation der weiteren Planzahlen. Analog zum regelmäßigen Reporting kann das Planungsupdate nach der Finanzierungsrunde für alle involvierten Parteien effektiv und effizient – aufgrund eines hohen Automatisierungsgrads – ablaufen.

Somit kann das Financial Modeling in den unterschiedlichen Lebensphasen eines Start-ups zum Einsatz kommen. Bei der Erstellung des Pitch Deck und zwecks Bewertung der Anteile vor einer Finanzierungsrunde wird auf ein Finanzmodell zurückgegriffen. Infolge einer erfolgreichen Finanzierungsrunde steigen die Anforderungen seitens der Investoren hinsichtlich turnusmäßiger Reportings und Audits, bei denen auf strukturierte Zahlenwerke abgestellt wird. Ein schlussendlich erfolgreicher Exit beruht u.a. ebenso wie die vorherigen Finanzierungsrunden auf einem Business Plan einschließlich Finanzmodell, der geprüft und bewertet wird.


Fazit

Je früher der Grundstein des Financial Modeling beim Aufbau der später expandierenden Finanzabteilung gelegt wird, desto effizienter wird sie funktionieren und erwartungsgemäß das Kerngeschäft einerseits sowie die Investoren andererseits mit belastbaren Informationen und relevanten Entscheidungsgrundlagen unterstützen.

 



[1] Quelle: www.fast-standard.org.
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