Nachhaltigkeit in den Niederlanden: Was Sie wissen müssen

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veröffentlicht am 15. September 2022 | Lesedauer ca. 3 Minuten

von Martin Hoskens & Robin de Beus, Wesselman Accountants | Adviseurs


Mit der Ankündigung der CSRD-Verpflichtung für große Unternehmen wird die Liste der anwendbaren europäischen Gesetze und Verordnungen noch erweitert. Auch in den Niederlanden gibt es verschiedene Richtlinien bzw. Gesetze, die zur Erreichung der Klimaziele für 2030 und 2050 beitragen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das Engagement als soziale Verantwortung der Unternehmen bezeichnet, abgekürzt CSR (englisch für „Corporate Social Responsibility”). Das bedeutet, dass ein Unternehmen mit einem guten Gleichgewicht zwischen Gesellschaft, Umwelt und Rentabilität arbeitet. Wichtige Begriffe, die oft Hand in Hand mit CSR gehen, sind Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, gute Arbeitsbedingungen und soziale Rendite. Die soziale Ver­ant­wor­tung der Unternehmen wird als kontinuierlicher Prozess auf der Suche nach Ver­besserungen gesehen.


In den kommenden Jahren könnten die folgenden drei Gesetze im Zusammenhang mit CSR einen großen Ein­fluss auf die Unternehmen haben:


1. Verpflichtung zum Energiesparen

Diese Verpflichtung wurde 2019 durch den Aktivitätserlass Umweltmanagement eingeführt und gilt für alle Großverbraucher in den Niederlanden. Unternehmen, die als Großverbraucher eingestuft werden, müssen energiesparende Investitionen tätigen, wenn die Amortisationszeit 5 Jahre oder weniger beträgt. Für viele Unter­nehmen ist das eine radikale Maßnahme. Es ist oft ein zeit- und kostenintensiver Prozess – sowohl für
den Buchhalter als auch für den Berater kann das ein Element sein, das jetzt und in Zukunft Fragen aufwirft.

Ein Unternehmen wird als Großverbraucher bezeichnet, wenn er mehr als 50.000 kWh Energie oder 25.000 Kubikmeter Erdgas pro Jahr verbraucht. Bei der Umsetzung der Energiesparverpflichtung gibt es dabei drei Möglichkeiten:

  • Alle Maßnahmen mit einer Amortisationsdauer von 5 Jahren oder weniger werden durchgeführt;
  • Alle in den Listen der genehmigten Maßnahmen zur Energieeinsparung (EML) aufgeführten Sanktionen werden ergriffen;
  • Ein Teil der geltenden EML-Maßnahmen wird ergriffen.


Die EML-Maßnahmen sind in der vom Ministerium für Wirtschaft und Umwelt erstellten Liste der genehmigten Maßnahmen zur Energieeinsparung beschrieben und können online unter der entsprechenden Rubrik ab­ge­ru­fen werden. Diese Maßnahmen sind in 19 verschiedenen Sektoren unterteilt. Wenn nur ein Teil der Maßnahmen ergriffen wird, erfüllt das Unternehmen die Verpflichtung noch nicht. Für jede Maßnahme, die nicht umgesetzt wird, muss eine gleichwertige oder bessere Alternative gefunden werden.


2. CO2-Berichterstattung

Unternehmen mit mehr als 100 Vollzeitbeschäftigten müssen bis 2023 ihre CO2-Emissionen melden. Das um­fasst sowohl den Geschäfts- als auch den Pendlerverkehr, aufgeschlüsselt nach Kraftstoffarten. Pro Sektor wird ein zulässiger Höchstbetrag festgelegt. Liegen die Emissionen darüber, müssen Maßnahmen zu ihrer Redu­zierung folgen. Liegt ein Unternehmen bis 2025 immer noch über dem Standard, wird ein individueller und strengerer Standard festgelegt.


3. Energieetikett C für Bürogebäude

Ab 2023 müssen Bürogebäude, die größer als 100 qm sind, mindestens das Energielabel C haben. Das be­deu­tet, dass nicht mehr als 225 kWh pro Quadratmeter pro Jahr an fossiler Energie verbraucht werden dürfen. Wird diese Anforderung nicht erfüllt, können erhebliche Geldstrafen verhängt werden oder das Gebäude darf nicht mehr als Büro genutzt werden. Die Überwachung der Einhaltung dieser Vorschrift erfolgt durch die Gemeinde­behörden.


Besteuerung

Die Umsetzung nachhaltiger und energiesparender Investitionen ist oft mit hohen Kosten verbunden. In vielen Fällen ist das ein entscheidender Faktor für die Entscheidung, die Nachhaltigkeitsinvestitionen nicht oder zu einem späteren Zeitpunkt zu tätigen. Um dies zu verhindern, wurden in den letzten Jahren verschiedene steuer­liche Anreize, einschließlich Subventionen, eingeführt. Auf die Weise werden Unternehmer, die einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten wollen, teilweise von den hohen Kosten entlastet. Es ist jetzt möglich, für fast jede Art von Investition einen Zuschuss zu beantragen. In vielen Fällen ist es möglich, eine Rückerstattung der anfänglichen Beratungskosten zu erhalten, die Anschaffung von Solarkollektoren oder Wärmepumpen kann ganz oder teilweise vom Gewinn abgezogen werden, und es ist möglich, dass Groß­pro­jekte, die zu den Klimazielen beitragen, in hohem Maße subventioniert werden. Der „Rijksdienst Voor Ondernemend Nederland” (kurz: RVO) hat einen Online-Leitfaden veröffentlicht, in dem alle derzeitigen und künftigen aktiven Subven­tionen sowie Abzüge aufgeführt und erläutert werden. Neben den Subventionen wurden auch verschiedene Steuerabzugsregelungen eingeführt: die Innovationsbox ist ein Beispiel dafür. Das ist ein Anreiz, innovativ zu sein und kann mit niedrigeren Steuersätzen belohnt werden. Auch MIA und VAMIL sind Beispiele für Abzugs- und Abschreibungsregelungen, mit denen ein Unternehmer, der sich aktiv für Nachhaltigkeit einsetzt, sowohl einen Liquiditäts- als auch einen Zinsvorteil erzielen kann.


Green Deals

Neben den europäischen Green Deals gibt es auch eine ähnliche Initiative in den Niederlanden. Ein Green Deal auf niederländischer Ebene kann als eine Vereinbarung zwischen der Regierung und anderen Parteien, ein­schließ­lich Organisationen der Zivilgesellschaft und Unternehmen, angesehen werden. Bei Abschluss dieses Abkommens bietet die Regierung Unterstützung für nachhaltige Pläne an. Sie kann als Vermittler bei Ver­hand­lungen auftreten, Gesetze und Vorschriften anpassen oder bei der Erschließung neuer Märkte helfen.


Sektorspezifisch

Die SRA, ein Zusammenschluss von mehr als 375 Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in den Niederlanden, hat einen Zeitplan für KMU-Unternehmer erstellt. Dieser Zeitplan zeigt die künftigen Pläne und Verpflichtungen im Bereich Umwelt und Klima. Die meisten dieser Pläne ergeben sich aus dem europäischen Klimaabkommen. Der andere Teil besteht hauptsächlich aus niederländischen Umweltvorschriften. Der Zeitplan zeigt auch die Pläne für die neun Wirtschaftszweige, in denen die größten Veränderungen anstehen.

Der Zeitplan ist bei Wesselman Accountants | Adviseurs erhältlich.

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