Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland – Weiterhin positiver Ausblick

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veröffentlicht am 30. Mai 2018

 

Dr. Klaus Bauknecht kommentiert
 
Im Moment sind Trumps Zolldrohungen und die Sorge um einen Handels- bzw. Währungskrieg in aller Munde. Zwar scheint der US-Präsident mit seinen Ideen in der Weltgemeinschaft isoliert dazustehen, doch die Bedeutung der US-Wirtschaft verleiht seinen Vorschlägen Gewicht. Auch Deutschland kann sich der Thematik nicht entziehen, denn im letzten Jahr waren die USA mit knapp 9 Prozent der Gesamtexporte wichtigster deutscher Absatzmarkt. Allerdings umfasst die Globalisierung der deutschen Wirtschaft weit mehr als nur den Handel mit Gütern. Inzwischen beschäftigt der deutsche Mittelstand im Verarbeitenden Gewerbe mehr Arbeitnehmer im Ausland als im Inland. Die Produktionsprozesse haben sich globalisiert – besonders, um große und schnell wachsende Absatzmärkte effizient bedienen zu können.​
  
      

„Die Globalisierung der deutschen Wirtschaft umfasst weit mehr als nur den Handel mit Gütern.” 

 

Die Notwendigkeit Kapazitäten global auszuweiten führt zu einem ständig steigenden internationalen Investitionsbedarf des deutschen Mittelstands im Ausland. Lag das Volumen der Direktinvestitionen im Verarbeitenden Gewerbe 2007 noch bei unter 14 Prozent des Umsatzes, überschritt es 2015 die 20 Prozent-Marke. V.a. seit der Finanzkrise scheint die Dynamik deutlich zugelegt zu haben. Die mit Abstand be­deutendsten Zielländer sind die USA (28 Prozent der Direktinvestitionen), Großbritannien (12 Prozent) und China (7 Prozent) – Länder, die zum einen keine Mitglieder der Euro-Zone sind und zum anderen aktuell angespannte Handelsbeziehungen zueinander bzw. mit der EU unterhalten. So könnten die Handelspolitik von Trump und mögliche Gegenreaktionen, insbesondere von China, die deutsche Investitionsdynamik in den kommenden Jahren durchaus tangieren. Das würde die 3 großen Branchen Elektro, Maschinenbau und Chemie womöglich empfindlich treffen – speziell aber die Automobilindustrie, die rund 10 Prozent aller Direkt­investitionen des Verarbeitenden Gewerbes tätigt.

 

Allerdings machen die Größe der US-Wirtschaft, das erwartete BIP-Wachstum (2,6 in 2018 und 2,8 Prozent in 2019) sowie das hohe Maß an Rechtssicherheit die USA weiterhin und grundsätzlich zu einem attraktiven Investitionsstandort. Das gilt erst recht seit der Senkung der US-Unternehmenssteuer Ende 2017, die in Kombination mit der möglichen Einführung von höheren Zöllen sogar einen gesteigerten Anreiz für Direkt­investitionen darstellen könnte.

 

Trotzdem wird China als Ziel von Investitionen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Das chinesische Wirtschaftswachstum sollte mittelfristig weiter über 5 Prozent pro Jahr betragen und trägt schon länger 1/3 zum globalen Wachstum bei. Auch scheinen die Tage vorbei zu sein, in denen China als Billigproduzent mit Preiskämpfen versuchte, globale Marktanteile zu gewinnen: Löhne, Produktivität und Kapitalintensität steigen. Das sorgt nicht nur für höhere Kaufkraft und Wertschöpfung pro Arbeitnehmer, sondern führt auch zu einem überproportional wachsenden Investitionsbedarf. So mag zwar die Investitionsquote als Anteil am BIP (44 im Vergleich zu 20 Prozent in Deutschland) in den kommenden Jahren sinken; für deutsche Unternehmen ist China jedoch angesichts der strukturellen Veränderungen der chinesischen Industrie ein zunehmend wichtiges Investitionsziel. In dem Zusammenhang sind die jüngsten Ankündigungen von Staatspräsident Xi Jinping besonders zu begrüßen, geistiges Eigentum besser schützen zu wollen.
 

 

      

    Dr. Klaus Bauknecht

    Dr. Klaus Bauknecht ist seit April 2015 Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG, bei der er zuvor den Bereich Research für Kapital­märkte sowie strukturierte Produkte leitete. Zuvor war er bei verschiedenen Invest­ment­banken in Johannesburg als Volkswirt und Analyst tätig.
     
    Begonnen hat Dr. Bauknecht seine Karriere im südafrika­nischen Finanzministerium.

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