Erfolgreich investieren in Südafrika

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​zuletzt aktualisiert am 7. Juni 2024 | Lesedauer ca. 4 Minuten


    

  

​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Südafrika ein?

Südafrika befindet wirtschaftlich in einer schwierigen Lage. Die gesamte Wirtschaft leidet an der anhaltenden Energiekriese, der zunehmenden Probleme der Wasserversorgung, Korruption, Misswirtschaft, hohe Arbeits­losigkeit und Kriminalität.
    
Die kontrollierten Stromabschaltungen („load shedding”) haben 2023 stark zugenommen, sowohl in Häufigkeit der von load sheeding betroffenen Tage als auch in Bezug auf die Anzahl der Stunden pro Tag an denen, der Strom abgeschaltet wurde. In den letzten Monaten hat sich die load shedding Situation jedoch deutlich ent­spannt. Als Gründe werden u.a. die große Anzahl privater Investitionen in Erneuerbare Energien sowie die verstärkten Instandhaltungsbemühungen von Eskom genannt.
  
Die unzuverlässige Wasserversorgung ist ein weiteres großes Problem für die südafrikanische Wirtschaft. Durch marode Wasserinfrastruktur und Korruption kommt es zunehmend zu Ausfällen der Wasserversorgung in großen Teilen Südafrikas.
  
Für das Jahr 2024 wird eine durchschnittliche Inflationsrate von 4,9 Prozent prognostiziert. Im Vergleich dazu betrug die durchschnittliche Inflationsrate für das Jahr 2023 5,9 Prozent.
   
Trotz des aktuell geringem Wirtschaftswachstums bleit Südafrika eine der zentralen Wirtschaften Afrikas und der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Afrika. Rund 600 deutsche Firmen sind in Südafrika tätig. 
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Wie würden Sie das Investitions­klima in Südafrika beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Für deutsche Unternehmen, die in der Subsahara-Region investieren wollen, ist Südafrika nach wie vor ein attraktiver Unternehmens Standort und Tor in andere Märkte des Kontinents. 
   
Aktuell bietet der Energiesektor, insbesondere Erneuerbare Energien, aber auch Batterien und Wechselrichter sehr gute Marktchancen. Gemeinden, Industrie, Unternehmen sowie Privatpersonen sind aufgrund der intensiven load shedding Phasen stark an unabhängigen Stromversorgungslösungen interessiert und es gibt mitunter lange Wartezeiten für Installationen. 
  
Auch der Infrastruktursektor bietet großes Potential und die südafrikanische Regierung plant in Zukunft, die Privatwirtschaft enger in diesen Sektor einzubinden. 
  
Der traditionell bedeutende Bergbau bietet sehr gute Aussichten für ausländische Unternehmen. Besonders die ansteigenden Rohstoffpreise, u.a. aufgrund der starken Nachfrage aus der Volksrepublik China und das zunehmende Interesse an dem Edelmetall Platin (das ein wichtiger Bestandteil für die Antriebstechnologie auf Wasserstoffbasis ist) sagen dem Bergbausektor gute wirtschaftliche Aussichten voraus. Damit dürfte die Rohstoffindustrie weiter wachsen. 
  
Weitere große Potenziale für deutsche Unternehmen weisen daneben die Sektoren Verarbeitende Industrie (u.a. Nahrungsmittelverarbeitung und -verpackung, Getränkeindustrie, Düngemittelproduktion), Automobil­her­stellung, Petrochemie, Medizintechnik und Telekommunikation auf. 
    
Hinzu kommt die stark voranschreitende Digitalisierung, vor allem in den Bereichen Agrobusiness, Gesundheit, Bildung, Informations- und Kommunikationstechnik (Mobilfunknetze, Cloudlösungen), Handel und E-Logistik.
  

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Südafrika gegenüber?

Zu den Herausforderungen für deutsche Unternehmen in Südafrika gehört das „Broad-Based Black Economic Empowerment” (B-BBEE), das Einwanderungsrecht, die volatile Währung des Landes, sowie das load shedding. 
  
B-BBEE verfolgt das Ziel, die vormals benachteiligten Bevölkerungsschichten stärker in die südafrikanische Wirtschaft einzubeziehen. Deutsche Unternehmen sollten sich frühzeitig mit B-BBEE auseinandersetzen, denn eine angemessene B-BBEE Struktur bedarf Zeit, Expertenrat und oftmals einen lokalen B-BBEE Partner. Auch wenn B-BBEE sicherlich eine Herausforderung für deutsche Unternehmen ist, ist B-BBEE ein fester Bestandteil Südafrikas und sollte auch als Chance betrachtet werden, an der Transformation des Landes teilzunehmen.  
  
Die Rechtslage im Bereich des Einwanderungsrechts bleibt weiterhin kritisch und Entsendungen von Mitarbeitern aus Deutschland müssen langfristig sowie gut geplant und organisiert werden.
   
Das Inkrafttreten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zum 1. Januar 2023 bedeutet eine weitere Hausforderung für die betreffenden deutschen Unternehmen, die südafrikanische Zulieferer haben, da sie ihre globalen Lieferketten überdenken und sich gegebenenfalls neu aufstellen müssen. Für Südafrika sind insbesondere die folgenden Sorgfaltspflichten des LkSG von Bedeutung: Verbot der Ungleichbehandlung in der Beschäftigung und Arbeitnehmersicherheit. In Bezug die die Arbeitnehmersicherheit spielt das Risiko der ungenügenden Ausbildung eine wichtige Rolle in Südafrika. 
   

Ist ein Ende des load sheddings in Sicht?

In der Politik wird immer wieder ein zeitnahes Ende des load sheddings in Aussicht gestellt. Präsident Cyril Ramaphosa verkündete im Februar 2024, dass das Schlimmste in Bezug auf load shedding überstanden und das Ende des load sheddings in greifbarer Nähe sei. Es ist jedoch zu beachten, dass Politiker in der Vergangen­heit oftmals unrealistische Versprechen in Bezug auf ein Ende des load sheddings gemacht haben, sodass auch diese Botschaft mit Zurückhaltung aufgenommen wird. 
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Eine wichtige Hürde für die Bekämpfung des load sheddings wurde Anfang 2023 überwunden. EE-Projekte benötigen seit Anfang 2023 keine Stromerzeugungserlaubnis mehr, unabhängig von der Kapazität der Strom­erzeugungsanlage. Das Erfordernis der Stromerzeugungserlaubnis gehörte in der Vergangenheit zu den Haupthindernissen für unabhängige Stromerzeuger. Mit der Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen erkennen wir einen deutlichen Interessenanstieg deutscher Unternehmen, den südafrikanischen Markt zu betreten. Da diese neuen Projekte aber Zeit benötigen, ist davon auszugehen, dass load shedding Südafrika noch einige Jahre begleiten wird.    
  
Es gibt weitere Probleme, die ein Ende des load sheddings verhindern. In Zeiten der Stromabschaltungen werden täglich Kupferkabel und weitere Materialen des Stromnetzes im Land gestohlen, die ununterbrochen ersetzt werden müssen. Auch Misswirtschaft und Korruption innerhalb von Eskom trüben die Hoffnung auf ein Ende des load sheddings. 
   

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Südafrika weiterentwickeln?

Südafrika steht kurz vor den Wahlen. Am 29. Mai werden die Abgeordneten der Nationalversammlung sowie die Regierungen der neun Provinzen gewählt. Es ist davon auszugehen, dass diese Wahlen, die seit 30 Jahren andauernde Alleinregierung des African National Congress („ANC“) beenden wird. Unklar ist jedoch, mit welcher Oppositionspartei der ANC eine mögliche Koalition eingehen würde und welche Auswirkungen dies auf das Land haben wird. 
  
Es ist zu begrüßen ist, dass erste Fortschritte in Bezug auf die Arbeitsvisumproblematik  internationaler Unter­nehmen erreicht wurden bzw. geplant sind. Dazu gehört das neu eingeführte „Trusted Employer Scheme“. Unternehmen, die als trusted employers registriert und geprüft wurden, können Arbeitsvisa für ihre Mitarbeiter mit vereinfachten Voraussetzungen und verkürzten Wartezeiten erhalten.
  
Positiv auf die Wirtschaft, insbesondere die Tourismusbranche, wird sich darüber hinaus das geplante Remote Working Visa auswirken. Dieses Visum wird es Ausländern ermöglichen, in Südafrika zu leben und remote für einen ausländischen Arbeitgeber zu arbeiten. Die Tourismusbranche hat sich insgesamt schnell von dem durch die Pandemie verursachten Einbußen erholt und Südafrika ist insbesondere für Deutsche wieder ein interes­santes Reiseziel. 
  
Es ist davon auszugehen, dass der Anteil unabhängiger Stromerzeuger weiterhin stark ansteigen wird und der Erneuerbare Energien Sektor dazu beiträgt, das Wirtschaftswachstum des gesamten Landes anzukurbeln.
  
Südafrika wird unserer Ansicht nach weiterhin das zentrale Markteinstiegslandes des afrikanischen Kontinents bleiben. Trotz der anhaltenden Korruption und Misswirtschaft bleibt das Südafrika auch aufgrund der starken unabhängigen Justiz und hohem Grand an Rechtssicherheit ein bevorzugter Investitionsstandort.

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