Professional Services: Eine Branche mit reger M&A-Tätigkeit

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​​​​​​​​​veröffentlicht am 14. April 2025 | Lesedauer ca. 4 Minuten

 

​Der Sektor der Professional Services ist weiterhin eine überzeugende und attraktive Investitionsmöglichkeit und zeichnet sich durch wiederkehrende Umsätze, hohe EBITDA-Margen, Skalierungsmöglichkeiten und ein starkes Buy-and-Build-Potenzial aus. Die Investitionsthese in diesem Sektor ist solide und bietet ein erhebliches Potenzial für langfristige Wertschöpfung.​


Zentrale Investitionsthesen

  1. Robuste Umsätze und hohe EBITDA-Margen: Bestimmte Dienstleistungen innerhalb des Sektors sind unempfindlich gegenüber zyklischen makroökonomischen Entwicklungen und sorgen für stabile Einnahmeströme. Diese Widerstandsfähigkeit ist besonders wertvoll in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs, in denen andere Sektoren Schwierigkeiten haben, ihre Rentabilität aufrechtzuerhalten.
  2. Skalierbares Wachstumspotenzial: „Personenbasierte“ Betriebsmodelle haben in der Regel einen geringen Investitionsbedarf, bieten aber eine erhebliche Skalierbarkeit. Das bedeutet, dass Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit ohne große Kapitalinvestitionen ausweiten können, indem sie die Humanressourcen und Fachwissen nutzen, um das Wachstum voranzutreiben.
  3. Technologiegetriebener Wandel: Die Integration von KI, Automatisierung und Outsourcing steigert die Effizienz und Rentabilität. Diese Technologien senken nicht nur die Betriebskosten, sondern ermöglichen es den Unternehmen auch, innovative Lösungen anzubieten und die Bereitstellung ihrer Dienstleistungen zu verbessern.
  4. Fragmentierter Markt: Der stark fragmentierte Markt bietet starke Konsolidierungsmöglichkeiten für Buy-and-Build-Investoren, inklusive der Möglichkeit der Multiple Arbitrage. Investoren können sich die Fragmentierung des Marktes zunutze machen, indem sie kleinere Unternehmen erwerben und sie in ihr Portfolio integrieren, um Größenvorteile zu erzielen.
  5. Langfristige Wertschöpfung: Beständige Leistung, strategisches Wachstum und Anpassungsfähigkeit führen zu guten Exitmöglichkeiten. Unternehmen, die nachhaltiges Wachstum und Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Marktbedingungen vorweisen können, werden beim Ausstieg wahrscheinlich höher bewertet.


Analyse der Teilsektoren​

Buchhaltung und Audit​

  • Umsatzprofil: In der Regel wiederkehrend (externe Prüfungen) und teilweise projektbasiert (Forensik, Transaktionen). Wiederkehrende Einnahmen sorgen für einen stabilen Einkommensstrom, während projektbasierte Arbeit höhere Gewinnspannen erzielen kann.
  • Mögliche Risiken: Honorardruck, Wettbewerb, Talentmangel. Der Sektor steht unter starkem Wettbewerb und Druck zur Senkung der Honorare, was sich auf die Rentabilität auswirken kann.
  • Organische Wachstumsbereiche: KI, Automatisierung, Outsourcing, ESG, regulatorische Anforderungen. Die Einführung von KI und Automatisierung kann Prozesse rationalisieren, während ESG und regulatorische Anforderungen neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.


Dienstleistungen in IT und Tech​

  • Umsatzprofil: Eine Mischung aus wiederkehrenden (Managed Service Providers) und projektbasierten (Cloud-Migration) Umsätzen. Managed Services bieten vorhersehbare Einnahmen, während projektbasierte Arbeit lukrativ, aber schwankend sein kann.
  • Mögliche Risiken: Komplexe und rasante technische Fortschritte. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es entscheidend, mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten.
  • Organische Wachstumsbereiche: KI, Cloud Computing, Cybersicherheit. Diese Bereiche verzeichnen ein schnelles Wachstum und bieten Unternehmen, die innovativ sind und sich anpassen können, große Chancen.


Juristische Dienstleistungen​

  • Umsatzprofil: In der Regel aufgabenbasiert (Verträge, IP) mit Honoraren auf Grundlage abrechenbarer Stunden oder Festpreisen. Aufgabenbasierte Arbeit bietet Flexibilität bei der Preisgestaltung, kann aber durch den Wettbewerb beeinträchtigt werden.
  • Mögliche Risiken: Honorardruck, Wettbewerb. Der Rechtssektor steht vor der Herausforderung, das Honorarniveau angesichts des zunehmenden Wettbewerbs zu halten.
  • Organische Wachstumsbereiche: Legal Tech & AI, ESG, grenzüberschreitende Beratung, Spezialisierungen. Legal Tech und KI verändern den Sektor, während ESG und grenzüberschreitende Beratung neue Nischen schaffen.


Unternehmensberatung​

  • Umsatzprofil: In der Regel projektbasiert (Strategie) mit einem Fixhonorar oder nach Aufwand. Projektbasierte Arbeit kann sehr profitabel sein, hängt aber davon ab, ob hochkarätige Aufträge erzielt werden.
  • Mögliche Risiken: Abhängigkeit von erfahrenen Mitarbeitern, zyklische Einnahmen. Der Sektor ist in hohem Maße von erfahrenen Beratern abhängig, und die Einnahmen können je nach Wirtschaftslage zyklisch sein.
  • Organische Wachstumsbereiche: Digitale Technologie & KI, ESG, grenzüberschreitende Beratung. Die digitale Transformation und ESG treiben die Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen an, während die grenzüberschreitende Beratung Wachstumschancen bietet.

HR & Recruiting​
  • Umsatzprofil: Eine Mischung aus wiederkehrenden (Lohn- und Gehaltsabrechnung) und projektbezogenen (Personalberatung) Einnahmen. Wiederkehrende Einnahmen aus der Lohn- und Gehaltsabrechnung sorgen für Stabilität, während die Personalberatung höhere Margen bieten kann.
  • Mögliche Risiken: Konjunktur, Talentknappheit, Automatisierung. Der Sektor ist anfällig für Konjunkturzyklen und steht vor der Herausforderung, Talente zu finden und zu halten.
  • Organische Wachstumsbereiche: HR-Technologie und KI, Automatisierung, Datenanalyse. Die Einführung von HR-Technologien und KI revolutioniert den Sektor, während die Datenanalyse neue Erkenntnisse und Effizienzsteigerungen ermöglicht.​
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Überlegungen zur Financial Due Diligence

  1. Umsatzrealisierung: Verstehen, wann Umsätze erzielt werden und welche Auswirkungen dies auf die Bewertung hat. Dazu gehört die Beurteilung, ob der Umsatz im Voraus, bei Leistungserbringung, anteilig gemäß Stand der Leistungserbringung  oder am Ende des Projekts erzielt wird.
  2. Kundenkonzentration: Bewertung von Abhängigkeiten im Kundenportfolio und der Kundentreue. Eine Konzentration auf wenige Einzelkunden kann ein Risiko darstellen, wenn wichtige Kunden wegfallen oder ihre Aufträge reduzieren.
  3. Kostenerfassung: Sicherstellen, dass die Kosten im Einklang mit den Umsätzen verbucht werden und die Rentabilität der Aufträge überwacht wird. Dazu gehört auch die Überprüfung, wie Gemeinkosten auf die Projekte umgelegt werden und wie die Projektrentabilität erfasst und getrackt wird.
  4. Betriebskapital: Genaue Buchführung über unfertige Leistungen (engl.: „Work-in-Progress, WIP“) und Management von Risiken im Zusammenhang mit nicht in Rechnung gestellten Einnahmen. Die ordnungsgemäße Erfassung der unfertigen Leistungen ist entscheidend, um die aktuelle Finanzlage widerzuspiegeln und Abschreibungen zu vermeiden.
  5. Auslastungsrate: Analyse des Prozentsatzes der fakturierbaren Arbeitsstunden im Vergleich zu den insgesamt verfügbaren Stunden. Hohe Auslastungsquoten weisen auf eine effiziente Nutzung der Ressourcen hin und korrelieren mit finanziellem Erfolg.
  6. Realisierungsrate: Bewertung des Prozentsatzes der fakturierbaren Arbeit, die in Rechnung gestellt und beglichen wird. Dies hilft sicherzustellen, dass das Preismodell effektiv ist und die Einnahmen wie erwartet realisiert werden.

Fazit​​
Die Qualität der Umsätze und die Kundenkonzentration können wichtiger sein als das Umsatzwachstum. Auslastungs- und Realisierungsraten sind für die Beurteilung der Rentabilität von entscheidender Bedeutung. Abgegrenzte Umsätze und nicht abgerechnete Arbeiten müssen genauer untersucht werden. Der Einsatz neuer Technologien wird neue Möglichkeiten der Wertschöpfung eröffnen.​

Kontakt

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Rishi Daggar, ICAEW ACA

Associate Partner

+44 7590 353913

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