China erhöht schrittweise das Renteneintrittsalter – was Unternehmen und Arbeitnehmer wissen müssen

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​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 16. Oktober 2024 | Lesedauer ca. 2 Minuten


Am 13. September 2024 beschloss der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses, das Renteneintrittsalter in China schrittweise zu erhöhen. Diese Maßnahme betrifft sowohl Männer als auch Frauen und soll gleichzeitig erfolgen. Innerhalb der nächsten 15 Jahre wird das Renteneintrittsalter für Frauen in körperlich anstrengenden Berufen von 50 auf 55 Jahre, für Frauen in Büroberufen von 55 auf 58 Jahre und für Männer generell von 60 auf 63 Jahre angehoben werden. Die Erhöhung erfolgt in kleinen Schritten im genannten Zeitraum. Ab dem Jahr 2030 wird zudem stufenweise die Mindestbeitragsdauer zur Rentenversicherung von 15 auf 20 Jahre erhöht. Arbeitnehmer können höchstens drei Jahre vor Erreichen ihrer Mindest­beitrags​­jahre freiwillig in Rente gehen, jedoch nicht früher als das bisherige Renten­eintrittsalter.​


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​Die Volksregierungen auf allen Ebenen sind aufgefordert, sich aktiv mit der Überalterung der Bevölkerung auseinanderzusetzen und ältere Arbeitnehmer bei der Arbeitsplatzsuche, dem Schutz ihrer Arbeitnehmerrechte oder bei der Gründung eines eigenen Unternehmens zu unterstützen. 

Der Beschluss sieht auch eine flexible Handhabung bei der Anhebung des Renteneintrittsalters vor. Das bisher starre System, dass den Renteneintritt mit Erreichen des Rentenalters vorschreibt, wird – ebenfalls stufenweise – gelockert. Künftig soll es möglich sein, dass Arbeitnehmer auch nach Erreichen des gesetzlichen Renten­alters bis zu maximal drei Jahre (Frauen in körperlich anstrengenden Berufen bis zu fünf Jahre) weiterarbeiten können, sofern sie gesund und bereit dazu sind. Eine Ablehnung durch den Arbeitgeber ist in diesem Fall nicht möglich, das heißt Arbeitgeber dürfen Arbeitnehmer nicht zwingen, das Renteneintrittsalter gegen ihren Willen zu wählen.

Die chinesische Regierung hat einen Online-Rechner (nur in chinesischer Sprache) zur Berechnung des Renteneintrittsalters als auch der Länge der möglichen Weiterarbeit bereitgestellt. Danach errechnen sich beispielhaft folgende Renteneintrittsalter und die maximale Dauer einer möglichen Weiterbeschäftigung darüber hinaus:
  

Das Renteneintrittsalter wird schrittweise bis zum neuen, angepassten Rentenalter erhöht. Die Anpassungen erfolgen in kleinen Stufen. Zur genauen Bestimmung des individuellen Renteneintrittsalters empfiehlt sich daher die Nutzung des oben genannten Online-Rechners.​
  
Die Diskussion über die Anhebung des Renteneintrittsalters läuft in China seit einigen Jahren und ist stark umstritten. Einerseits hat China eines der niedrigsten Renteneintrittsalter weltweit. Angesichts der alternden Bevölkerung und der stetig sinkenden Geburtenrate wird die Finanzierung des Rentensystems immer schwieriger und herausfordernder. Andererseits fällt die Anhebung des Renteneintrittsalters mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zusammen und es wird befürchtet, dass sich durch die Altersanhebung die Aussichten auf eine Anstellung für junge Menschen weiter verschlechtern. Darüber hinaus spielen Ruheständler eine wichtige soziale Rolle in den Familien, insbesondere bei der Betreuung von Kindern. Neue Regelungen ermög­lichen es nun auch Kindern von Wanderarbeitern Schulen und Krankenversicherungsleistungen am Arbeitsort der Eltern in Anspruch zu nehmen, sodass Wanderarbeitnehmer ihre Kinder zumindest theoretisch mit an den Arbeitsort nehmen können. 
   
Für die Unternehmen bedeuten die Anpassungen, dass sie ihre Personalplanung überdenken müssen. Arbeitsverträge sehen in der Regel das Ausscheiden eines Arbeitnehmers mit Erreichen des Rentenalters vor. Mit Inkrafttreten des Beschlusses können Arbeitnehmer jedoch länger im Unternehmen bleiben. Es ist unklar, ob ggfs. In der Zusatzarbeitszeit in bestimmten Fällen Abfindungsansprüche entstehen können. Auf der anderen Seite können gut ausgebildete Arbeitnehmer, die aufgrund ihrer Erfahrung für das Unternehmen schwer zu ersetzen sind, länger im Unternehmen bleiben und so zum Vorteil des Unternehmens länger beschäftigt werden.
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