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„Ist das noch Wetter, oder ist das schon Klima?“ Diese Frage haben viele im vergangen Sommer mit Augenzwinkern gestellt, ich auch. Der Klimawandel ist Realität. Er spielt sich nicht nur in den Köpfen ab. Ich bin seit Jahrzehnten zu einhundert Prozent für Klimaschutz. Welche Maßnahmen daraus abzuleiten sind und über welchen Zeitraum, ist eine ganz andere Frage. Die öffentliche Diskussion ist über weite Strecken ideologisch, dogmatisch und interessengeleitet. Mündige Staatsbürger sowie verantwortungsvolle Politiker sind gefordert, die hohe Komplexität anzuerkennen. Wir müssen Lösungen finden, die Aufwand und Nutzen im Blick haben. Wer aus seiner eigenen Erkenntnis des bevorstehenden Weltuntergangs einen absoluten Wahrheitsanspruch für sich ableitet, handelt undemokratisch und v. a. unklug. Die Komplexität durch einfache Parolen plattzumachen und mit umfassenden Verboten zu reagieren, ist keine erwachsene Lösung.
Seit Jahrzehnten sind deutsche Unternehmen, gerade die mittelständischen, führend bei der Entwicklung umweltfreundlicher Technologien. Emissionsreduzierung, Abwasservermeidung und -reinigung, Energieeffizienz durch Technik und durch Verfahrensverbesserungen, klimaschonende Energiegewinnung und vieles mehr liegen gerade uns als dem Land der Ingenieure mit unserem innovativen Mittelstand. Diese wirtschaftlichen Chancen bieten sich in Zukunft ebenso, wahrscheinlich sogar verstärkt. Wir dürfen nicht vergessen, dass die deutsche Industrie in den letzten Jahren und Jahrzehnten ihre Emissionen in erheblichem Umfang reduziert hat. Als Verbraucher haben wir das nicht geschafft, im Gegenteil: Konsumentenverhalten und öffentliche Betroffenheit stehen in krassem Gegensatz zueinander.
Auf der anderen Seite sind viele mittelständische Unternehmen von einer zu hastigen Politik betroffen, die sich von der vermuteten öffentlichen Meinung vor sich her treiben lässt. Bspw. verstehe ich nicht, warum die über Jahrzehnte perfektionierte Dieseltechnologie vorschnell politisch abgeschossen wird. Die Vergleiche mit aktuellen Elektroautos in der CO2-Gesamtbilanz sind doch inzwischen allgemein bekannt. Es ließen sich noch zahlreiche weitere Beispiele aus der Industrie finden. Unter dieser Politik der unruhigen Hand leiden viele mittelständische Unternehmen und damit unsere gesamte ökonomische Entwicklung.
Vorschriften zur CO2-Reduzierung oder ein hoffentlich systematisch gut durchdachtes System von CO2-Zertifikaten zwingt zu technologischen Neuentwicklungen. Klimaschutz wird zu einem Technologieschub führen. Technologisch müssen wir unsere globale Führungsposition halten und weiter ausbauen, vielleicht in manchen Bereichen erst einmal zurückerobern. Der Gesetzgeber muss vorrangig mit Förderungen reagieren, nicht mit Verboten. Er muss mit Kompetenz und Augenmaß entscheiden und sich nicht von der Straße Maßnahmen und vorschnelle Verbote aufzwingen lassen.
Umweltschutz-Compliance führt zu einer neuen Dimension bei Investitionsentscheidungen. Früher war Umweltschutz für viele im harten globalen Wettbewerb ein reiner Kostenfaktor. Die Produktion in Schwellenländern war auch durch niedrigere Standards oder mangelhafte Durchsetzung attraktiv. Das hat sich stark verändert. Erstens haben Länder wie China heute strengere Gesetze und setzen sie auch durch. Zweitens werden die Unternehmen, die hier in Europa Waren vertreiben, zunehmend zu durchgängig transparenten Lieferketten gezwungen, müssen nachweisen, dass sie Umwelt- und Klimaschutz sowie das Verbot sog. „moderner Sklavenarbeit” beachten. Diese aktuelle Diskussion ist sehr wichtig und wertvoll, die Neuregelung muss aber auch in der Praxis umsetzbar sein. Drittens besteht bei Verstößen die große Gefahr eines gewaltigen Reputationsschadens oder der Ausschluss von öffentlichen bzw. auch privaten Aufträgen. Das wirtschaftliche Risiko kann existenziell sein. Dadurch entstehen Ansporn und Druck, die Regelungen auch einzuhalten.
…das stimmt. Sie sind ein Paradebeispiel, wie ökologische Ziele und unternehmerische Interessen miteinander vereinbart werden können. Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz ist in den Köpfen der breiten Masse angekommen, daher wächst auch das Bedürfnis Investitionen daran auszurichten. Folglich gewinnen Green Bonds, also sog. „grüne Anleihen", immer mehr an Attraktivität. Und die Investition scheint sich zu lohnen: Laut Scope Analysis erreichten global angelegte Aktienfonds mit nachhaltiger Ausrichtung im Schnitt 3,5 Prozentpunkte mehr Rendite als andere Assets.
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Prof. Dr. Christian Rödl, LL.M. (Columbia University, New York)
Rechtsanwalt, Steuerberater
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