Aus der unternehmerischen Perspektive „Der Markt in China”

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veröffentlicht am 24. März 2021 | Lesedauer ca. 4 Minuten


Die ökonomische Krise, die durch die Covid-19 Pandemie 2020 verursacht wurde und nach wie vor anhält, hat Unternehmen und Gesellschaft weltweit hart getroffen. Das vergangene Jahr war geprägt von Unsicherheit, vorsichtigem Optimismus nach der ersten Covid-19 Welle und einer erneuten Ungewissheit, die durch die zweite und mancherorts dritte Welle der Pandemie verursacht wurde. Viele Investitionen deutscher Unternehmen in China wurden durch die Pandemie entweder ganz oder zumindest vorübergehend gestoppt. Die von der chinesischen Regierung verhängten Reisebeschränkungen tragen ihr Übriges dazu bei, um die kritische Situation für deutsche Unternehmen in China weiter zu verschärfen.


Umso erstaunlicher ist es, dass deutsche Unternehmen in China durchaus optimistisch in die Zukunft schauen. Das betrifft zum einen Unternehmen, die bereits vor Ort sind und bisher bemer-kenswert gut durch die Pandemie gekommen sind. Aber auch andere Unternehmen, die bisher zwar schon mit China Berührungs­punkte hatten, jedoch noch über keine eigene Präsenz im Markt verfügen, haben ihre geplanten Investitionen in China nicht aufgegeben. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass die Investitionen deutscher Unternehmen in China nach der Krise wieder deutlich an Schwung gewinnen werden. Die positive Stimmung wird auch durch die am Anfang des Jahres 2021 von der Deutsche Handelskammer in China her-ausgegeben Geschäftsklima-Umfrage bestätigt. In der Umfrage wurden über 500 in China tätige deutsche Unternehmen über ihre allgemeine Performance sowie Business Outlook und bestehende oder zu erwartenden Herausforderungen befragt.

Aber worin liegen die Gründe für die überwiegend positive Stimmung?


Chinesisches Wachstum auf dem Weg zum Vorkrisenniveau

Zunächst ist China als erstes Land, nach einem alle Bereiche des öffentlichen Leben umfassenden Lockdown, wieder zu einer relativen Normalität zurückgekehrt. Restaurants, Schulen, Einkaufszentren, Kinos usw. sind seit langem wieder offen. Reisen im Land ist – mit Ausnahme einiger Zeit vor und nach dem chinesischen Neu-jahrsfest – fast wieder vollständig normal. Akzeptiert wird dabei, dass jeder, der am öffentlichen Leben teilnehmen möchte, ein gläserner Bürger ist. Health QR-Code, Travel Code oder Covid-Test sind Normalität.

Wie gut sich China von der Krise offensichtlich erholt hat, zeigen die Wachstumsraten, die wieder an Fahrt aufnehmen. Im Januar 2021 verzeichnete China im vierten Quartal 2020 ein BIP-Wachstum von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist das Niveau vor der Krise. Für das gesamte Jahr 2020 liegt Chinas BIP-Wachstum bei 2,3 Prozent. Deutsche Unternehmen, die in China tätig sind, profitieren davon und wachsen im Gegenteil zu ihren deutschen Mutterhäusern z.T. stark. Völlig ungewohnt aus deutscher Sicht hört man mancherorts sogar von einem Rekordjahr 2020.


Großer Binnenmarkt

Eine große Rolle für das Engagement deutscher Unternehmen in China spielt der riesige Binnenmarkt Chinas. China wird von deutschen und anderen ausländischen Unternehmen schon lange nicht mehr als reiner Produktionsstandort für den Export angesehen, sondern als ein Markt, in dem ein Standbein vorhanden sein sollte. Seit einigen Jahren sieht man, dass viele deutsche Unternehmen ihre Produktion oder Vertriebsorga­nisation gerade für den chinesischen Markt auf- oder weiter ausbauen. Verstärkt wird das durch einen mehr oder weniger vorhandenen Lokalisierungszwang. Chinesische Kunden erwarten, dass Produkte in China hergestellt werden oder (sofern sie nach China eingeführt werden) eine lokale Vertriebsorga-nisation vorhanden ist. Ein Standort in China verbessert zudem die Möglichkeit, Kooperationen und Partnerschaften mit chine-sischen Marktbegleitern einzugehen. Zudem lässt sich dadurch viel besser aufzunehmende Wettbewerbs­situationen reagieren. Bestimmte Industrien und Branchen sind zudem darauf angewiesen, dass sie unter das Label „Made in China” fallen, um im Procurement-Prozess als Lieferant angenommen zu werden. Das betrifft insbesondere die Medizintechnikbranche. Weiter bietet der chinesische Markt bestimmte Bereiche an, die noch gar nicht „bespielt” sind. In der Praxis gibt es daher keinen erkennbaren Trend, China zu verlassen oder über eine Verlagerung der Produktion nachzudenken.

Spricht man mit deutschen Unternehmen in China, ist ein klares Bekenntnis zum chinesischen Markt zu erkennen. Viele Unternehmen erwarten wachsende Umsätze sowie steigende Gewinne. Profitieren werden deutsche Unternehmen dabei sicher auch von der Stärkung bestimmter Schlüsseltechnologien durch die chinesische Regierung. Nach wie vor ist China auf den Transfer ausländischen Know-hows angewiesen. Deutsches Know-how ist in dem Zusammenhang in vielen Bereichen sehr gefragt. Auch die Automatisierung ist in China z.T. noch deutlich unterentwickelt. Deutsche Unternehmen haben mit ihrer Maschinentechnik weiterhin ein starkes Ass in der Hand.


Verbesserter regulatorischer Rahmen

Eine wesentliche Voraussetzung für die Entscheidung, nach China zu gehen, hier die Präsenz aufrecht zu erhalten oder weiter auszubauen spielt auch, dass sich in den vergangenen Jahren, der regulatorische Rahmen in China trotz allen weiterhin bestehenden Herausforderungen stetig verbessert hat. Seit Anfang des Jahres 2020 gilt das „Foreign Investment Law”, das ausländische In-vestitionen inländischen gleichstellt und Besonderheiten, denen in der Vergangenheit ausländische Investoren unterlagen, als abgeschafft. Gekürzt wurde auch kontinuierlich die Liste von Branchen und Industrien, die für ausländische Investoren nur einge­schränkt oder gar nicht zur Verfügung standen. I.d.R. bestehen mittlerweile für den klassischen deutschen Mittelstand nur noch wenig Beschränkungen im Hinblick auf Investitionen in China. Auch das Erfordernis, in bestimmten Branchen ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner einzugehen, gehört mehr und mehr der Vergangenheit an. Demgegenüber lohnt es sich in bestimmten Bereichen mittlerweile sogar, wieder auf ein Joint Venture zurückzugreifen. Ein chinesischer Partner kann dabei hilfreich sein, mit seinem vorhandenen lokalen Know-how, eine erfolgreiche Produktion aufzubauen oder Produkte über ein be-stehendes Vertriebsnetz in China zu vertreiben. Verbessert hat sich zudem der Schutz geistigen Eigentums. Und das nicht nur auf regulatorischer Ebene, sondern auch in der Praxis, wenn es darum geht seine Rechte mit Unterstützung chinesischer Behörden und Gerichte durchzusetzen.


Verbleibende Herausforderungen

Trotz allem Optimismus darf nicht übersehen werden, dass nach wie vor zahlreiche Herausforderungen für ausländische Investoren existieren und nicht alle deutschen Unternehmen die positive Stimmung teilen. Vielerorts werden chinesische Unternehmen immer noch deutschen oder anderen ausländisch investierten Unternehmen bevorzugt. Das betrifft insbesondere den Bereich von öffentlichen Ausschreibungen. Schwierig ist auch das Thema Internet und dessen Zugang und Geschwindigkeit in China.

Drängendstes Thema sind derzeit die bestehenden Reisebe-schränkungen für Ausländer. Geschäftsreisen sind aufgrund des administrativen Aufwands für Visum und Reise sowie die an-schließende mind. 14-tägige Quarantäne fast unmöglich. Viele Expat-Positionen bleiben aufgrund der Reisebeschränkungen derzeit unbesetzt – ein Umstand, den viele deutsche Investoren sogar als von der chinesischen Seite als gewollt ansehen. Eine weitere Herausforderung stellen das chinesische „Cyber Security Law” dar, dessen Zusatz- und Auslegungsbestimmungen eine Be-schränkung des grenzüberschreitenden Datenverkehrs befürchten lassen. Schließlich ergeben sich neue regulatorische Heraus-forderungen aus dem Corporate Social Credit System.


Ausblick

Insgesamt bleibt es aber dabei, dass die Stimmung deutscher Unternehmen (was ihre Zukunft in China angeht) durchweg positiv ist. Den meisten ist dabei natürlich auch bewusst, dass man nicht zu „blauäugig” sein darf und die Vor- und Nachteile, die mit einem Engagement in China verbunden sind, klar analysieren und abwägen muss, um einen wirklichen Nutzen erzielen zu können.

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