Unklare Regularien, klare Vorteile: Welchen Mehrwert Nachhaltigkeitsberichterstattung wirklich bringt

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​​​​veröffentlicht am 11. Februar 2025 | Lesedauer ca. 3 Minuten 

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Neue Berichtspflichten, wachsende Bürokratie und unklare Fristen – die Anforderun­gen rund um die Nachhaltigkeits­bericht­erstattung (CSRD, EU-Taxonomie, LkSG, CSDDD) stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Die Nachhaltig­keits­bericht­​erstattung ist komplex, und ihre Einführung aktuell von Unsicherheiten geprägt. Doch statt sich von dieser Ungewissheit lähmen zu lassen, lohnt es sich, Nachhal­tig­keits­​prozesse im unternehmerischen Kontext strategisch zu begreifen. Denn wer sich nur von den Vorschriften treiben lässt, verpasst eine entscheidende Chance. Nachhal­tig­keits­bericht­​erstattung ist mehr als ein bürokratisches Muss – sie kann zum echten Wettbewerbsvorteil werden.  
 
  

​​Erstberichterstattung: Warum viele Unternehmen den Aufwand unterschätzen ​

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen – besonders bei der erstmaligen Umsetzung. Regulatorische Vorgaben wie die CSRD/ESRS oder die EU-Taxonomie verlangen die Erhebung zahlreicher neuer Kennzahlen, deren Beschaffung und Validierung mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Dies führt zu hohen Kosten für Erhebung, Dokumentation, Prüfung und Veröffentlichung.  

Das zeigt auch eine 2024 veröffentlichte Umfrage des Deutschen Investor Relations Verbands (DIRK), an der sich 90 DIRK-Mitgliedsunternehmen beteiligt haben. Der Umfrage zufolge rechneten bereits unter CSR-RUG berichtspflichtige Unternehmen im Schnitt mit einem 50 % höheren Personalbedarf im Zuge der neuen Berichtspflichten, während die erst durch die CSRD berichtspflichtig werdenden Unternehmen den Aufwand oft unterschätzten.1  

Fokussierte Nachhaltigkeitsstrategien durch Wesentlichkeitsanalyse und Gap-Analyse 

Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein verpflichtender Baustein der ESRS und hat den Leitplanken und konzeptio­nellen Vorgaben des ESRS 1 und 2 zu folgen, was zu einem Mindestmaß an Komplexität und Umsetzungsaufwand führt. Warum also nicht die Pflichtaufgabe möglichst gut nutzen, um Mehrwert zu generieren? Während die Wesentlichkeitsanalyse dabei hilft, die relevanten Themen zu priorisieren, ist die Gap-Analyse notwendig, um eine realistische Planung von Ressourcen und Aufwand zu gewährleisten. 

Erarbeitung eines zielführenden Fundaments durch die Wesentlichkeitsanalyse  

Die sorgfältige Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse im Rahmen der CSRD-Berichterstattung ist für Unternehmen von entscheidender Bedeutung und sollte nicht als bürokratischer Aufwand, sondern als strategische Chance betrachtet werden, denn dieser Schritt kann die Grundlage für die Nachhaltig­​keits­strategie eines Unternehmens legen. 

Eine gut durchgeführte Wesentlichkeitsanalyse ermöglicht es, die Themen zu identifizieren, die für das Unternehmen und die Stakeholder von Bedeutung sind und so die Berichterstattung auf die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte zu fokussieren und unwesentliche Themen zu streichen.  

Um einen effizienten, zielgerichteten und ganzheitlichen Nachhaltigkeitsprozess implementieren zu können, der Mehrwert und Erkenntnisgewinne für ein Unternehmen liefern kann, ist es entscheidend, dass Unterneh­men im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse jene Themen identifizieren, die im Kontext der Nachhaltigkeit tatsächlich relevant für sie sind – anstatt zu versuchen, „unbequeme“ Themen zu streichen. Durch die Auseinandersetzung mit den wesentlichen Themen im anschließenden Nachhaltig­keits­bericht­erstattungs­prozess werden vertiefte Erkenntnisse in diesen Bereichen gewonnen. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern wichtige Informationen für strategische Entscheidungen, das Risikomanagement, Controlling und operative Managementprozesse, was zu entscheidenden langfristigen Vorteilen für Unternehmen führen kann. 

GAP-Analyse als Werkzeug für eine realistische Ressourcenplanung 

​Im Zuge einer Gap-Analyse lässt sich eine erste Einschätzung darüber treffen, wie viel Zeit und Ressourcen für den Berichterstattungsprozess benötigt werden. Um die Nachhaltigkeitsberichterstattung tatsächlich als Chance nutzen zu können, ist es entscheidend, den notwendigen Raum und die erforderliche Zeit dafür einzuplanen. Wird dieser Prozess ausschließlich zur zusätzlichen Mehrarbeit für einzelne Mitarbeitende, bleibt die Berichterstattung oft lediglich ein Punkt auf der To-Do-Liste. Werden der tatsächliche Bedarf und die notwendigen Ressourcen frühzeitig erkannt und gezielt eingeplant, eröffnen sich neue Perspektiven. So kann die Berichterstattung nicht nur den rechtlichen Anforderungen gerecht werden, sondern auch wertvolle strategische Erkenntnisse und langfristigen Nutzen für das Unternehmen liefern. 

Überprüfung und Optimierung von Zuständigkeiten und Prozessen 

​Viele mittelständische Unternehmen engagieren sich bereits seit Jahren in Bereichen wie Umweltschutz, Mitarbeiterbelangen und sozialer Verantwortung. Besonders in eigentümergeführten Unternehmen ist dieses Engagement oft tief in der Unternehmenskultur verwurzelt. 

Angesichts der deutlich gestiegenen regulatorischen Anforderungen ist es wichtig, die Verantwortlichkeiten und Prozesse, die oft historisch gewachsen sind, kritisch zu hinterfragen und eine klarere Ausrichtung der Nachhaltigkeitsaktivitäten sowie Optimierung der Datenerhebung und Dokumentation anzustreben. 

Eine zielgerichtete Aufgabenverteilung, die sich an den Kernkompetenzen der beteiligten Abteilungen orientiert, ist sinnvoll. Dies birgt nicht nur Potenziale für gesteigerte Effizienz, sondern eröffnet auch die Möglichkeit, neue Perspektiven und Impulse zu integrieren, die das Unternehmen strategisch weiterentwickeln können. 

Der wachsende Stellenwert von Nachhaltigkeit in Unternehmen  

​Nachhaltigkeit gewinnt in der Unternehmenslandschaft zunehmend an Bedeutung. Dies spiegelt sich auch in Studien wider. Laut dem Sustainability Transformation Monitor 2023, einer Untersuchung von angesehenen Institutionen wie der Bertelsmann-Stiftung und der Universität Hamburg, sagen 84 % der Verantwortlichen für Nachhaltigkeit in der Realwirtschaft das Thema sei „wichtiger“ oder „viel wichtiger“ geworden. In der Finanz­wirtschaft wird diese Aussage ebenfalls von 73 % der Befragten getroffen.2 

Nicht nur der regulatorische Druck, sondern auch die wachsenden Anforderungen von Kunden, Mitarbeitenden und Geldgebern sind wichtiger Faktoren für diesen Entwicklungstrend. Unternehmen sollten die eigenen Auswirkungen auf die Stakeholder sowie bestehende und potenzielle Risiken und Chancen aus den Themen der Nachhaltigkeit für das eigene Unternehmen kennen, um frühzeitig, basierend auf transparenten Daten, unternehmerische Entscheidungen treffen zu können. Die Wesentlichkeitsanalyse ist dabei ein wichtiges Element, um Mehrwert generieren zu können.  ​
 
 
1) DIRK(2024): DIRK-IR-Guide, Band XVII – CSRD/ESRS: Organisatorische Umsetzung der neuen ESG-Reporting-Pflichten​; https://www.dirk.org/wp-content/uploads/2024/06/240614_DIRK-IR-Guide-XVII-CSRD_ESRS-Organisatorische-Umsetzung-der-neuen-ESG-Reporting-Pflichten_Webversion.pdf?utm_source=chatgpt.com​
2) Universität Hamburg, Peer School for Sustainable Development, Bertelsmann Stiftung (2023): Sustainability Transformation Monitors; https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Sustainability-Transformation-Monitor_2023.pdf

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