Ecovadis, CDP, UNGC – Überblick und Zusammenspiel mit den ESRS

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​​​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 12. Dezember 2024 | Lesedauer ca. 5 Minuten 

 

In einer globalisierten Geschäftswelt mit nachhaltigen Ambitionen spielen Nach­haltig​­­​keits­­bewertungen wie EcoVadis, CDP und UNGC mittlerweile eine relevante Rolle. Im Folgenden soll ein Überblick über die drei Bewertungs­platt­formen und ihr Zusammen­​spiel mit den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) verschafft werden. Dabei wird darauf eingegangen, wie sie in das CSRD-Reporting integriert werden können und welche wesentlichen Unterschiede bestehen. Ziel ist es, Unternehmen eine Orientierungshilfe zu bieten, um ihre Nachhaltigkeits­bericht­erstat­​tung effizient zu gestalten und den Anforderungen der ESRS gerecht zu werden.
 
 
 

ESRS und EcoVadis

EcoVadis ist ein Unternehmen, das Nachhaltigkeitsbewertungen im Rahmen eines Onlinetools für Unternehmen weltweit anbietet. Es bewertet die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen in vier Hauptbereichen: Umwelt, Arbeit und Menschenrechte, Ethik sowie nachhaltige Beschaffung. Hierfür müssen Unternehmen relevante Dokumente einreichen, die ihre Antworten in einem von EcoVadis zur Verfügung gestellten Fragebogen unterstützen. Diese Dokumente können Richtlinien, Berichte, Zertifikate und andere Nachweise umfassen. Die darauf basierenden Bewertungen von EcoVadis helfen dann Unternehmen, ihre ESG-Risiken zu managen und ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. 
 
Die Integration von EcoVadis in das CSRD-Reporting (Corporate Sustainability Reporting Directive) ist möglich, da EcoVadis umfassende Nachhaltigkeitsbewertungen und Scorecards bietet, die den Anforderungen der CSRD entsprechen. Insofern spielt EcoVadis im Rahmen des CSRD-Reportings bei der Erfüllung der Anforderungen der ESRS eine unterstützende Rolle, indem es Unternehmen dabei hilft, die erforderlichen Nachhaltigkeitsinformationen zu erfassen und zu berichten. Dies umfasst auch die Einhaltung der EU-Taxonomie und der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR).
 
Hierbei wird auch der Hauptunterschied zwischen EcoVadis und der CSRD/ESRS kenntlich: Während die ESRS spezifische Standards sind, die im Rahmen der CSRD entwickelt wurden, um die Nachhaltig­keits­bericht­​erstattung in der EU zu standardisieren, handelt es sich bei EcoVadis um eine Bewer­tungs­plattform, die weltweit von Unternehmen angewendet werden kann.
 

​ESRS und CDP

Das CDP, früher bekannt als Carbon Disclosure Project, ist ein umweltorientierter Berichtsrahmen, der Unternehmen eine Plattform bietet, um Umweltdaten zu messen, zu managen und zu berichten. Es bewertet Unternehmen basierend auf ihren Bemühungen im Umweltbereich in vier Stufen, von A bis D. Aufgrund der umfangreichen Datensätze, die bei CDP zusammenlaufen, ist es vor allem als der „Gold­standard“ der Umweltberichterstattung bekannt. Der freiwillige Fragebogen, der von großen und kleinen Unternehmen, Städten, Staaten, Regionen und sonstigen Organisationen beantwortet werden kann, besteht seit 2024 aus den Themen Wassernutzung, Waldnutzung und Klimaschutz, welche zuvor in ​drei verschiedene Fragebögen aufgebrochen waren. 

Nach frühzeitiger Ankündigung einer Kooperation zwischen CDP und EFRAG bezüglich der Annäherung der Berichterstattung veröffentlichte das CDP im Rahmen der COP29 am 12.11.2024 ein weiteres umfangreiches Statement zur gemeinsamen Interoperabilität. Das CDP besitzt innerhalb seiner Frage­bögen demnach weitreichende Übereinstimmung mit dem ESRS E1-Standard (Klimawandel). Ab 2025 sollen unter anderem durch Studien und Umfragen zusätzlich Anstrengungen unternommen werden, die einer erweiterten Interoperabilität zugutekommen sollen. Als praktische Unterstützung für Anwender soll Anfang 2025 außerdem ein Mapping veröffentlicht werden, welches eine Übersicht über die Datenpunktzuordnung zwischen CDP und ESRS geben soll. Ein erstes Mapping wurde in der Zwischen­zeit bereits vom UNGC veröffentlicht. Die Doppelte Materialitätsperspektive, die sich in den ESRS wiederfindet, ist im Kontext der Berichterstattung nach CDP bereits abgedeckt. Auswirkungen sowie Risiken und Chancen sind Teil des CDP-Fragebogens.

Eine Abstimmung bezüglich der Berichterstattung ist ein bedeutender Hebel hinsichtlich von digitaler Dateneffizienz. Circa 90% der europäischen Marktkapitalisierung veröffentlicht zum aktuellen Zeitpunkt Umweltdaten über die CDP-Plattform. Ein einheitliches Verständnis vereinfacht das Reporting dement­sprechend ungemein, weil Datensätze nur einziges Mal erhoben werden müssen. Hürden in der Bericht­erstattung werden somit gesenkt. 

Der Fragebogen enthält laut CDP außerdem bereits Fragestellungen, welche sich auf die EU-Taxonomie beziehen. Zusätzlich bietet das CDP bereits seit 2024 Webinare an, welche aufzeigen, wie die Bericht­erstattung nach ESRS durch die Nutzung des CDP-Fragebogens erleichtert werden kann. 

ESRS und UN Global Compact (CoP)

Der UN Global Compact (UNGC) ist eine freiwillige Initiative der Vereinten Nationen, die Unternehmen dazu ermutigt, nachhaltige und sozial verantwortliche Geschäftspraktiken zu übernehmen. Der UNGC basiert auf zehn Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsrechte, Umwelt und Korruptions­bekämpfung. 
 
Der für Mitglieder jährlich auszufüllende Fragebogen des UNGC, der Fortschrittsbericht (Communi­ca­tion on Progress, CoP), welcher seit 2023 einen jährlichen Kurzbericht ersetzt, fokussiert sich entspre­chend der zehn Prinzipien auf die Themen Umwelt, Soziales und Governance und stellt in diesen Bereichen systematisch Fragen, aus deren Beantwortung die Entwicklung des Unternehmens hinsicht­lich Nachhaltigkeitsthemen herauszulesen ist. Im Gegensatz zu EcoVadis und CDP werden Unterneh­men in diesem Kontext allerdings keinem klassischen Scoring unterzogen. Ein starkes Engagement, welches sich aus dem öffentlich zugänglichen CoP herauslesen lässt, kann jedoch die Eintrittskarte in UNGC-Programme wie das Global Compact LEAD Programm sein. 
 
In dem CoP-Mapping des UNGC ist auf Datenpunktebene detailliert beschrieben, inwiefern die Fragen des CoP mit den Inhalten der ESRS übereinstimmen. Eine Anpassung des UNGC CoP an den ESRS zur Verbesserung der Interoperabilität ist nach aktuellem Stand jedoch nicht vorgesehen. Dennoch wartet der UNGC mit einem großen Informations- und Schulungsangebot bezüglich der Berichterstattung nach ESRS für seine Mitglieder auf.
 
Unternehmen, die Mitglied im Netzwerk des UNGC sind, haben in der Regel somit bereits erste Nach­haltigkeits­​praktiken und -strategien in den Bereichen der zehn Prinzipien implementiert, die direkt oder indirekt in den ESRS gefordert beziehungsweise abgefragt werden. Außerdem haben sich die Unterneh­men im Rahmen des Fortschrittsberichtes bereits mit der Erhebung von nachhaltigkeitsbezogenen Daten und Informationen beschäftigt. In Zusammenhang mit den ESRS spielt der UNGC (CoP) in erster Linie also eine unterstützende Rolle. 

Zusammenfassung

EcoVadis, CDP und UNGC sind führende Nachhaltigkeitsinitiativen bzw. -plattformen, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre ESG-Leistungen zu messen, zu verbessern und zu berichten. Zusätzlich werden die Unternehmen auf verschiedene Art und Weise bewertet. Die Tools fördern Transparenz und Verant­wort­​lichkeit in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance und sind nützlich für das Management von ESG-Risiken und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. Im Rahmen des CSRD-Reportings können sie unterstützend genutzt werden, um die Anforderungen der ESRS zu erfüllen, indem sie umfassende Daten und Informationen zur Nachhaltigkeitsleistung bereitstellen. Zur praktischen Unterstützung von Anwendern existieren teils bereits Mappings, die eine Zuordnung von Datenpunkten zwischen ESRS und dem entsprechenden Tool zulassen. Der Grad der Zusammenarbeit mit der EFRAG zur Förderung zukünftiger Interoperabilität variiert allerdings von Tool zu Tool. 
 
 

Tabelle 1: Überblick über die behandelten Nachhaltigkeitstools, eigene Darstellung in Anlehnung an DFGE, 2021

 
​Name
​Zweck​
​Zielgruppe
​Reichweite
​Themen
EcoVadis
​Bewertung Lieferkette/Beschaffung
​Unternehmen, Lieferanten
​Global
​Umwelt, Arbeit, Ethik, Beschaffung
CDP
​Berechnung von THG-Emissionen
​Unternehmen, Städte, Regionen, Staaten, sonstige Organisationen
​Global
​Umwelt
​UNGC CoP
​Kommunikation des Fortschrittes innerhalb der zehn Prinzipien des UNGC
​Unternehmen, Organisationen
​Global
​Menschenrechte, Arbeit, Umwelt, Korruptionsbekämpfung


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