Fit aus der Corona-Krise: Herausforderungen und Chancen

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veröffentlicht am 15. Mai 2020 | Lesedauer ca. 3 Minuten

  

​Die Corona-Krise hat viele Unternehmen unerwartet und schwer getroffen. Das Management hat mit noch nie da gewesenen Herausforderungen zu kämpfen und sieht sich sinkenden Gewinnen oder gar Verlusten sowie Liquiditätsengpässen gegenüber. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die einzelnen Unternehmen sind momentan nur zu erahnen, sodass die Zukunft vieler Unternehmen ungewiss ist. Besonders hart trifft es Unternehmen, die zum Jahreswechsel 2019/2020 bereits in Schwierigkeiten waren, da diesen manche Hilfsmaßnahmen gar nicht erst zur Verfügung stehen. Nun haben also diejenigen einen Vorteil, welche in der Vergangenheit gut gewirtschaftet und sich ein Liquiditätspolster aufgebaut haben.

  

  
Zwar werden bei Liquiditätsengpässen umfassende steuerliche Erleichterungen und Förderkredite gewährt, allerdings führen die Corona-Hilfsmaßnahmen weitestgehend nur zu einer Verschiebung der Fälligkeit bzw. Durchsetzbarkeit von Ansprüchen. Somit ist das Liquiditätsproblem nur zeitlich nach hinten verlagert, was bei den aktuell tendenziell eher kurzfristigen Überlegungen zur Aufrechterhaltung der Liquidität nicht vergessen werden darf, um gestärkt aus der Krise hervorgehen und den (erhöhten) zukünftigen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. 

 

Fit aus der Krise – aktuelle ToDos

In der akuten Phase ist davon auszugehen, dass jedes Unternehmen die kurzfristige Liquiditätsplanung eng im Blick hat. Dabei ist das nur die halbe Miete – bei der Aufnahme von Förderkrediten und der Inanspruchnahme von Stundungen muss die Rückzahlung in kommenden Wirtschaftsjahren unbedingt berücksichtigt werden. Eine mittel- und langfristige Liquiditätsplanung ist unerlässlich, um den Fortbestand des Unternehmens nachhaltig sichern zu können.
 

Ein besonders schwieriges Thema sind dabei die momentan zum Teil unterbrochenen oder eingeschränkten Lieferketten und Absatzmöglichkeiten. Hier bestehen besonders große Unwägbarkeiten, sodass sämtliche Liefer- und Leistungsbeziehungen sorgfältig analysiert werden müssen, um den zukünftigen Liquiditätsstrom sichern zu können. Das betrifft auch konzerninterne Liefer- und Leistungsbeziehungen, die über das Verrechnungspreissystem abgebildet werden. Es ist zu prüfen, ob die Zuordnung von Risiken und Funktionen noch adäquat ist und zu einer zutreffenden Ergebniszuteilung führt.
 

Sollten die Absatzwege aus einem traditionellen Geschäftsmodell heraus gewachsen sein, so ist spätestens jetzt der Zeitpunkt, sich über alternative und innovative Absatzmöglichkeiten Gedanken zu machen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Momentan ist kaum absehbar, wie lange die Krise noch anhalten wird und wie sich die (staatlichen) Schutzmaßnahmen und deren Lockerung auswirken wird. Für den Worst Case, dass es zu einem Corona-„Rückfall“ kommt, sollte jedes Unternehmen gewappnet sein.
 

Insb. die steuerlichen Erleichterungen wie bspw. zinslose Stundungen und die Herabsetzung der Vorauszahlungen für die Veranlagungszeiträume 2019 und 2020 werden momentan zum Teil pauschal und ohne sofortige Überprüfung gewährt. Es ist zu erwarten, dass in der kommenden Betriebsprüfung für die Veranlagungszeiträume ab 2019 hierauf besonderes Augenmerk gelegt werden wird. In den Anträgen muss mit der Unterschrift die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben versichert werden. Unrichtige Angaben können strafrechtliche Folgen haben (leichtfertige Steuerverkürzung oder sogar Steuerhinterziehung). Daher sollte man bei der Dokumentation der den Anträgen zugrunde liegenden Sachverhalte größte Sorgfalt walten lassen.
 

Wir verstehen eine Restrukturierung stets als Chance – optimistisch betrachtet sogar als Weg aus der Krise

Für viele Unternehmen fällt das Jahresergebnis 2020 und ggf. auch in den Folgejahren schlechter aus als ohne die Corona-Krise. Die Auswirkungen der Krise machen sich bei den Unternehmen in Abhängigkeit von Branche, Grad der Internationalisierung und Verflechtung mit Vertragspartnern dabei unterschiedlich bemerkbar. Zudem ist von entscheidender Bedeutung, in welcher Verfassung das Unternehmen bereits vor der Krise war.
 

Die Überprüfung des Geschäftsmodells kann ergeben, dass längst überfällige Restrukturierungen notwendig und gerade jetzt sinnvoll sind. Dazu kann die Bereinigung der Konzernstruktur (insb. im internationalen Kontext) gezählt werden. Daher sollte dieses Thema jetzt in die Hand genommen werden. Wegen des stark veränderten Ergebnistrends könnte ein möglicher Restrukturierungsaufwand besser gerechtfertigt werden und auch innerhalb des Unternehmens könnte die Akzeptanz für Veränderungen höher sein.
 

Unternehmensbewertungen setzen meist an Ergebnisgrößen und/oder der Liquidität eines Unternehmens an. Bei den momentan unsicheren und tendenziell eher zurückhaltenden bis negativen Zukunftserwartungen wird für viele Unternehmen ein niedrigerer Unternehmenswert festgestellt werden, was für Umstrukturierungs- und Nachfolgesituationen ein steuergünstiges Zeitfenster bedeutet. Jetzt ist die Gelegenheit, um sich neu aufzustellen. Es ist zu erwarten, dass die Corona-Krise den Markt „aufräumen“ wird. Für den Neustart sollte jedes Unternehmen bestmöglich gewappnet sein.
 

Bereit für Akquisitionen

Nicht nur unternehmensintern besteht eine Chance, sich für den Weg aus der Krise bestmöglich aufzustellen und zukünftiges Wachstum zu ermöglichen. Für viele Unternehmen wird ein niedrigerer Unternehmenswert festgestellt werden. Daher könnte sich eine günstige Chance für insb. strategische Akquisitionen ergeben, um gestärkt und gut positioniert aus der Krise herauszugehen. Möglicherweise könnte der Erwerb eines Lieferanten, Abnehmers oder auch Konkurrenten die Marktposition eines Unternehmens kräftigen.
 

Vor dem Hintergrund der ungewissen zukünftigen Entwicklung muss man bei der Kaufpreis- und Vertragsgestaltung besondere Vorsicht walten lassen, z.B. in Hinblick auf Earn-Out-Klauseln. Dabei sollten auch die Ergebnisse einer umfassenden Due Diligence einbezogen werden. Im Rahmen der Due Diligence sollte Augenmerk auf die Prüfung der bestehenden Geschäftsbeziehungen sowie auf den Versicherungsschutz gelegt werden. Weiterhin sollte geprüft werden, ob das Unternehmen sämtliche Hilfsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Krise ausgeschöpft hat und wie diese die mittel- und langfristige Ergebnis- und Liquiditätsentwicklung beeinflussen.

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