Continuation Funds und ihre Rolle im Private-Equity-Markt

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​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 23. Oktober 2024​ | Lesedauer ca. 5 Minuten​

 

Continuation Funds haben in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen und sind zu einer etablierten Strategie für Private ​​Equity-Fonds geworden. In Zeiten begrenzter Alternativinvestments bieten sie eine Lösung für das traditionelle Dilemma, dass Vermögenswerte nach Ablauf der üblichen Fonds-Laufzeit verkauft werden müssen, bevor ihr volles Potenzial ausgeschöpft ist. Dies ist besonders relevant für Investoren, die langfristig in reifere und bereits sichtbare Assets investieren möchten. Während Befürworter in Continuation Funds eine „Win-Win-Win”​-Situation sehen, gibt es auch kritische Stimmen, die diese als mögliche Marktverzerrung betrachten. In diesem Artikel wird untersucht, ob Continuation Funds tatsächlich ein effizientes Marktinstrument und einen nachhaltigen Ansatz darstellen. Dabei werfen wir einen genauen Blick auf ihre Funktionsweise, die Chancen und Vorteile, die sie für Investoren bieten, sowie auf ihre Grenzen.


Continuation Funds sind spezialisierte Fondsstrukturen, die es ermöglichen, bestehende Portfoliounternehmen über die übliche Laufzeit eines Private Equity-Fonds hinaus zu halten. Anders als bei herkömmlichen Fonds, bei denen Investments nach einer festen Laufzeit veräußert werden müssen, bieten Continuation Funds die Möglichkeit, Vermögenswerte weiterhin zu managen und deren Wertsteigerungspotenzial auszuschöpfen. Diese Fonds erwerben die Beteiligungen vom ursprünglichen Fonds, wobei oft frisches Kapital eingebracht wird, um das weitere Wachstum des Unternehmens zu fördern.

Im Gegensatz zu traditionellen Private Equity-Fonds, bei denen oft eine Vielzahl an Investitionen in unterschiedliche, noch nicht bekannte Unternehmen getätigt wird, fokussieren Continuation Funds sich auf spezifische Portfoliounternehmen, die bereits erfolgreich entwickelt wurden. Die Fonds zeichnen sich durch eine klare Investitionsstrategie aus, die den Vorteil bietet, dass Investoren auf ein bereits bestehendes Unternehmen setzen können, anstatt Kapital in neue und ungewisse Investitionen zu allokieren. Die Struktur dieser Fonds ermöglicht eine effizientere Verwaltung und kosteneffizientere Fortführung der Beteiligungen, da sie sich auf bereits erfolgreiche Unternehmen konzentrieren, was sowohl die Planbarkeit erhöht als auch Laufzeiten und Verwaltungsgebühren reduziert.

Chancen für General und Limited Partners ​

Ein Hauptvorteil von Continuation Funds ist die Möglichkeit, die Haltedauer von Portfoliounternehmen zu verlängern. Dies erlaubt es den General Partners (GPs), weiterhin an der Wertschöpfung der Unternehmen zu arbeiten, ohne diese unter Druck verkaufen zu müssen. Vor allem in Phasen, in denen sich Unternehmen in einer starken Wachstumsphase befinden, bieten Continuation Funds die Zeit, um zusätzliche operative und strategische Verbesserungen umzusetzen.


Zusätzlich ermöglichen Continuation Funds den GPs eine hohe Flexibilität. Sie bieten die Möglichkeit, Kapital für spezifische Portfoliounternehmen zu beschaffen, die weiterhin ein starkes Wachstumspotenzial aufzeigen. Dies erlaubt es, die strategische Ausrichtung des Unternehmens neu zu bewerten, potenzielle neue Akquisitionen zu tätigen und Wachstumsmärkte zu erschließen, die unter einer traditionellen Fondsstruktur möglicherweise nicht verfolgt worden wären.


Auch die Limited Partners (LPs) können von der Überführung von Portfoliounternehmen in einen Continuation Fund profitieren. Für Investoren stellt dies eine wertvolle Liquiditätsoption dar: LPs können sich für den Exit – also den Verkauf ihrer Anteile – oder für die Übertragung ihrer Anteile in den neuen Fund entscheiden. Besonders institutionellen Investoren mit festen Rückzahlungsfristen, Investoren mit begrenzter Risikobereitschaft und Investoren, die in andere Sektoren oder Strategien umschichten wollen, bietet der Exit die Möglichkeit, Gewinne zu realisieren. Zusätzlich erhalten neue und bestehende LPs die Gelegenheit, in attraktive Portfoliounternehmen zu investieren, die andernfalls an strategische Käufer verkauft worden wären und somit nicht mehr verfügbar wären.


Aktuelles Marktumfeld und Einfluss auf Continuation Funds​

Angesichts des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds – geprägt von makroökonomischen Unsicherheiten, steigenden Zinssätzen und erhöhter Volatilität auf den Kapitalmärkten – haben Continuation Funds eine noch wichtigere Rolle eingenommen. Während in früheren Marktzyklen schnelle Exits eine bevorzugte Option waren, könnte es für GPs jetzt sinnvoller sein, Unternehmen länger zu halten und deren volles Potenzial in einem besseren Marktumfeld zu realisieren.


In Zeiten, in denen die Bewertungen gedrückt sind, können Continuation Funds GPs und LPs helfen, suboptimale Verkäufe zu vermeiden. Stattdessen können sie ihre Beteiligungen strategisch verlängern, um auf ein günstigeres Marktumfeld zu warten und den Exit zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen, wenn sich die Marktbedingungen erholt haben.


Die Möglichkeit, flexibel auf Marktzyklen zu reagieren, macht Continuation Funds besonders attraktiv. Sie erlauben es den GPs, sich unabhängig vom aktuellen Druck, Unternehmen abzustoßen, voll auf die Wertsteigerung der Portfoliounternehmen zu konzentrieren.


Auswirkungen auf die Interessen und Anreize der Beteiligten​

Die Struktur von Continuation Funds kann zu einer besseren Interessenangleichung zwischen Fondsmanagern und Investoren führen. Durch die verlängerte Haltedauer haben Manager einen stärkeren Anreiz, langfristig und nachhaltig Wert zu schaffen, da ihre Vergütung häufig an die Performance des Continuation Funds gekoppelt ist. Für Anleger bedeutet dies potenziell bessere Renditen und ein geringeres Principal-Agent-Problem.


Herausforderungen und Kosten der Überführung in Continuation Funds​

Die Überführung von Vermögenswerten in einen Continuation Fund ist grundsätzlich mit Kosten verbunden. Da hierfür in der Regel ein neuer Fund gegründet wird, erfordert dies eine detaillierte und unabhängige Bewertung sowie eine Due Diligence. Dies erhöht zwar die Transparenz bezüglich der Portfoliounternehmen und deren Bewertung, aber es gilt, verschiedene Interessen zu berücksichtigen. Investoren, die einen Exit anstreben, wünschen sich eine möglichst hohe Bewertung der Portfoliounternehmen, während neue Investoren eher an einer niedrigeren Bewertung interessiert sind, um ihr Gewinnpotenzial bei einem späteren Exit zu maximieren.


Der Fair Value der Portfoliounternehmen sollte auf Grundlage gängiger Bewertungsmethoden, wie dem Multiplikatorverfahren oder dem Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF), unter Berücksichtigung von Wachstumspotenzialen, Marktbedingungen, Altlasten und potenziellen Risiken ermittelt werden. Ebenfalls ist eine gründliche und unabhängige Due Diligence – v.a. Financial sowie Tax & Legal – notwendig, da es häufig zu einem Wechsel der Investorenstruktur kommt. In vielen Fällen wird bei der Überführung von Portfoliounternehmen in einen Continuation Fund eine Warranty & Indemnity (W&I) Insurance abgeschlossen, um potenzielle Risiken, wie Gewährleistungsansprüche, abzudecken.


Auswirkungen auf PE-Firmen und deren Renditen​

Für Private Equity-Firmen ist es angesichts des aktuellen Marktumfelds besonders wichtig, abzuwägen, ob sich die Überführung in ein Continuation-Fund-Vehicle lohnt. Angesichts des hohen Zeitaufwands und der Kosten sollten klare Expansionspläne bestehen. PEs stehen unter dem Druck, Portfoliounternehmen zu verkaufen, um für zukünftige Investoren attraktiv zu bleiben. Da hauptsächlich stark performante Portfoliounternehmen in Continuation Funds übertragen werden, verschiebt sich die Gewinnrealisierung für das PE, was die historisch erzielten Renditen beeinflussen und potenziell die Attraktivität für künftige Geldgeber mindern kann.


Fazit

​Continuation Funds bieten Private Equity-Firmen und Investoren eine wertvolle Möglichkeit, die Haltedauer von Unternehmen zu verlängern und so eine nachhaltige Wertschöpfung zu gewährleisten. Sie erlauben es, flexibel auf das Marktumfeld zu reagieren und bieten Investoren eine Vielzahl von Optionen – von der Liquidität über eine Reinvestition bis hin zu langfristig angelegten Wachstumspotenzialen. Trotz der damit verbundenen Herausforderungen, wie zusätzlichen Kosten und der Komplexität der Überführung, gewinnen Continuation Funds aufgrund der Marktvolatilität zunehmend an Bedeutung.


Angesichts des aktuellen Marktumfelds, durch höhere Zinsen und einem trägen IPO-Markt, fällt es PEs aktuell schwer Unternehmen zu verkaufen. Dies erhöht den Druck auf die Firmen Portfoliounternehmen zu verkaufen und Renditen zu realisieren. Dies führt dazu, dass Continuation Funds nicht in allen Fällen ein nachhaltiges Instrument darstellen. Da das Aufsetzen des Funds auch initial mit Kosten für Bewertung und Due Diligence verbunden ist, sollte genau abgewogen werden, ob dieses Instrument eingesetzt wird. Die Relevanz der Continuation Funds könnte jedoch in den kommenden Jahren zunehmen, sobald eine langfristige Wertschöpfung wieder stärker in den Vordergrund rückt.​

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