Einführung eines neuen IT-gestützten Zollsystems in Südafrika

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Von Dominik Skalet
 
Das neue Zoll-Verwaltungssystem der südafrikanischen Finanzbehörde SARS (South African Revenue Service) stellt einen signifikanten Meilenstein für den internationalen und pan-afrikanischen Handel in Südafrika dar. Das neue System namens „Interfront” wurde erstmals Mitte August 2013 in Betrieb genommen und funktioniert seitdem einwandfrei, obwohl die Implementierung ähnlicher Systeme in anderen Ländern in der Vergangenheit immer wieder mit Problemen behaftet war. Interfront löst damit das alte IT-System ab, das seit dem Jahr 1970 in Betrieb war.
 
Doch was genau bedeutet diese Umstellung für den Handel und die Geschäftstätigkeit ausländischer Investoren in Südafrika? Zunächst einmal profitieren davon nicht nur die Finanzbehörden, sondern auch alle anderen beteiligten Handelspartner undUnternehmen, da viele zollbedingte Anliegen nun über eine moderne, umfassende und IT-gestützte Plattform gelöst werden können. Ein weiterer Vorteil ist die Minimierung des damit verbundenen Zeitaufwands und der zusätzlichen Kosten. So beinhaltet Interfront z. B. eine Risikofunktion, die automatisch erkennt, welche Transaktionen einer Prüfung unterzogen werden müssen. Anschließend kann der Zoll die versandte Ware bzw. den Container zu einer genaueren Röntgenuntersuchung weiterleiten, um zu sehen, ob weitere Eingriffe notwendig sind. Dies bringt natürlich enorme Einsparungen für den Handel mit sich, da der Zugang zu dem eingeführten Produkt schneller erfolgt und die damit verbundenen Lagerungs- und Instandhaltungskosten am Hafen, die sich gern mal zwischen 1.000 und 2.000 Euro einpendeln, eingespart werden können.
 

Prüfungsrisiko für ausländische Unternehmen steigt

Ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Systems ist die verbesserte Betriebsprüfungsfunktion, die automatisch und stichprobenartig bestimmte Einfuhren einer ausführlichen Betriebsprüfung durch den hiesigen Zoll unterwirft. Des Weiteren wurde eine gesonderte Verrechnungspreisdatenbank eingeführt, die eine Unterbewertung von Einfuhrlieferungen verhindern soll. Es bleibt allerdings abzuwarten, inwiefern diese Daten auch für die Ermittlung des steuerlich relevanten Verrechnungspreises bei Lieferungen zwischen verbundenen Unternehmen herangezogen werden. Die südafrikanische Zollbehörde hat weiterhin das papierlose „Easy Docs”- und „Easy Packer”-System entwickelt, um den Prozess der Konvertierung von Dokumenten in ein bestimmtes elektronisches Format zu vereinfachen und die Bearbeitung durch das System somit schneller und einfacher zu gestalten.
 
Andererseits stehen der südafrikanischen Finanzbehörde nun natürlich wesentlich mehr Informationen und Daten über bestimmte Einfuhren und deren Händler zur Verfügung als vor Einführung des neuen Systems. Dies wird wohl zu einem erhöhten Prüfungsrisiko für ausländische Unternehmen führen. Die beteiligten Händler sollten deshalb sicherstellen, dass eine funktionierende und finanziell gut ausgestattete Zollabteilung mit den Einfuhren betraut wird. Glaubt man den Finanzbehörden, so soll das Programm Interfront auch in Zukunft noch weiter ausgebaut und verbessert werden (z. B. durch die Einführung eines sogenannten „bevorzugten Händler / preferred trader”-Programms).
 
Der Schlüssel zum Erfolg dieses Projekts lag in der engen Kooperation der südafrikanischen Finanzbehörde mit den einzelnen Händlergruppen und Unternehmen, die bereits vorab in den gesamten Planungs- und Entwicklungsprozess eingebunden wurden. Das Projekt startete im Jahr 2010 und wurde durch dauerhafte und systematische Kommunikation mit den einzelnen Vertretern stetig verbessert – bis zum Startschuss am 17. August 2013. Es wundert daher nicht, dass die Einführung von Interfront so reibungslos verlief.
 
Die südafrikanischen Zollbehörden bearbeiten jährlich circa 5,5 Millionen Zollanträge mit einem Bearbeitungswert von circa 2,5 Trillionen Rand. Diese Zahlen betonen nicht nur die Wichtigkeit und enorme wirtschaftliche Reichweite der Änderungen, sondern besagen auch, dass im Durchschnitt circa 4,3 Millionen Container innerhalb einer Küstenlänge von 4.862 Kilometern (und einem Straßennetz von 2.798 Kilometern), 10 Seehäfen, 8 Flughäfen, 1 Binnenhafen, 17 Grenzen der SACU (Southern African Customs Union) und 35 nicht ausgewiesene Grenzen von circa 3.000 Zollmitarbeitern verwaltet werden.
 
Insgesamt war die Einführung des neuen IT-gestützten Zollsystems in Südafrika ein voller Erfolg und ein wichtiger Schritt, um den afrikanischen Handelsmarkt weiter zu modernisieren und insbesondere Südafrikas Stellung als „Tor nach Afrika” zu stärken.

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Klaus Bornebusch

Chartered Accountant (Südafrika), Auditor (Südafrika), Tax Consultant (Südafrika), Assessor (Südafrika)

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