Nachhaltige Abwasserwirtschaft: Herausforderungen und Strategien für die Zukunft

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​​​​​​​​​veröffentlicht am 31. Januar 2025

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat neue Daten und Grafiken zur Abwasserentsorgung in Deutschland veröffentlicht. 

Die Zahlen verdeutlichen, dass trotz hoher Standards in der Abwasserbehandlung wesentliche Herausforderungen bestehen. Der Klimawandel, die demografische Entwicklung und die steigenden Anforderungen an die Infrastruktur erfordern gezielte Investitionen und Anpassungsmaßnahmen. Eine detaillierte Analyse der Daten zeigt, welche Bereiche dringend verstärkte Aufmerksamkeit erfordern, um eine nachhaltige und effiziente Abwasserentsorgung langfristig zu gewährleisten.

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Infrastruktur und Klimaanpassung als Schlüsselfaktoren

In Deutschland hat sich das öffentliche Abwassernetz seit 2001 deutlich verändert. Während die Länge der Kanäle im Mischsystem in dieser Zeit relativ stabil blieb, verzeichneten Schmutzwasser- und Regenwasserkanäle einen signifikanten Ausbau. Dieser Trend zeigt eine langfristige Verschiebung hin zu Trennsystemen, die eine effektivere Abwasserbehandlung und eine bessere Handhabung von Niederschlagswasser ermöglichen.1 Die Daten zeigen, dass eine hohe Fremdwassermenge von 1.562 Millionen Kubikmetern, die 17 Prozent der gesamten Abwassermenge ausmacht, die Kapazitäten der Kläranlagen belastet.2 Niederschlagswasser und Infiltrationen tragen wesentlich zu dieser Belastung bei, was die Notwendigkeit unterstreicht, die Abwassersysteme gezielt an die Herausforderungen durch Starkregenereignisse und andere klimatische Veränderungen anzupassen. Um Überflutungen in urbanen Gebieten zu vermeiden und die Funktionsfähigkeit der Abwassernetze auch bei extremen Wetterlagen zu gewährleisten, sind gezielte Investitionen in Regenrückhaltebecken, Überlaufkanäle und moderne Steuerungstechnologien unerlässlich. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Stabilität und Effizienz der Abwasserbehandlung auch in Zukunft sicherzustellen.


Abwasserbehandlung: Hohe Standards, aber mit Optimierungspotenzial

Die Abwasserbehandlung in Deutschland erfolgt auf einem hohen Niveau. Über 90 Prozent des behandelten Abwassers werden durch biologisch-mechanische Verfahren gereinigt, die häufig Denitrifikation und Phosphorentfernung einschließen.3 Allerdings verfügen bislang nur wenige Anlagen über eine vierte Reinigungsstufe, die speziell darauf ausgelegt ist, Mikroschadstoffe wie Arzneimittelrückstände oder Mikroplastik zu entfernen. Aktuell (Stand Dezember 2023) sind bundesweit lediglich 54 kommunale Kläranlagen mit dieser zusätzlichen Technologie ausgestattet.4 Angesichts zunehmender Umweltanforderungen wird die Erweiterung dieser Technologien immer dringlicher. Diese Umrüstungen sind notwendig, um die Wasserqualität zu sichern und den Vorgaben der neuen EU-Kommunalabwasserrichtlinie zu entsprechen, welche ab 2025 in Deutschland umgesetzt wird.5

Empfehlungen für die Zukunft: Nachhaltigkeit im Fokus

Die Analyse der BDEW-Daten zeigt, dass die deutsche Wasserbranche verstärkte Anstrengungen unternehmen muss, um ihre Leistungsfähigkeit auch in Zukunft beizubehalten. Dazu sollten folgende Punkte priorisiert werden:


Förderung innovativer Technologien

Die Nachrüstung von Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe ist essenziell, um Mikroschadstoffe wie Arzneimittelrückstände oder Mikroplastik aus dem Abwasser zu entfernen. Zusätzlich kann die Zusammenarbeit mit regionalen Technologieanbietern dazu beitragen, kosteneffiziente und passgenaue Lösungen für die jeweilige Infrastruktur zu entwickeln.


Effektive Regenwasserbewirtschaftung

Der Ausbau von Trennsystemen, bei denen Regenwasser getrennt vom Schmutzwasser behandelt wird, sollte priorisiert werden. Regenrückhaltebecken und Versickerungsflächen können gezielt eingesetzt werden, um die Belastung der Kanalisation bei Starkregenereignissen zu senken. Begrünte Dächer oder Regenwassernutzungsanlagen bieten darüber hinaus die Möglichkeit, Regenwasser direkt vor Ort zu speichern und zur Bewässerung oder Kühlung einzusetzen. Diese Maßnahmen fördern eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und entlasten langfristig die Abwassersysteme.


Sensibilisierung der Bevölkerung

Die Sensibilisierung der Bevölkerung ist ein zentraler Hebel, um Schadstoffeinträge ins Abwasser zu verringern. Informationskampagnen könnten den Fokus auf die richtige Entsorgung von Chemikalien und Arzneimitteln legen, um eine Verschmutzung der Gewässer zu verhindern. Gleichzeitig kann die Nutzung von Regenwassersystemen in Haushalten oder die Einsparung von Trinkwasser durch gezielte Aufklärung verstärkt werden. Lokale Veranstaltungen oder digitale Plattformen bieten eine gute Möglichkeit, das Engagement der Bürger zu steigern und nachhaltige Verhaltensweisen zu fördern.


Bei Fragen melden Sie sich gern!​






Quelle:



1 Entwicklung des Kanalnetzes nach Art der Kanäle ab 2001 (Destatis; Stand: 02/2023)​​​​

2Abwassermengen (BDEW, 13.01.2025)
3 Abwasserbehandlung und Aufbereitung (BDEW, 09.01.2025)
Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage, Anfrage 73. (Deutscher Bundestag, 13.10.2023)
​5 Kommunalabwasserrichtlinie (KARL)

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Zijie Zhou

M.Sc. Wasserwirtschaft, Consultant

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