Wenn aus Theorie Praxis wird: Ein Perspektivwechsel - Teil 1

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„Theorie und Praxis…“

​Ein oft gehörter Satz, mit dem süffisant belächelt wird, wie weit weg das Gelernte vom „echten Leben" doch ist. Am Institut für Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität sieht das anders aus: Bereits seit 25 Jahren bietet sie das Seminar „PROBAS" an. Studierende, TU und erfahrene Profis verschiedener Unternehmens­beratungen stellen sich gemeinsamen Aufgaben, wie es ein Prozess- und IT-Projekt in der Wirtschaft tut. Die etwas sperrige Bezeichnung mit der langen Tradition steht für „Projektseminar für betriebs­wirtschaftliche Anwendungssysteme". Als Ausbildungspartner steuert Rödl & Partner Training, Coaching und tatkräftigen Support im Bereich Datenanalyse bei.

Bereits kurz nach meinem Start bei Rödl & Partner fragten mich Teamkollegen – selbst PROBAS-Alumni – ob ich bei PROBAS unterstützen könnte. Mit meiner Erfahrung als Industriekaufmann, Trainer und BW-Berater konnte ich nicht nein sagen, und so übernahm ich neben den bestehenden Tätigkeiten für das staatliche Rechenzentrum eines EU-Landes und für ein mittelständisches Traditionsunternehmen auch regelmäßige Coaching-Sessions mit Studierenden.

 

PROBAS: Was ist das?

 

PROBAS ist eine Modellfirma mit einem echten ERP-System (Enterprise Ressource Planning) vom Marktführer SAP, das alle kaufmännischen Grundprozesse abbilden kann. Ein angeschlossenes Business-Warehouse-System (BW-System) erlaubt das Zusammenführen und Aufbereiten der Daten, die im Unternehmen anfallen (und weit darüber hinaus). Berichte aus dem BW können - je nach Zielgruppe - völlig unterschiedlich aussehen. Der detailbewusste Controller möchte Zahlen bis hinab zum einzelnen Geschäftsvorfall analysieren, sein Management benötigt dagegen präsentable Aussagen zu Trends, Ursachen und Prognosen. PROBAS bietet damit eine echte Spielwiese für Studierende, die eine „volle", konzerntaugliche IT-Landschaft kennenlernen möchten. Es sind Persönlichkeiten, sich an die Details eines komplexen Systems trauen (bis hin zur Programmierung), und gleichzeitig den Blick für das Ganze behalten. Angehende Fachkräfte, die Fähigkeiten sammeln, die aktuell gefragt sind wie nie.

 

In jedem Semester gilt es, eine Semesteraufgabe zu bearbeiten. Aufgaben aus vorherigen Semestern waren beispielsweise:

  • die Anbindung eines externen Shopsystems,
  • die Migration auf die aktuelle Technologie mit S/4HANA und BW/4HANA
  • flexibel erweiterbare Datenextraktion aus dem ERP
  • Bestandsreporting der Warenlogistik in Anlehnung an den HANA-optimierten Business Content.
 

PROBAS: Was bringt das?

 

So ein Seminar verbindet: Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen bringen unterschiedliche Methodiken mit und tauschen betriebswirtschaftliches Prozesswissen und IT-technisches Knowhow aus. Entsprechend bunt war der Start in den letzten beiden Semestern, die ich begleitet habe. Eine der ersten Aufgaben in jedem Semester ist es, die „Unternehmenskultur" zu setzen: Fortgeschrittene helfen den Einsteigern, die ERP-Gruppe führt die BW-Gruppe durch die logistische Kette, umgekehrt stellt die BW-Gruppe die Anforderungen für die zu übermittelnden Daten und bereitet Zusammenhänge auf. Spicken und Googlen ist erwünscht, vor allem aber das Ausprobieren am Livesystem. Am Ende läuft es fast wie in einem echten Unternehmen: Teamübergreifend, mit echten Unschärfen und Missverständnissen, und mit gemeinsamem Lernerfolg.

 

Während sich die Einsteiger mit der Technik und der SAP-Denkweise vertraut machen, sind die Fortgeschrittenen zunehmend selbständig unterwegs. Als Coach macht es einfach Spaß, zu beobachten, wie sich der Horizont der Studierenden von Woche zu Woche weitet: Die Fragen beschäftigen sich immer weniger mit Buttons und Transaktionscodes. Stattdessen lernen sie, zu „modellieren": Aus den Übungsbeispielen werden mit der Zeit Lösungsmuster und grundsätzliche Herangehensweisen. Die Studierenden lösen nicht mehr nur eine (prüfungsrelevante) Aufgabe, sondern entwickeln sich (zumindest ein kleines bisschen) zum Berater und Ideengeber. Die Orientierung an skalierbaren Standards und solider Software-Architektur ist nur ein kleiner Teil des Stoffes, der auf keinem Lehrplan steht.

 

Und nach dem Zertifikat?

 

Wenn sich die beruflichen Wege trennen, würden Sie nicht die Kontaktdaten mit Kollegen austauschen, mit denen Sie gut zusammengearbeitet haben? „Man sieht sich immer zweimal" – für Business Intelligence Berater gilt das besonders. Und so ist auch PROBAS eine gute Plattform für Studierende und Unternehmen, sich wieder zu sehen; zum Beispiel als Werkstudent/Werkstudentin oder Junior Consultant.

 

Entsprechend beobachte ich als Mentor einer Studierendengruppe nicht nur das Arbeitsergebnis, sondern auch den Weg dorthin: Wer von den Studierenden bringt mit seinen Fähigkeiten andere voran? Wer motiviert? Wer wird künftig eher Techniker, wer Berater und wer eher Anwender mit profundem Domänenwissen? Besser und entspannter als jedes Bewerbungsgespräch oder Assessment Center bringt ein solches Seminar Klarheit für die Studierenden und Beratungsunternehmen. Vielleicht spart es sogar manchen beruflichen „Umweg". 


Coaching hält jung

 

Ein guter Berater entwickelt sich ständig weiter – dadurch profitieren auch die Kunden. Andererseits „schleifen" sich Methodiken auch „ein". Seminarteilnehmer, die Selbstverständlichkeiten hinterfragen, sind da ein guter Ausgleich. Ein Seniorberater sollte also Mentor bleiben. Eine der „Belohnungen" ist fitter Zuwachs im Team. Meine Kollegin Franziska Burgschat ist so ein „Zuwachs". Erst war sie PROBAS-Teilnehmerin, nun ist sie Kollegin und unterstützt unser Team als Werkstudentin. Aber lesen Sie selbst – im nächsten Blogbeitrag schildert Franziska Ihre Sichtweise als Werksstudentin und PROBAS-Teilnehmerin.

Kontakt

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Thomas Keller

Consultant SAP BI

+49 911 1807 870

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