Mediation vor Gericht: Die wichtige Rolle des Begleitanwalts

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veröffentlicht am 6. Juli 2023 | Lesedauer ca. 3 Minuten


Mit seiner wegweisenden Äußerung, „[e]ine zunächst streitige Problemfrage durch eine einverständliche Lösung zu bewältigen, ist auch in einem Rechtsstaat grundsätzlich vorzugswürdig gegenüber einer richterlichen Streitentscheidung“, hat das Bundes­verfassungs­gericht im Jahr 2007 auch der gerichtlichen Mediation Vorschub geleistet. Gemäß § 278 Abs. 5 BGB kann das streitentscheidende Gericht einen Rechtsstreit zur Förderung der gütlichen Streitbeilegung an den Güterichter verweisen. Damit ist den Parteien der Weg für ein gerichtliches Mediationsverfahren eröffnet. Doch welche Rolle nimmt eigentlich der das Verfahren begleitende Rechtsanwalt ein? Ist eine anwaltliche Begleitung des Mediationsverfahrens überhaupt von Nöten? Und über welche Fähigkeiten und Kenntnisse sollte der Anwalt verfügen? Diese Fragestellungen wird der nachfolgende Beitrag näher beleuchten.

  

Beratung im Vorfeld des gerichtlichen Mediationsverfahrens

Vor Beginn des Mediationsverfahrens berät der Anwalt seinen Mandanten über die Vor- und Nachteile des Verfahrens bezogen auf den konkreten Streitfall. Nur auf diese Weise ist der Mandant in der Lage zu ent­scheiden, ob er in seiner konkreten Situation an dem freiwilligen Mediationsverfahren teilnehmen möchte. 
Des Weiteren erläutert der begleitende Rechtsanwalt den Ablauf des Verfahrens und analysiert die Situation in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht. Er informiert seinen Mandanten sodann über die rechtlichen Rahmen­bedingungen und erläutert die möglichen Konsequenzen bestimmter Vereinbarungen. Außerdem kann er dafür sorgen, dass die Erwartungen des Mandanten an das Verfahren zwar positiv, jedoch auch realistisch bleiben. Bereits im Rahmen der konstruktiven Beschäftigung mit dem Konflikt in Vorbereitung des Verfahrens können sich sodann erste Lösungsansätze entwickeln.
 

Begleitung im gerichtlichen Mediationsverfahren

Der Begleitanwalt bereichert das Mediationsverfahren um seine Erfahrungswerte. Die Kenntnisse hinsichtlich des konkreten Ablaufs des Mediationsverfahrens sowie seine Erfahrungswerte mit Mediationsverfahren ermöglichen es dem Mandanten sich rein auf die Sachinhalte zu konzentrieren. Mit einem versierten Begleiter an der Seite, kann er sich weitgehend entspannt durch das Verfahren führen lassen.
 
Des Weiteren kann der Rechtsanwalt seinen Mandanten bei der Kommunikation mit der gegnerischen Partei und dem Mediator unterstützen. So kann er beispielsweise helfen, Missverständnisse zu klären, Fragen zu stellen und Informationen auszutauschen. Der Anwalt hilft dabei, eine konstruktive und respektvolle Kommunikation zu fördern, um eine positive Atmosphäre für die Verhandlungen zu schaffen.
 
Zudem kann der begleitende Anwalt auch als Verhandlungsführer auftreten und mit dem Gegenüber ver­handeln. In diesem Fall vertritt er die herausgearbeiteten Interessen seines Mandanten und versucht, eine für diesen günstige Lösung herbeizuführen. Der Anwalt kann dabei Verhandlungsstrategien entwickeln, Optionen abwägen und bei der Ausarbeitung einer möglichen Vereinbarung helfen.
 
Sofern die Parteien eine Lösung gefunden haben, obliegt es dem Begleitanwalt, sie in rechtlicher Hinsicht zu prüfen. Der begleitende Anwalt muss sicherstellen, dass der gefundenen Lösung keine Rechtsgrundsätze oder Vorschriften entgegenstehen. Zudem muss er mit seiner rechtlichen Expertise sicherstellen, dass sein Mandant – jedenfalls nicht unwissentlich – keine für ihn rechtlich negativen Vereinbarungen trifft.

Nachsorge nach dem gerichtlichen Mediationsverfahren

Der Rechtsanwalt wird seinen Mandanten anschließend auch bei der konkreten Umsetzung der vereinbarten Lösungen unterstützen. Zudem stellt er sicher, dass die Vertraulichkeit des Mediationsverfahrens gewahrt wird. Er informiert seinen Mandanten über die Vertraulichkeitsregeln und sorgt dafür, dass vertrauliche Infor­mationen nicht nach außen gelangen. 

Besondere Fähigkeiten und Kenntnisse des Begleitanwalts

Die anwaltliche Begleitung im gerichtlichen Mediationsverfahren erfordert spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse. Ein Begleitanwalt sollte über eine fundierte Ausbildung und Erfahrung in der Mediation verfügen, um den Prozess effektiv unterstützen zu können. 
  
Zunächst sollte er ein Verständnis für die Grundsätze und Techniken der Mediation haben. Das umfasst die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Interessen der eigenen Mandantschaft zu erkennen und zu vertreten, während er gleichzeitig den Prozess der gemeinsamen Problemlösung unterstützt. Der Anwalt sollte in der Lage sein, Konfliktparteien dabei zu helfen, Kommunikationsbarrieren zu überwinden und konstruktive Lösungen zu finden.
  
Kernaufgabe des Begleitanwalt ist es zudem, dass er über ein fundiertes Verständnis des anwendbaren Rechts verfügt, um seine Mandanten über rechtliche Rahmenbedingungen und die Vor- und Nachteile möglicher Lösungen oder Lösungsansätze informieren zu können. 
 
Darüber hinaus sollte der begleitende Rechtsanwalt in der Lage sein, eine neutrale und unparteiische Rolle einzunehmen, um das Vertrauen der Konfliktparteien zu gewinnen. Seine Aufgabe besteht darin, die Interessen seines Mandanten zu vertreten, jedoch ohne den Mediationsprozess zu beeinträchtigen oder zu stören. Gerade diese Aufgabe erfordert ein sehr hohes Maß an Fingerspitzengefühl. Wissen zum Mediationsverfahren und Kenntnisse der Tools der Mediation können dabei helfen, diesen Balanceakt zwischen Förderer der Lösungs­findung und Vertreter der Parteiinteressen zu stemmen.
  

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die anwaltliche Begleitung im gerichtlichen Mediationsverfahren nahezu unerlässlich ist. Der Begleitanwalt sollte in jedem Fall über besondere Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, wie insbesondere Mediationskompetenz, fundierte Rechtskenntnisse und Konfliktlösungskompetenz. Mittels seiner besonderen Expertise wird es dem anwaltlichen Vertreter gelingen, für seinen Mandanten eine entspannte und angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, um auf diese Weise die Konfliktlösung zu befördern. Damit ist er seinem Mandanten eine wertvolle Unterstützung vor, im und nach dem gerichtlichen Mediationsverfahren.
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