fiberdays25: Glasfaserwirtschaft zwischen strategischer Neuausrichtung, Investitionslogik und Netzwerkqualität

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​​veröffentlicht am 17. April 2025

 

Glasfaser ist mehr als nur Infrastruktur – sie entwickelt sich zunehmend zur Plattform für digitale Geschäftsmodelle, regulatorische Rahmenbedingungen und Investitionsentscheidungen. Die fiberdays 25 verdeutlichten eindrücklich, wie sich die Branche neu ausrichtet, um wirtschaftlich tragfähige und zukunftssichere Netze zu schaffen. Warum Kooperationen, Open Access und Netzdokumentation dabei im Zentrum der Debatte stehen, analysieren wir in unserem Rückblick auf das zentrale Branchenevent.


​Inmitten des neuen Messe-Settings in Frankfurt boten die fiberdays 25 nicht nur eine beeindruckende Ausstellungsfläche, sondern vor allem eine Plattform für konkrete Impulse und den Austausch neuer Ideen sowie innovativer Konzepte. Zahlreiche hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen – unter anderem mit Vorständen und Geschäftsführern großer Telekommunikationsunternehmen, Stadtwerkegruppen und Infrastrukturfonds – sorgten für volle Reihen. Das Publikum hörte aufmerksam zu, denn die dort formulierten strategischen Kernthemen sind weit mehr als Debattenstoff: Sie bestimmen die Agenda der kommenden Ausbaustufen – auch auf der Netzebene 4 (NE4), die zunehmend zum entscheidenden Erfolgsfaktor wird.


Ein zentrales Thema war die Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ob horizontal zwischen Telekommunikationsunternehmen oder vertikal in der Zusammenarbeit mit Materiallieferanten, Tiefbaupartnern und Dienstleistern – die gemeinsame Botschaft lautete: Nur durch abgestimmtes Vorgehen lassen sich Skaleneffekte erzielen, Kapazitätsengpässe überbrücken und die Ausbaugeschwindigkeit erhöhen. Kooperation gilt nach wie vor als Schlüssel für Effizienz, Qualitätssicherung und Risikominimierung – ein Verständnis, das sich mittlerweile über die klassischen Betreibergrenzen hinweg durchgesetzt hat.


Die Perspektive der Investoren prägte viele Diskussionen. Deutlich wurde, dass der Erfolg zunehmend am positiven Cashflow gemessen wird, was Investitionsentscheidungen künftig noch stärker beeinflusst. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Netzebene 4: Es reicht nicht, Kunden nur technisch zu erreichen, sie müssen auch nachhaltig aktiviert werden (Take-Rate). Open-Access-Modelle gelten hier als entscheidend, um durch Anbietervielfalt den Kundenhochlauf zu beschleunigen und gleichzeitig Überbau zu vermeiden. Die Öffnung der Netze dient somit nicht nur der Monetarisierung ungenutzter Kapazitäten, sondern reduziert auch strategisch Überbauungsrisiken.


Ergänzt wurde dies durch Einblicke in aktuelle Marktentwicklungen, insbesondere im Tiefbausektor. Die angespannte Lage – verursacht durch kontinuierlich steigende Baukosten, fehlende Fachkräfte und limitierte Tiefbaukapazitäten – stellt viele Projekte vor erhebliche Herausforderungen. Besonders kleinere Anbieter, die über keine langfristigen Rahmenverträge verfügen, sehen sich teils drastischen Kostensteigerungen ausgesetzt – mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Rentabilität des eigenwirtschaftlichen Ausbaus. Diese Entwicklung verdeutlicht die Relevanz koordinierter Genehmigungsprozesse, eines differenzierten Mixes an Verlegemethoden, sowie der gezielten Mitnutzung bestehender Infrastrukturen.


Ein Thema, das in diesem Jahr nochmals an Schärfe gewonnen hat, ist die Netzdokumentation. Zwar begleitet das Thema die Branche seit Jahren, doch im Zuge steigender Anforderungen an Fördermittelvergabe, Netztransaktionen und ESG-konforme Investitionen nimmt die Netzdokumentation heute eine strategisch neue Rolle ein. Neben der operativen Relevanz für das Netzmanagement rückt sie zunehmend in den Fokus von Bewertung, Finanzierung und Compliance. Insbesondere im Fördermittelkontext ist die Dokumentation Voraussetzung für die ordnungsgemäße Mittelverwendung und kann im Falle unvollständiger Angaben zu Rückforderungen führen. Hier wird sich die Branche künftig verstärkt auf digitale Standards und durchgängige Datenmodelle stützen müssen – nicht zuletzt, um Investoren, Fördermittelgebern und Regulierern gegenüber Transparenz zu schaffen.


Zusammenfassend unterstrichen viele Redebeiträge aus dem Investorenumfeld: Kapital ist nach wie vor vorhanden, doch angesichts steigender Zinsen, hoher Baupreise und vereinzelter Insolvenzen wird selektiver investiert. Projekte müssen frühzeitig mit belastbaren Business-Cases und gut dokumentierten Netzen überzeugen. Besonders wichtig bleibt die Anschlussaktivierung: Ohne Take-up keine Rentabilität, ohne klare Endkundenstrategie kein nachhaltiges Wachstum.


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