Erfolgreich investieren in Österreich

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​​​zuletzt aktualisiert am 7. Juni 2024 | Lesedauer ca. 4 Minuten


      

   

​​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Österreich ein?

Österreich, das wie Deutschland eine auf die Produktion von Maschinen spezialisierte Industrie aufweist, ist von der derzeitigen Konjunkturschwäche in der EU betroffen. Aus diesem Grund hält die konjunkturelle Schwächephase, die Mitte 2022 begann, immer noch an. Insbesondere die hohen Zinssätze belasten die Investitionsnachfrage und die Nachfrage nach Bauleistungen. Die Wohnbaunachfrage ist aufgrund der hohen Zinsen eingebrochen. Es wird jedoch damit gerechnet, dass 2024 die Talsohle erreicht sein wird. Dies resultiert in einem Wirtschaftswachstum, welches im Jahr 2024 schwächer ausfallen wird als im Durchschnitt des Euro-Raums. Der Dienstleistungssektor entwickelt sich etwas besser als der produzierende Bereich. 

Aufgrund der rückläufigen Inflation im Euro-Raum werden ab Mitte 2024 Zinssenkungen erwartet. Diese werden einen positiven Einfluss auf die österreichische Konjunktur haben, wobei für 2025 mit einem Wirtschafts­wachstum zwischen 1,5 Prozent und 1,8 Prozent gerechnet wird. Mit der Bauwirtschaft wird es erst 2025 wieder bergauf gehen, wobei hierbei neben der erwarteten Zinssenkung das von der Regierung verkündete Wohnbaupaket unterstützen sollten. 

Mit diesem 2,2 Mrd. Euro schweren Maßnahmenpaket soll mehr leistbarer Wohnraum geschaffen werden, die Eigenheimquote erhöht werden und die Auftragslage am Bau angekurbelt werden. Abwärtsrisiken stellen eine verzögerte oder abgeschwächte Konjunkturerholung in der EU sowie geo- und handelspolitische Konflikte dar. Die Inflation hat sich aufgrund der gesunkenen Großhandelspreise für Strom und Gas, der schwachen Konjunktur und der restriktiven Geldpolitik eingebremst und wird auf 3,8 Prozent zurückgehen. Österreichs Inflation wird jedoch damit im Jahr 2024 immer noch 1 Prozentpunkt über dem Durchschnitt im Euroraum liegen. Der Arbeitsmarkt reagiert verzögert auf die Konjunkturflaute. Die Arbeitslosenquote wird jedoch nach einem vorübergehenden Anstieg im Jahr 2024 wieder sinken. 
  

Wie würden Sie das Investitionsklima in Österreich beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Trotz aller Widrigkeiten kann man das allgemeine Investitionsklima weiterhin als robust bezeichnen. Die Bundesregierung ist jedenfalls darum bemüht ihren Teil dazu beizutragen. Ab 2023 wurde ein Investitions­freibetrag eingeführt und die Körperschaftsteuer wurde ab 2024 auf 23 Prozent abgesenkt. Neben diesen Maßnahmen sind auch die in den letzten Jahren eingeführt beschleunigte Abschreibungen von Gebäuden, degressive Abschreibungen und der schon länger bestehende investitionsbedingte steuerliche Gewinn­freibetrag für natürliche Personen zu nennen. Großes Potential bergen jene Branchen, welche von Investitionen profitieren, welche zur Erreichung der Klimaziele notwendig sein werden. 
  

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Österreich gegenüber?

Deutsche Unternehmer sehen sich bei einem Engagement in Österreich i.d.R. mit keinen außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert. Selbstverständlich gibt es Unterschiede, doch die sind eher von untergeord­neter Bedeutung und spielen meist nur eine geringe Rolle. Aufgrund der gemeinsamen Sprache sowie der geographischen Nähe sind viele Abläufe ähnlich – auch im Steuerrecht. Das Steuer-, Gesellschafts- und Handelsrecht stimmt systematisch in großen Teilen mit dem deutschen überein, sodass keine großen Überraschungen zu erwarten sind.
  
Sichere und stabile wirtschaftliche Bedingungen in Österreich machen ein Engagement für deutsche Unter­nehmen überschau- und planbar. Negative Überraschungen sind jedoch immer wieder im Bereich des Gewerberechts und der Betriebsanlagengenehmigung festzustellen. Im Großen und Ganzen sollten sich deutsche Unternehmer in Österreich aber relativ schnell zurechtfinden und auf keine nennenswerten Probleme stoßen. Es ist jedoch zu empfehlen sich beim Markteintritt steuerlich und rechtlich beraten zu lassen, um unnötige Stolpersteine zu vermeiden. 
   

Warum sollten sich Unternehmen für einen Markteintritt/-verbleib in Österreich entscheiden?

Österreich bietet attraktive Rahmenbedingungen für ausländische Unternehmen. Als eines der reichsten Länder der EU verfügen österreichische Konsumenten über eine überdurchschnittliche Kaufkraft. 
  
Die Infrastruktur ist hoch entwickelt und die Verwaltung modern und effizient. Zudem ist die Lebensqualität in Österreich sehr hoch. Wien wird in diversen Rankings regelmäßig zu den lebenswertesten Städten der Welt gezählt. Dazu trägt sicherlich auch die hohe persönliche Sicherheit bei. Auch hinsichtlich des Klimawandels und dadurch ausgelöster Naturkatastrophen ist Österreich relativ sicher. Die Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie hat in Österreich höchste Priorität, daher nimmt Österreich im Vergleich mit anderen europäischen Ländern in dieser Beziehung eine Spitzenposition ein. 
  
Des Weiteren ist Österreich politisch sehr stabil und verfügt über ein verlässliches Rechtssystem. Die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind traditionell sehr gut, was eine sehr geringe Anzahl an Streiktagen zur Folge hat. Österreich verfügt über eine große Anzahl an hochqualifizierten Arbeitskräften, was sich in einer hohen Arbeitsproduktivität niederschlägt. Mit dafür verantwortlich ist das in Österreich praktizierte duale Ausbildungssystem, welches Theorie und Praxis verbindet und zu einer optimalen Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Bildung führt. 
  
Ein weiterer Vorteil von Österreich ist seine zentrale Lage in Europa. Wien ist führendes Drehkreuz im Flug­verkehr und in der Logistik nach Mittel- und Osteuropa. Daher bietet Österreich einen hervorragenden Zugang zu den mittel- und osteuropäischen Märkten. 
  
Nicht zuletzt ist Österreich aufgrund der attraktiven Gruppenbesteuerung und eines dichten Netzes an Doppelbesteuerungsabkommen auch steuerlich wettbewerbsfähig. 
   

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Österreich weiterentwickeln?

Für das Jahr 2025 wird ein Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 Prozent und 1,8 Prozent und eine Inflationsrate zwischen 2,6 Prozent und 2,7 Prozent erwartet. Als kleine, offene Volkswirtschaft hängt die wirtschaftliche Entwicklung von der internationalen Wirtschaftsentwicklung ab. 

Die weitere Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wird auch davon abhängen, ob die hohe Inflation möglichst schnell unter Kontrolle gebracht werden kann. Der demographisch getriebene Arbeitskräftemangel stellt eine Herausforderung dar. Es wird daher langfristig von entscheidender Bedeutung sein ob genügend Fachkräfte zur Deckung des Bedarfs ausgebildet oder ins Land geholt werden können. Hier muss Österreich eine Strategie entwickeln um für qualifizierte Zuwanderer noch attraktiver zu werden. 

Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren produktivitätserhöhenden Themen wie Bildung, Digitalisierung und Forschung ein höherer Stellenwert eingeräumt wird. Zudem wird die Ermöglichung der Energiewende Österreich vor große Herausforderungen stellen aber auch Chancen ermöglichen. ​

Kontakt

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Prof. Dr. Peter Bömelburg

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater

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