Ostafrika – eine Region mit guten Potenzialen für deutsche Firmen

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Seit einigen Monaten sind aus Ostafrika wieder positive Signale zu vernehmen, v.a. durch den neuen äthiopischen Premierminister, der seit April 2018 interne Konflikte schlichten und die Nachbarländer um Äthiopien enger zusammenführen will. Doch bereits in den Jahren zuvor wurden in Ostafrika hohe Wachstumsraten erzielt, meist durch große Infrastrukturprojekte, um die Region langfristig wirtschaftlich zu festigen. Für Erneuerbare Energien stellt sich die Region um Äthiopien als besonders attraktiv dar, was u.a. durch aktuelle Wind-, Solar- und Geothermie-Vorhaben von internationalen Akteuren bestätigt wird.

 

​Die jüngsten Bemühungen des neuen äthiopischen Premierministers Dr. Abiy und seine zahlreichen Reisen in Nachbarländer seit dem Amtsantritt im April 2018 bringen neue Impulse für Ostafrika. Große Infrastrukturprojekte und regionale Integration legen die Basis  für langfristiges Wachstum. In dieser und in den nächsten Ausgaben der „E|nEws” wollen wir einige Länder aus der Region genauer beleuchten und mögliche Handlungsfelder für deutsche Firmen im Bereich der Erneuerbaren Energien aufzeigen. Den Startpunkt bildet Äthiopien, das mit hohen Wachstumszahlen und einer großen Bevölkerung als zentraler Hoffnungsträger für Ostafrika gehandelt wird.

 

Äthiopien im Überblick

Mit ca. 105 Millionen Einwohnern gehört Äthiopien zu den bevölkerungsreichsten Ländern in Ostafrika.1 Das BIP Äthiopiens ist von 2008 (26,8 Mrd. USD) bis 2017 (80,9 Mrd. USD) zwar deutlich angestiegen, doch ein Pro-Kopf-Einkommen von ca. 2.100 USD (2017) macht Äthiopien weiterhin zu einem der ärmsten Länder der Welt.2,3 Dem zum Trotz beweist sich Äthiopien als die am schnellsten wachsende Wirtschaft in Ostafrika: Von 2005/06 bis 2015/16 zeigt sich ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 10,3 Prozent pro Jahr, wohingegen der ostafrikanische Durchschnitt mit 5,4 Prozent eher moderat wirkt.4 Die positive wirtschaftliche Entwicklung in Äthiopien basiert primär auf großen Infrastrukturprojekten, wie beispielsweise dem Bau neuer Straßen und einer Zugverbindung  an den Hafen in Dschibuti, die den Handel in der Region intensivieren soll.

 

Kulturell zeichnet sich Äthiopien besonders durch verschiedene Religionen und über 80 Ethnien aus. Die soziale Ungleichheit zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen führte in der Vergangenheit zu gewaltsamen Konflikten. Diese konnten jedoch seit der Ernennung des neuen Premierministers Dr. Abiy im April 2018 weitestgehend gelöst werden. Gleichzeitig liegen große Hoffnungen auf dem neuen Premierminister, der bereits eine Vielzahl an Reformen angekündigt hat. Der Handlungsbedarf ist groß: Neben der Aufgabe ethische Konflikte beizulegen oder den Grenzstreit mit Eritrea zu beenden, gilt es auch, sich den wirtschaftlichen Herausforderungen zu stellen. So gab Dr. Abiy unter anderem bekannt, staatliche Monopole zu öffnen, und internationalen Investoren den Marktzugang zu erleichtern. Trotz der positiven Wachstumsraten sind auch weitere Strukturreformen sowie ausländische Direktinvestitionen zwingend notwendig, um den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern und Armut und Hungersnöte nachhaltig zu bekämpfen.5

 

Der Strommarkt  in Äthiopien und die Rolle von Erneuerbaren Energien

Äthiopien gewinnt den Großteil seines Stromes mit ca. 89 Prozent aus Wasserkraft (2017: 3.814 GW). Wesentlich geringere Rollen spielen im Strom-Mix hingegen Windkraft (2017: 324 MW) und Biomasse (2017: 142 MW). Solarenergie und Geothermie sind aktuell nur nachrangig zu nennen (2017: insgesamt 21 MW).6

 

installierte Leistung in Äthiopien nach Technologien (2017), in MW 

Abbildung 1: installierte Leistung in Äthiopien nach Technologien (2017), in MW

Dennoch setzt sich Äthiopien im Bereich der Erneuerbaren Energien ehrgeizige Ziele, um die Wirtschaft weiter voranzutreiben. Damit sollen Armut bekämpft und bis 2025 der „lower-middle-income-status” erreicht werden. Die Elektrifizierungsrate Äthiopiens liegt bei nur 24 Prozent, auf dem Land bei lediglich 10 Prozent7.  Ziel ist es nicht nur eine flächendeckende Stromversorgung zu etablieren, sondern diese auch vollständig durch Erneuerbare Energien bereitzustellen. Durch den Bau von Afrikas größtem Staudamm, dem „Grand Ethiopian Renaissance Dam” (6.450 MW), soll die Wasserkraft weiter ausgebaut werden. Dadurch will Äthiopien nicht nur den nationalen Strombedarf komplett durch Erneuerbare Energien decken, sondern den Stromüberschuss als Exportgut nutzen. Auch für die eigene Industrie bedeutet das große Wasserkraftpotenzial konkurrenzlos günstige Tarife.

 

Da das Land aufgrund seiner geografischen Lage allerdings immer wieder mit Trockenzeiten zu kämpfen hat, die dementsprechend negative Auswirkungen auf die Stromproduktion durch Wasserkraft haben, setzt Äthiopien nun zusätzlich immer stärker auf alternative Erzeugungstechnologien. Schwerpunkte liegen hierbei auf Wind-, Solar- und geothermischer Energie. So sollen saisonale Schwankungen reduziert und die Versorgungssicherheit verbessert werden. Mit Adama (34 WEA), Adama II (102 WEA) und Ashegoda (84 WEA) wurden in Äthiopien bereits drei Windparks errichtet, die gemeinsam über eine Nennleistung von 324 MW verfügen.8

 

Geplant sind noch weitere, wie beispielsweise die 120-MW-Windfarm Ayisha. Bis 2020 soll die Windenergie auf 1.224 MW installierte Leistung ausgebaut werden. Bei der Solarenergie, der am reichhaltigsten vorhandenen Ressource, handelt es sich bisher in erster Linie um kleine, aber sehr erfolgreiche Projekte, wie die Versorgung von einzelnen kleinen Dörfern mit Elektrizität, die schnell voranschreitet.9 Doch auch hier sind erste Großprojekte wie der der 100-MW-Solarpark Metehara geplant. Durch seine Lage im ostafrikanischen Grabenbruch hat Äthiopien im Bereich der Geothermie besonders gute Voraussetzungen. In diesem Zusammenhang hat Ethiopian Electric Power (EEP) bereits Ende 2017 erste Stromabnahmeverträge über eine Gesamtleistung von 1.000 MW abgeschlossen: Zum einen für das Projekt in Corbetti und zum anderen für das Projekt bei Tulu-Moye, die beide jeweils über 500 MW geschätzte Leistung verfügen.10

 

Windpark Adama I + II (Foto: Matthias Klarl)

Abbildung 2: Windpark Adama I + II (Foto: Matthias Klarl) 

 

Eng. Azeb Asnake CEO von Ethiopian Electric Power und Luka Buljan, Managing Director von Berkeley Energy, im Dezember 2017 bei d

Abbildung 3: Eng. Azeb Asnake CEO von Ethiopian Electric Power und Luka Buljan, Managing Director von Berkeley Energy, im Dezember 2017 bei der PPA-Unterzeichnung für das Geothermie-Projekt Corbetti in Äthiopien (Quelle: InfraCo Africa)

 

Weitere Projekte werden aktuell entwickelt, u.a. mit Zuschüssen des Förderprogramms „Geothermal Risk Mitigation Programme” (GRMF) (http://www.grmf-eastafrica.org/), für das Rödl & Partner bereits seit mehreren Jahren die Afrikanische Union in der Durchführung berät und dadurch wertvolle Erfahrung im ostafrikanischen Energiemarkt gewinnen konnte.

 

 

geplante installierte Leistung bis 2020 in MW

 

Abbildung 4: geplante installierte Leistung bis 2020 in MW

 

Abbildung 2 zeigt die Ausbau-Pläne der installierten Leistung gemäß dem „Growth and Transformation Plan II” der äthiopischen Regierung. Dabei werden von 2017 bis 2020 folgende Kapazitätszuwächse in den jeweiligen Technologien angestrebt:

 

  • Wasserkraft:  + 10.003 MW
  • Windkraft:  + 900 MW
  • Bioenergie:  + 639 MW
  • Geothermie:  + 570 MW
  • Solarenergie: + 286 MW

 

Für die Zielerreichung kommen unterschiedliche Förderinstrumente seitens der äthiopischen Regierung zum Einsatz, u.a. will sie ausländische Investoren mit Ausschreibungen, Steuervergünstigungen oder Befreiungen bei Importzöllen anlocken.11

 

Weitere Marktbeobachtung und erste lokale Kontaktaufnahme empfehlenswert

Trotz der sozialen und behördlichen Herausforderungen in Äthiopien lohnt es sich, die dortigen Entwicklungen weiter zu beobachten und erste Kontakte mit möglichen Geschäftspartnern anzubahnen. Der Bau von Autobahnen und Eisenbahnnetzen,oder die Errichtung der ersten Straßenbahn in Subsahara-Afrika, die in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba von den Chinesen finanziert, gebaut und in Betrieb genommen wurde, belegen den Willen der internationalen Gemeinschaft, die Region Ostafrika weiterzuentwickeln. Die stetige Öffnung der Wirtschaft für ausländische Investoren, die Pläne der Regierung den Strombedarf mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien zu decken sowie die ersten Abschlüsse von Stromabnahmeverträgen mit privaten Projektentwicklern sind Indikatoren für weitere Wachstumspotenziale, die auch deutsche Firmen nicht außer Acht lassen sollten.

 

Für weitere Marktinformationen und für Unterstützung bei der Suche nach Geschäftspartnern vor Ort steht Rödl & Partner mit einem Projektbüro sowie einem Kooperationspartner zur Rechtsberatung direkt in Addis Abeba gerne zur Verfügung.

 

In der nächsten Ostafrika-Folge unserer E|nEws erfahren Sie mehr über Tansania und Dschibuti.

 

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1 https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/et.html  
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/331929/umfrage/bruttoinlandsprodukt-bip-von-aethiopien/
3 https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/et.html
4 http://www.worldbank.org/en/country/ethiopia/overview
5 AfDB, East Africa Economic Outlook, 2018
6 http://resourceirena.irena.org/gateway/dashboard/?topic=4&subTopic=16
7 https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/et.html   
8
https://www.thewindpower.net/windfarms_list_de.php
9 http://www.sonnenseite.com/de/zukunft/solarstrom-fuer-aethiopien.html
10 https://renewablesnow.com/news/ethiopia-signs-ppas-for-1-gw-of-geothermal-power-595425/
11 http://global-climatescope.org/en/policies/#/?country=ET 

 

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Kai Imolauer

Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH)

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