Öffentliche Ausschreibungsprogramme und Direktvertrieb für Erneuerbare Energien und Erdgas in Südafrika

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Seit dem Start des öffentlichen Ausschreibungsprogramms für Erneuerbare Energieprojekte in 2011 erhielten in vier Ausschreibungsrunden über 6.300 MW einen Zuschlag. Weitere 6.300 MW sollen noch ausgeschrieben werden. Daneben wird ein öffentliches Ausschreibungsprogramm für den Import und Energieerzeugung durch Erdgas vorbereitet.

 

​Öffentliches Ausschreibungsprogramm für Erneuerbare Energieprojekte

In 2011 startete in Südafrika das „Renewable Energy Independent Power Production Procurement Program” (REIPPPP), ein öffentliches Ausschreibungsprogramm für Erneuerbare Energieprojekte. Mit REIPPPP entschied sich Südafrika gegen die Einführung eines Feed-in-Tarifs. REIPPPP umfasst hauptsächlich Erneuerbare Energieprojekte ab 5 MW. Daneben umfasst das Ausschreibungsprogramm aber auch kleinere Projekte zwischen 1 und 5 MW.

 

Neben der Diversifizierung des Energiemix – Südafrikas Energiesektor basiert zu 85 Prozent auf Kohlestrom – zielt REIPPPP auf die Einführung von unabhängigen Stromerzeugern (IPP) in den Markt ab. In Südafrika wird die Stromerzeugung von dem staatlichen Unternehmen Eskom dominiert.

Im Rahmen von REIPPPP wird der Preis, zu dem Eskom den Strom von den unabhängigen Stromerzeugern kauft, durch  wettbewerbsorientiertes Bieten festgelegt. Mit den erfolgreichen Bietern schließt Eskom einen Stromabnahmevertrag für 20 Jahre ab.

 

Bis heute wurden vier Ausschreibungsrunden durchgeführt, in denen über 6.300 MW einen Zuschlag erhielten. Rund 2.500 MW sind bereits gebaut und an das Stromnetz angeschlossen. Lokal und auch international wird REIPPPP als großer Erfolg gefeiert. Weitere 6.300 MW sollen noch ausgeschrieben werden. In 2016 erlebte REIPPPP jedoch den ersten großen Rückschlag. Eskom weigerte sich, die Stromabnahmeverträge für die Gewinner der vierten Ausschreibungsrunde zu unterzeichnen.

 

Aufgrund des großen finanziellen Aufwands, den die Bieter zur Abgabe ihrer Angebote erbringen müssen, wirft Eskoms Verhalten insgesamt ein negatives Bild auf das Ausschreibungsprogramm. Positiv zu bewerten ist aber der Druck, der auf Eskom vonseiten des Energieministeriums und des südafrikanischen Präsidenten ausgeübt wurde. Im Februar gab Eskom daraufhin bekannt, die Stromabnahmeverträge zu unterschreiben, was kurzfristig geschehen soll. Auch wenn momentan keine Sicherheit besteht, ob REIPPPP in der ursprünglichen Form in eine fünfte Runde geht, ist der Großteil der Marktteilnehmer überzeugt, dass das Ausschreibungsprogramm fortgesetzt wird.

 

Zusätzlich wird es womöglich in Zukunft auch weitere öffentliche Ausschreibungsprogramme von südafrikanischen Gemeinden geben. Einige Gemeinden Südafrikas wünschen sich, ihren Strom nicht mehr allein von Eskom, sondern auch direkt von unabhängigen Stromerzeugern zu beziehen. Unter anderem die Stadt Kapstadt. Dieses Vorhaben steht jedoch noch in der Planungsphase.

 

Direktvertrieb

Aufgrund der Unsicherheiten in Bezug auf das Ausschreibungsprogramm interessieren sich Unternehmen in Südafrika vermehrt für Direktvertrieb und Contracting-Modelle. Eine gesetzliche Regelung zur Direktvermarktung gibt es nicht. Ein erstes Wheeling-Projekt ist BMW in Südafrika aber gelungen, indem ein Stromabnahmevertrag mit einem Biogasanlagenbetreiber sowie Netzdurchleitungsverträge mit Eskom und der zuständigen Gemeinde geschlossen wurden.

 

Contracting-Modelle können in Südafrika für Unternehmen insbesondere aufgrund der rapide steigenden Strompreise interessant sein. Die Stromkosten erhöhten sich seit 2004 um 300 Prozent. Folglich kann ein Stromabnahmevertrag mit einem festen Tarif für 10 bis 20 Jahre eine Alternative bilden.

 

Öffentliches Ausschreibungsprogramm für Erdgas

Südafrika strebt an, neben den Erneuerbaren Energien auch die verstärkte Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung zu fördern. Das Energieministerium beschloss, die Stromerzeugungskapazität um 3.716 MW (Erdgas) zu erhöhen, die im Rahmen eines öffentlichen Ausschreibungsprogramms beschafft werden soll.

 

Südafrika verfügt über keine bestätigten großen Erdgasvorkommen. Zwar wird in der Karoo-Wüstenregion ein enormes Vorkommen an Schiefergas vermutet, was aber noch nicht bestätigt ist.

 

Der Fokus liegt folglich vorerst auf dem Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Mosambik.

Das LNG-to-Power IPP Procurement Programme soll als öffentliche Ausschreibung 3.000 MW beschaffen. Dieses Programm umfasst die Entwicklung der Infrastruktur für den Import, die Wiederverdampfung von verflüssigtem Erdgas und Gas- und- Dampfturbinen-Kraftwerke an zwei Häfen des Landes „Coega” und „Richards Bay”). In Kürze wird die Veröffentlichung des Request for Qualification erwartet.

 

Eine weitere Ausschreibung ist für den Bau eines Erdgaskraftwerks(600 MW) angekündigt. Über ein öffentliches Ausschreibungsverfahren sollen strategische Partner für die noch zu benennenden staatlichen Unternehmen identifiziert werden. Die strategischen privaten Partner werden die führende Rolle bei der Entwicklung, der Finanzierung, dem Betrieb und der Instandhaltung des Kraftwerks übernehmen. Eine entsprechende Aufforderung zur Abgabe der Interessenbekundung wurde 2016 veröffentlicht.

 

Fazit

Südafrikas Energiesektor entwickelt sich fortlaufend weiter und bietet großes Potenzial für unabhängige Stromerzeuger, Anlagenbauer und Ingenieure. Gemeinsam mit einem südafrikanischen Partner können deutsche Unternehmen im Rahmen eines öffentlichen Ausschreibungsprogramms einen erfolgreichen Markteintritt erreichen.

 

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Anna-Lena Becker, LL.M.

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