Iran – ein neuer Markt für Erneuerbare Energien?

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Mit dem Implementation Day am 16. Januar 2016 wurden die Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegen den Iran gelockert und teilweise aufgehoben. Daraus ergeben sich neue Investitions- und Vertriebsmöglichkeiten im Iran, v.a. in Bezug auf die Technologien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien.


Die Parlamentswahlen am 28. Februar 2016, bei denen Irans Präsident Hassan Rouhani und seine Unterstützer aus dem gemäßigten Lager deutlich gestärkt wurden, zeigen, dass die Öffnung des iranischen Marktes auch vom iranischen Volk getragen wird.
 
Die Lage auf dem iranischen Strommarkt ist bis heute v.a. durch konventionelle Energieträger geprägt. Das kommt nicht zuletzt daher, dass der Iran über große Öl- und Gasreserven verfügt. Des Weiteren ist in Bushehr erst seit 2013 das erste Kernkraftwerk mit einer Kapazität von 700 MW voll einsatzbereit. 2 weitere Kraftwerksblöcke mit jeweils einer Kapazität von 1.000 MW sind in Bushehr geplant.1
 

Abbildung 1: Organigramm des iranischen Energieministeriums2
 

Die Elektrizitätsversorgung im Iran ist in staatlicher Hand und beim Ministerium für Energie angesiedelt, in das auch die staatliche Tavanir Holding Company eingegliedert ist. Zu den 5 Einrichtungen mit Sonderaufgaben zählt auch die öffentliche „Renewable Energy Organization of Iran” (SUNA), die für die Organisation und das Vorantreiben des Ausbaus der Erneuerbaren Energien verantwortlich ist.
 
Die gesamte installierte Leistung von 70,2 GW im Jahr 2013 setzt sich wie folgt zusammen:
 

Abbildung 2: Installierte Kapazität im Iran nach Technologie, 20133
 

Die installierte Leistung der Erneuerbaren Energien betrug 2013 10,4 GWe, die zum Großteil auf die Wasserkraft entfallen. Die Tiefengeothermie spielt obgleich sehr guter Ressourcen (wirtschaftliche Potenziale werden auf 35,7 GWel geschätzt) noch keine Rolle im Iran.
 

Im Rahmen des sechsten 5-Jahres-Entwicklungsplans (2016 – 2020), möchte die iranische Regierung den Anteil Erneuerbarer Energien auf 5.000 MWel installierte Leistung (ohne Wasserkraft) bis 2020 erhöhen. Dieses Ziel soll durch die garantierte Abnahme des Stroms auch aus nicht-staatlichen Kraftwerken zu speziellen Einspeisetarifen erreicht werden. Die potenzielle Produktionsmenge aus Erneuerbaren Energien pro Jahr teilt sich wie folgt auf:
  • Wind: 8 TWh
  • PV: 16 TWh
  • Biomasse: 23 TWh


V.a. auf die Windenergie soll in Zukunft ein starker Fokus gelegt werden. Bisher realisierte Windparks stehen in Manjil (Gilan), Binaloud (Khorasan-e Razavi), Safeh (Isfahan), Sarein (Ardebil) und Takestan (Ghazvin). Auch im Bereich der Photovoltaik herrschen im Iran exzellente Bedingungen. Etwa 300 Sonnentage im Jahr und eine Globalstrahlung von ca. 2,5 – 5,5 kWh/qm je nach Standort führen dazu, dass ein mehr als doppelt so hohes Solarpotenzial im Iran erreicht werden kann als in Deutschland (ca. 1,1 kWh/qm).
 
Hinzu kommt, dass im Iran eine hohe Elektrifizierungsrate (98,40 Prozent) vorhanden ist, die einen Anschluss der PV-Anlage an das Netz in den meisten Gebieten ermöglicht.3 2014 investierte die iranische Regierung insgesamt 60 Mio. US-Dollar in Solarprojekte.
 

Die Einspeisetarife für Erneuerbare Energien wurden im Juni 2015 überarbeitet und gelten noch bis März 2016. Sie bewegen sich je nach Anlagenart und -leistung   
  • im Bereich Biomasse zwischen 8,7 und 17,6 Cent/kWh
  • im Bereich Wind zwischen12,1 und 17,6 Cent/kWh
  • im Bereich PV zwischen 16,7 und 26,1 Cent
  • im Bereich Geothermie 17,3 Cent/kWh und für Kleinwasserkraft (max. 10 MW) 11,0 Cent pro kWh.4

 
Die Vorteile einer Diversifizierung des Energiemixes im Iran sind offensichtlich: Die Deckung des Strombedarfs mit Erneuerbaren Energien ermöglicht weiteren Export von Öl und Gas. Auch der Ausbau der Stromversorgung im ländlichen Raum lässt sich durch dezentrale Lösungen leichter durchführen. Ein Land wie der Iran, das trotz Vorhandenseins fossiler Ressourcen auf Erneuerbare Energien setzt und damit auch Klimaschutzziele verwirklichen kann, würde auf globaler Ebene über das Thema „Klimaschutz” wieder einen stärkeren Schulterschluss mit den anderen Ländern zeigen.

 

 

 



Quellen:
1 U.S. Energy Information Administration Iran Country Report unter: 
https://www.eia.gov/beta/international/analysis.cfm?iso=IRN (abgerufen am 31.03.2016)
2 In Anlehnung an „Organigramm des iranischen Energieministeriums” unter:
http://www2.tavanir.org.ir/info/stat83/sanatlhtml/Table/table05.jpg
)
3 BSW Bundesverband Solarwirtschaft e.V.: The Emerging PV Market in Iran, Dezember 2015 unter: https://www.solarwirtschaft.de/enabling-pv.html (abgerufen am 31.03.2016)    
4  BMWI Erneuerbare Energien in Iran: Geschäftsbedingungen und Chancen unter:
http://www.erneuerbare-energien.de/EEE/Redaktion/DE/Downloads/Publikationen/Praesentationen/2015-10-01-iv-iran-04-uni-tehran.html (abgerufen am 29.02.2016)

  
zuletzt aktualisiert am 04.04.2016
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