Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Projekten in Finnland

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Finnland produziert etwa 30 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen. Ziel ist, bis zum Ende des Jahres 2020 einen Anteil von 38 Prozent zu erreichen. Als innovationsgetriebenes Land ist Finnland ein besonders interessanter Markt für ausländische Investoren, die sich an der Weiterentwicklung der erneuerbaren Energiequellen beteiligen möchten.
 

Starke Rolle der staatlichen Förderung

In Finnland hängt die Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Projekten sehr stark von der öffentlichen Unterstützung ab, da sich viele Projekte ohne staatliche Förderung wirtschaftlich nicht tragen und Banken deshalb grundsätzlich sehr vorsichtig bei deren Finanzierung sind. Gut in dieses Bild passen spezialisierte Finanzinstitute, die in den letzten Jahren Erfahrungen im Projektgeschäft mit Erneuerbaren Energien (EE) sammeln konnten.
 
Häufig stellt beispielsweise die staatseigene Förderbank Finnvera Finanzierungen bereit, insbesondere Konsortialfinanzierungen. Finnvera unterscheidet sich vom privaten Finanzierungssektor dadurch, dass der finnische Staat einen gewissen Anteil an Kreditverlusten von Finnvera übernimmt. Finnvera hat die Aufgabe, ausdrücklich als Risikoteilhaber bei Projekten gemeinsam mit anderen Darlehensgebern bereitzustehen, zum Beispiel als Bürge bei der von anderen Banken gewährten Finanzierung. Der Zweck von Finnvera ist also nicht, mit privaten Geschäftsbanken zu konkurrieren.
 
Anfang 2013 hat das Arbeits- und Wirtschaftsministerium (TEM) für Finnvera beschlossen, sich auf die Finanzierung von EE-Projekten zu konzentrieren. Die für Finnvera gesetzten Ziele sind nicht in Euro definiert und werden auch nicht monetär bemessen. Vielmehr wird der Einfluss der Finanzierungstätigkeit anhand der Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze und des Wachstums der geförderten Unternehmen bestimmt.
 
Das Zinsniveau richtet sich individuell nach dem Kunden. Der Preis hängt in der Regel von z. B. Finanz- und Ertragslage des Unternehmens, dem operationellen Risiko sowie Kreditsicherheiten ab. Der durchschnittliche Zinssatz, basierend auf EURIBOR, liegt zwischen 2 und 4 Prozent. Finnvera unterstützt auch relativ riskante Projekte, weshalb der Zinssatz recht hoch sein kann. Die höheren Risiken der Finanzierung liegen darin, dass kleine, aber wachstumsorientierte Unternehmen selten ausreichende Kreditsicherheiten bereitstellen können und die Erfolgsaussichten ihrer Geschäftstätigkeiten unter Umständen mit Unsicherheiten behaftet sind. Die Darlehenslaufzeit bei den von Finnvera finanzierten Projekten kann jedoch etwas länger und die geforderte Eigenkapitalquote etwas niedriger sein als bei üblichen Anlagenfinanzierungen.
 
Bei den Finanzierungsmöglichkeiten durch Finnvera sind die staatlichen Förderbestimmungen zu berücksichtigen. Beispielsweise darf bei einer Förderung der vom Einspeisetarifsystem erfassten Kraftwerke keine sonstige staatliche Förderung mehr erfolgen.
 
​​Art der Förderung: Grundförderung:​ ​Tarifperiode 1. April bis 30. Juni 2015:
​Wind, Biogas, Holzbrennstoffe ​Einspeisetarif = Unterschied zwischen Zielpreis und Marktpreis ​Unterschied zwischen 83,5 €/MWh und dem Marktpreis ​83,50 € – 25,83 € = 57,67 €/MWh
Hackschnitzel ​Einspeisetarif verändert sich nach dem Marktpreis des Emissionsrechts und der Steuer auf Torf ​0 – 15,87 €/MWh ​15,87 €/MWh
Gegenwärtige Einspeisetarife; Quelle: Eigene Recherche
 
Neben Finnvera ist auch das Innovationsfinanzierungszentrum Tekes als Sonderfinanzier in Finnland tätig. Tekes hilft Unternehmen, eine entwicklungsfähige Idee geschäftlich umzusetzen, indem es Finanzierungen und Sachverständigendienstleistungen anbietet. Die von Tekes in Aussicht gestellte Finanzierung bedeutet für Unternehmen einen Anreiz, ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeiten voranzutreiben.
 
Eine Finanzierung durch Tekes können in Finnland registrierte Unternehmen und andere wirtschaftlich tätige Vereinigungen erhalten. Die wichtigste Zielgruppe von Tekes sind kleine und mittelgroße Unternehmen, die Wachstum durch Internationalisierung anstreben. Der Anteil von Tekes an der Finanzierung hängt von der Neuheit des Projekts und der Distanz zum Marktgebiet ab. Zusätzlich zur Beihilfe gewährt Tekes als weitere Finanzierungsmöglichkeit einen Risikokredit ohne Sicherheiten.
 

Private Geschäftsbanken als Projektfinanzierer

Private Geschäftsbanken beurteilen Projekte mit dem Fokus auf Erneuerbare Energien nach den üblichen Projektfinanzierungskriterien. Für die Bank ist es vor allem wichtig, die Entwicklung des projektbezogenen Cashflows vorauszusehen. Dabei kommt ihnen der Vorteil von EE-Projekten zugute, zumeist entweder von Investitionshilfen gestützt oder vom Einspeisetarifsystem erfasst zu sein. Ein weiteres zentrales Kriterium bei der Finanzierungsentscheidung ist die Kapitalstruktur des Projektes.
 
Da die Projektfinanzierungen hauptsächlich von der Unterstützung durch den öffentlichen Sektor abhängen, insbesondere von den genannten Förderbanken, fungiert der öffentliche Sektor oft als Initiator und Koordinator des Projekts, während eine finnische Bank als Projektfinanzier mit üblichen Konditionen und Absicherungen wie bei normalen Unternehmensfinanzierungen tätig wird. Allerdings liegt der Zinssatz bei Projektfinanzierungen oft höher – zwischen 5 und 7 Prozent – und die Auswertung von Kennzahlen ist Standard. Eine allgemeingültige Aussage lässt sich nicht treffen, da die Konditionen je nach Projekt variieren können.
 
Auch regressfreie Finanzierungen sind bei Banken möglich, finden in Finnland aber nur selten Anwendung. Im Allgemeinen werden Erneuerbare-Energien-Projekte von den Banken positiv betrachtet, ihr Mitwirken an derartigen Projekten ist erwünscht. Projektbezogene Investitionshilfen und die Risikoverteilung in Kooperation mit Finanzierungsinstituten wie Finnvera fördern eine positive Finanzierungsentscheidung, sofern die normalen Unternehmensfinanzierungskriterien erfüllt sind.
 

Fazit

Finnland ist insbesondere für Start-ups und Wachstumsunternehmen im EE-Sektor attraktiv. Die interessantesten Objekte für ausländische Technologielieferanten, Investoren und Projektentwickler sind Projekte in den Bereichen Windkraft, Biomasse und Clean Tech. Clean Tech ist eine der am stärksten wachsenden Branchen in Finnland. Die traditionell starke Rolle der Förderbanken schränkt die Beteiligung eines ausländischen Investors oder Projektentwicklers an einem finnischen EE-Projekt keineswegs ein. Ganz im Gegenteil: Die Anzahl ausländischer Investoren ist in den letzten Jahren stetig gewachsen.
  
zuletzt aktualisiert am 24.09.2015

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Timo Huhtala

Head of Legal & Tax (Finnland), Attorney at Law (Finnland)

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