Iskandar Malaysia – das Hinterland Singapurs?

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von Dr. Paul Weingarten
 
Johor Baruh im Süden der Malaiischen Halbinsel ist bekannt für Themenparks, Outlets und exzellente Seafood-Restaurants. Durch die Brücke über die Straße von Johor mit Singapur verbunden, entsteht hier im Süden der Provinz Johor ein neues Investitionsdrehkreuz: die Sonderwirtschaftszone Iskandar Malaysia. Investitionen in Höhe von über 30 Milliarden amerikanische Dollar fließen seit 2006 in die Region, wobei Unternehmen aus Singapur die größten Investoren sind. Wird Iskandar Malaysia einmal zum Konkurrenten oder Komplementär Singapurs werden?
 
In Iskandar Malaysia sollen in verschiedenen Zonen unterschiedliche Industrien und Projekte gefördert werden. Die Stadt Johor Bahru zieht neben Handel und Gastronomie zunehmend auch Finanzdienstleister und andere Service Provider an, die sich aus Kostengründen auf der anderen Seite der Causeway ansiedeln. Das Lohnniveau und  auch die Mieten sind hier deutlich niedriger als in Singapur, das in wenigen Minuten mit dem Auto – und bald auch per Schnellzug – erreichbar ist.
 
In der Umgebung der Stadt Johor sollen vier weiteren Zonen zur Drehscheibe für Schifffahrt, Logistik, Petrochemie, Unterhaltungs- und Tourismusindustrie sowie für Forschung und Entwicklung werden. Der Port of Tanjung Pelepas (PTP) zählt schon jetzt zu den wichtigsten Containerhäfen der Welt. Direkt angeschlossen ist die „PTP Free Zone Area”, wo unter anderem BMW sein „Regional Parts Distribution Centre” errichtet hat, von dem aus ganz Asien mit Ersatzteilen versorgt wird. Puteri Harbourfront wird das Sentosa von Iskandar Malaysia mit Yachthafen, Resorts, Konferenzzentrum und Al-fresco-Restaurants. Für Unterhaltung sorgen das Legoland und die Hello Kitty Town. In der EduCity und im Afiat Healthpark soll geforscht und entwickelt werden, vor allem auch im Bereich Medizin. So hat unter anderem die Newcastle University Medicine Malaysia (NUMed) dort einen Campus errichtet. Für kreatives Schaffen bieten die Pinewood Iskandar Malaysia Studios viel Raum.
 
Die regionale Entwicklungsbehörde von Iskandar Malaysia hofft, dass 2025 ungefähr 3 Millionen Menschen in diesem Gebiet leben werden. Angesichts stetig steigender Lebenshaltungskosten in Singapur und vergleichsweise günstiger Immobilienpreise in Johor erscheint dieses Ziel nicht unrealistisch. Man geht davon aus, dass 90 Prozent der Grundstückseigentümer in Iskandar Malaysia aus Singapur kommen. Darunter sind sicher einige Spekulanten, die sich aufgrund der Maßnahmen zur Abkühlung des Immobilienmarktes in Singapur nach neuen Investitionsmöglichkeiten umsehen. Andere wiederum erwerben eine Immobilie auf der anderen Seite der Causeway als Alterssitz. Die gute medizinische Versorgung und die niedrigeren Lebenshaltungskosten könnten Iskandar Malaysia auf diese Weise auch zu einem Seniorenparadies werden lassen.
 

Geringere Kosten, höhere Steuern

Grundsätzlich können Ausländer in Malaysia Immobilien ohne besondere Beschränkungen erwerben, sofern die Immobilie einen gewissen Mindestpreis (250.000 bis 500.000 Malaysische Ringgit) aufweist und keine weiteren Restriktionen bestehen. Der Kaufpreis unterliegt einer Stampduty in Höhe von 1 Prozent auf die ersten 100.000 Malaysischen Ringgit; 2 Prozent auf die weiteren 400.000 Malaysischen Ringgit und 3 Prozent auf den Restkaufpreis.
 
Wer sich in Malaysia ansiedelt und dort „tax resident” wird, unterliegt einer progressiven Einkommensteuer von 0 bis 26 Prozent. Die Einkommensteuer ist deutlich höher als in Singapur, wo ein (ebenfalls progressiver) Steuersatz von 0 bis 20 Prozent zur Anwendung kommt. Sogenannte „Knowledge Workers” (auch Expatriats), die in Iskandar Malaysia leben, können einen Einkommensteuersatz von 15 Prozent beantragen.
 
Steigende Lohnkosten und die zunehmend strengeren Immigrations- und Visabestimmungen in Singapur lassen auch Unternehmer über die Straße von Johor blicken. Die Firmengründung ist in Malaysia kaum aufwendiger als in Singapur. Die gängigste Gesellschaftsform ist die „Sendirian Berhad” (Sdn. Bhd.), das Pendant zur „Private Limited”. Seit 2012 steht auch in Malaysia die Form der LLP als Personengesellschaft zur Verfügung. Daneben gibt es die Möglichkeit der Branch und des Representative Offices, ähnlich wie in Singapur. Der Körperschaftsteuersatz liegt allerdings mit 25 Prozent deutlich über dem Niveau von Singapur (17 Prozent). Unternehmen können aber in den Genuss von Steuervergünstigungen etwa in Form des Pioneer Status oder der Investment Tax Allowance (ITA) kommen. Danach ist eine Steuerfreistellung von bis zu 100 Prozent des Einkommens für 5 Jahre möglich.
 
Iskandar Malaysia ist ein zunehmend attraktiver Standort, nicht zuletzt, um von hier aus einen Markt mit über 28 Millionen Konsumenten zu erschließen – weit mehr als das Hinterland Singapurs.
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