Cash Pool-Anbindung: Bedeutung und Schlüsselfaktoren bei der Post Merger Integration

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zuletzt aktualisiert am 3. Februar 2021 | Lesedauer ca. 3 Minuten


Traditionell liegen die Hauptaufga­ben des Cash-Management in der Gewährleistung der liquiden Mittel eines Unternehmens und der Unterstützung des Finanzwesens bei der effektiven Erfüllung seiner Kernfunktionen. In den letzten Jahren haben sich die Verant­wortlich­keiten jedoch weiterentwickelt und wurden erweitert. Führungskräfte erwarten von der heutigen Treasury-Organi­sation, dass sie als strate­gische Funktion im Finanz­bereich, Risiko­controlling und im gesamten Geschäft fungiert.

   

Wesentliche Erkenntnisse aus der Due Diligence für die erfolgreiche Integration oder Anbindung

Bei anwendenden Zielunternehmen bietet sich bei einer Transaktion für den Käufer eine Prüfung der Anbindung oder Integration des bestehenden Cash Pooling-Systems an, da dadurch Synergien im Treasury-Management genutzt werden können. Für eine effiziente und erfolgreiche Anbindung sind dabei bspw. bei einer Due Diligence wesentliche Kernelemente des anzubindenden Cash Pools zu analysieren.


Für den Käufer sind das Verständnis und die Analyse der Unterschiede in der Funktions­weise und des Systems im Zielunternehmen von vorrangiger Bedeutung. Je nachdem, ob der Käufer bereits Cash Pooling betreibt und welche Bedeutung den bestehenden und anzubindenden Pools beigemessen wird, ist die strategische Planung des Zielsystems eines integrierten Pooling-Systems entscheidend, um eine effiziente Integration zu ermöglichen.


Daneben sollten Möglichkeiten analysiert werden, um den anzubindenden Cash Pool an die künftigen unter­nehmensinternen oder -externen Liquiditätsanforderungen anzupassen. Dabei sind Mindestliquidität, Frequenz der Transfers, Zielkapitalstruktur, Saisonalität, Entwicklung des operativen Geschäfts und des Working Capital sowie Zinsstruktur bzw. Kapitalkosten von wesentlicher Bedeutung. Eine weitere zentrale Fragestellung ergibt sich aus der Nutzung oder Nutzungsmöglichkeit von Factoring und Warenkreditfinan­zierungen und deren Wechselwirkungen mit Zahlungsflüssen und dem Cash-Management.


Weiterhin sind die Haftungs- und Leistungsbeziehungen zwischen der führenden Gesellschaft und teilneh­menden Gesellschaften in die Prüfung einzubeziehen. Wird bspw. ein Kapitalbedarf durch Kreditaufnahme oder Kontokorrentkredite seitens der führenden Gesellschaft gedeckt, sollte der Käufer analysieren, ob zugeordnete Sicherheiten auch nach der Transaktion noch zur Verfügung stehen oder angepasst werden müssen. In dem Zusammenhang ist es essenziell, die voraussichtliche Transaktionsstruktur einzubeziehen. Mindestens geprüft werden sollte, welche führenden und teilnehmenden Gesellschaften übernommen werden und welche potenziell haftenden und besichernden Vermögensgegenstände übergehen. Bei möglichen Carve-Outs von Ver­mögens­gegen­­ständen oder Legaleinheiten, Kooperationen und Minderheitserwerben ist folglich präzise zu prüfen, welche Liquiditätsbeiträge und Sicherheiten nach der Transaktion für das Cash-Manage­ment des Käufers zur Verfügung stehen.


Die bisherige und post Merger geplante Verrechnung der Leistungen der führenden Gesellschaft im Konzern – z.B. durch eine Management Fee – sowie der konzerninternen Verzinsung der wechselseitigen Ansprüche ist eine entscheidende Komponente der angestrebten Gewinnverteilung des Käufers. Dazu kann es sinnvoll sein, angestrebte konzerninterne Verrechnungspreise für grenzüberschreitende Geschäftsbeziehungen auf Drittüblichkeit hin zu prüfen und eine entsprechende Dokumentation für Steueraußenprüfungen zu erstellen.

 

Eckpunkte und Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Anbindung

Bei einer Transaktion gilt es grundsätzlich, alle Voraussetzungen für eine schnelle und erfolgreiche Integration des Zielunternehmens und dessen Prozesse zu schaffen, um unnötige Integrationskosten und -risiken zu vermeiden. Da die Liquiditätssteuerung im Cash Pooling neben unternehmensinternen Funktionen auch im externen Rechnungswesen und für rechtliche Anforderungen an ein Unternehmen von wesentlicher Bedeutung ist, sollten folgende Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Anbindung bereits vor der Transaktion sichergestellt sein:

  1. Sorgen Sie vorrangig dafür, dass ab dem ersten Tag nach der Transaktion ausreichend Liquidität und ein angemessenes Liquiditätsmonitoring zur Verfügung stehen.
  2. Sprechen Sie frühzeitig mit den für die Anbindung relevanten Stakeholdern, insbesondere mit den finanzierenden Banken, Factoring Gesellschaften und Kreditversicherungen, aber auch mit relevanten Lieferanten und Kunden.
  3. Beziehen sie frühzeitig interne Abteilungen und Funktionen mit Schnittstellen zum Cash-Management und Cash Pooling ein.
  4. Beziehen Sie verfügbares Kapital oder Kapitalbedarf aus dem Cash Pooling in Ihre gesamte Zielkapitalstruktur ein, da sich durch die Transaktion wesentliche Änderungen in der Bonität, Kapitalstruktur und der Zinsstruktur des Käufers ergeben können.
  5. Beachten Sie bestehende regulatorische Rahmenbedingungen und bereiten sie Anpassungsansätze für mögliche Änderungen in den regulatorischen Rahmenbedingungen vor.
  6. Verschaffen Sie sich einen Überblick über rechtliche, steuerliche, wirtschaftliche und finanzielle Risiken aus der Transaktion und würdigen Sie sie bei der Planung der Cash Pool-Anbindung.

 

Bedeutung einer erfolgreichen Anbindung für den Käufer

Eine erfolgreiche Anbindung des Cash Pools bringt für den Käufer eine Reihe von Vorteilen mit sich. Neben der Sicherstellung ausreichender Liquidität für alle erworbenen Gesellschaften und Vermögensgegenstände ab dem ersten Tag nach der Transaktion ergeben sich im weiteren Verlauf folgende mögliche Synergien und Effizienzen aus einem erfolgreich integrierten Cash-Management:

  • Das gebundene Kapital in Form von liquiden Mitteln („Operating Cash”) kann auf ein betriebswirtschaftlich notwendiges Minimum reduziert werden, was dem Käufer auch nach der Transaktion höhere Cash Flows und damit höhere Ausschüttungen ermöglicht.
  • Da liquide Mittel bei der aktuell vorliegenden Zinsstruktur ohnehin gar nicht oder nur sehr gering verzinst werden bzw. die vergleichsweise teure In­anspruch­nahmen der Kontokorrentkredite auf ein Mindestmaß reduziert werden kann, kommt dem Käufer zudem ein positiver Zinseffekt zugute. Das ermöglicht ihm mit dem freigesetzten ungebundenem Kapital Wachstum oder weitere Investitionen mit höheren Kapitalrenditen zu erzielen.

Eine strategische Vorbereitung und erfolgreiche Anbindung des Cash Pools können damit nach der Transaktion entscheidende positive Effekte auf Wachstum, Rentabilität und Risikosteuerung des Zielunter­nehmens und des Käufers entwickeln.

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