Erfolgreich investieren in der Slowakei

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​​​​​zuletzt aktualisiert am 7. Juni 2024 | Lesedauer ca. 4 Minuten

 

    

   

​​Wie schät­zen Sie die der­zei­ti­ge wirt­schaft­li­che La­ge in der Slo­wa­kei ein?

Trotz der anhaltenden Unsicherheit im Zusammenhang mit den neuen globalen Herausforderungen dürfte die slowakische Wirtschaft wachsen. Das höhere Wachstum dürfte durch die rückläufige Inflation und steigende Reallöhne unterstützt werden, was zu einem höheren Verbrauch der privaten Haushalte und letztlich zu einem Wachstum der Gesamtnachfrage im Land führen wird. Die inländischen Produktionskosten sind anfangs des Jahres 2024 aufgrund der günstigeren Energiepreise gesunken. Das Wirtschaftswachstum der Slowakei lag 2023 bei 1,1 Prozent, 2024 könnte es 2,3 Prozent erreichen und 2025 bei 2,6 Prozent liegen. Der wichtigste Motor des Wirtschaftswachstums wird die Inanspruchnahme von EU-Mitteln sein.
  
Die Kombination aus einem günstigeren externen Umfeld, einem Rückgang der Rohstoffpreise und einem Nachlassen des Mangels an Komponenten dürfte die Exportleistung der Slowakei unterstützen. Auf dem Arbeitsmarkt schrumpft das Arbeitskräftereservoir, was sich im langsameren Beschäftigungswachstum widerspiegelt. Ein Großteil der offenen Stellen wird mit ausländischen Arbeitskräften besetzt. Die Nachfrage nach Arbeitskräften wird wieder zunehmen und angesichts der ungünstigen demografischen Lage wahr­scheinlich durch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte gedeckt werden.
  
Die geopolitische Konflikte sind die größten Bedrohungen der kommenden zwölf Monaten. Langfristig werden es auch die Risiken der Cybersicherheit und der Klimawandel sein. Die Unternehmen müssen sich auf die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) vorbereiten, die in den nächsten Jahren zuzunehmen scheint.
   

Wie würden Sie das Investitionsklima in der Slowakei beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Die Slowakei ist in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Ziele in der Region geworden. Hunderte von prominenten Investoren (auch aus Deutschland) haben die Slowakei als geeigneten Standort v.a. für die Automobilindustrie ausgewählt. Die Standortfaktoren sind in der Slowakei unverändert gut geblieben.
  
Als Hauptfaktoren, die sie in die Slowakei locken, nennen die Investoren:
  • stabiles Investitionsumfeld;
  • günstige geografische Lage;
  • Wirtschaftswachstum;
  • der Euro als offizielle Währung;
  • kontinuierlicher Ausbau der Infrastruktur;
  • ​hohe Qualität der Arbeitskräfte;
  • hohe Produktivität.
  
Wir erwarten, dass sich die oben genannten Voraussetzungen auch nach dem Rückgang der Inflation/Ende des Kriegs nicht ändern werden. Im Gegenteil: Es ist zu erwarten, dass der Staat entsprechende Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft ergreifen wird, was das Investitionsumfeld in der Zukunft positiv beeinflussen kann. Zu den Industriezweigen, die sich schon seit Langem am dynamischsten entwickeln, gehören der Maschinenbau, die Elektroindustrie und natürlich die Automobilindustrie. Die Aufnahme der Produktion von Volvo wird die Dominanz der Branche in der Slowakei noch mehr verstärken.
   

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in der Slowakei gegenüber?

Die allgemeine politische Lage in der Slowakei ist als stabil anzusehen. Nach Angaben der Credit Insurance Group Credendo ist die Slowakei eines der sichersten und politisch stabilsten Länder in Europa. Das geringste Risiko unter den EU-Ländern weist die Slowakei insbesondere in folgenden Kategorien auf: Risiko politischer Unruhen, Risiko staatlicher Eingriffe in Privateigentum, Währungs- und Transferrisiko. Es sollte aber gesagt werden, dass der Bericht der Credit Insurance Group Credendo nur kurz nach der 2023 Parlamentswahl and noch vor der diesjährigen Präsidentenwahl veröffentlicht wurde.
  
Bereits vor der Aufnahme der Geschäftstätigkeit in der Slowakei sollte berücksichtigt werden, dass sich die slowakische Gesetzgebung in einigen Bereichen vom deutschen System teilweise unterscheidet (z.B. Arbeitsrecht). Darüber hinaus wurden in der Slowakei relativ häufige Änderungen der steuerlichen und rechtlichen Vorschriften beobachtet (im Vergleich zu Deutschland). 
  
Die seit Jahren sehr niedrige Arbeitslosenquote stellt in der Slowakei eine der größten Herausforderungen überhaupt dar. Darüber hinaus hat der jahrelange Kampf der Arbeitgeber um qualifizierte Arbeitskräfte teilweise zu einem Anstieg der Lohnkosten geführt. Während der Pandemie hat der Druck auf die Lohnkosten etwas nachgelassen, nimmt aber jetzt wieder zu.
   

Welche Bedeutung hat Deutschland für die Slowakei?

Deutsche Gesellschaften gehören zu den größten Arbeitgebern in der Slowakei und sind deshalb wichtige Akteure auf dem slowakischen Markt. Ihre genaue Zahl ist jedoch schwer zu bestimmen, da viele Unternehmen im Besitz von Tochtergesellschaften sind, die in anderen Ländern registriert sind. Es wird geschätzt, dass auf dem slowakischen Markt etwa 2.400 Firmen mit direkter oder indirekter Beteiligung deutschen Kapitals tätig sind.
  
Das stärkste Land der Eurozone ist auch der wichtigste Geschäftspartner der Slowakei. Die Slowakei erwirtschaftet schon seit einigen Jahren einen Handelsüberschuss mit Deutschland. Im April 2023 kündigte ein weiteres deutsches Unternehmen eine Großinvestition in der Slowakei an, ebenfalls mit staatlicher Unter­stützung, als Reaktion auf das wachsende Interesse an der Wärmepumpentechnologie und den Bedarf an alternativen Energiequellen.
   

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die Slowakei weiterentwickeln?

Abgesehen von den derzeitigen Unwägbarkeiten dürfte die Slowakei als Investitionsstandort weiterhin an der Spitze der beliebtesten europäischen Länder Mittel- und Osteuropas stehen. Nicht zuletzt liegt es auch an der Fähigkeit, schnell und flexibel auf bestehende Markttrends und -bedürfnisse zu reagieren. Es ist zu erwarten, dass sich das seit Jahren anhaltende Wirtschaftswachstum fortsetzen wird, wenn auch wahrscheinlich nicht mit der gleichen Dynamik und im gleichen Umfang wie bisher. 

Die Aufrechterhaltung des Produktivitätswachstums – und damit die Grundlage für die wirtschaftliche Konvergenz der Slowakei – erfordert nachhaltige Strukturreformen und gezielte Investitionen in die Infra­struktur, Forschung und Innovation. Die Verbesserung der Qualität und der Integration des Bildungs- und Ausbildungssystems, der Abbau regionaler Ungleichheiten und die Verbesserung der Qualität der öffentlichen Einrichtungen können der Slowakei helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, in der Wertschöpfungskette aufzusteigen und nachhaltiger zu werden. Außerdem wird erwartet, dass die Wirtschaft in den kommenden Jahren wieder an Dynamik gewinnt, was vor allem auf die Bereitstellung von EU-Mitteln zurückzuführen ist. Vieles hängt jedoch auch von der Stabilität der Gesetzgebung insgesamt und der allgemeinen Durchsetzbarkeit des Rechts ab.​ ​​​

Kontakt

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Michal Kujan

Attorney at Law (Slowakei)

+421 2 5720 0461

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