Chinas neue Nachhaltigkeitsrichtlinien: Chancen für Unternehmen!

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​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 11. Februar 2025 | Lesedauer ca. 4 Minuten

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Nachhaltigkeit in der Unternehmensberichterstattung: Neue Grundlagenrichtlinien als Chance für Unternehmen

Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und ein­heitlicher Standards wie den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) hat die Europäische Union (EU) einen einheitlichen Maßstab für die ESG-Bericht­er­stat­​­tung (Environmental, Social, Governance) in Europa festgelegt. 

Die Förderung von Nachhaltigkeit und Transparenz ist jedoch längst nicht mehr nur in der EU ein zentrales Thema, sondern auch in China. China und die EU verfolgen dabei ähnliche Ziele: Unternehmen sollen umfassend über ihre Nachhaltigkeitsstrategien und -auswirkungen berichten, um Investoren, Regulatoren und der Öffentlichkeit einen klaren Einblick in ihre ESG-Umsetzung zu geben. 

​Beide bewegen sich damit in dieselbe Richtung, wenn auch mit etwas unterschiedlichen Ansätzen. Während die EU ihre Standards stark an internationale Vorgaben wie der GRI oder den TCFD orientiert, arbeitet China daran, eine eigene kohärente ESG-Strategie zu etablieren, die globale Kompatibilität ermöglicht und gleichzeitig nationale Besonderheiten berücksichtigt.

China hat in den letzten Jahren erste Anstrengungen unternommen, um die ESG-Berichterstattung zu fördern und Unternehmen stärker in die Verantwortung für nachhaltige Entwicklung zu nehmen. Die am 17. Dezember 2024 veröffentlichten Corporate Sustainability Disclosure Guidelines (Grundlagenrichtlinien) sind ein zentraler Bestandteil dieser Strategie und spiegeln Chinas langfristige Ziele wider, bis 2030 einheitliche Standards für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen zu etablieren.



Chinas Pläne bis 2030 im Bereich ESG-Berichterstattung

Die Grundlagenrichtlinien sind Teil eines umfassenden Plans der chinesischen Regierung, der die Einführung verbindlicher ESG-Berichtsstandards vorsieht, um:

  • Einheitlichkeit und Transparenz zu schaffen: Bislang sind ESG-Offenlegungen in China größtenteils freiwillig und uneinheitlich. Die geplanten Standards sollen klare Anforderungen definieren, um Transparenz und Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
  • Globale Integration zu fördern: China strebt an, seine Standards stärker mit internationalen Vorgaben zu harmonisieren. Dies erleichtert es chinesischen Unternehmen, in globalen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben und internationale Investoren gerade auch auf dem Kapitalmarkt anzuziehen.
  • Nationale Klimaziele zu unterstützen: Die Grundlagenrichtlinien stehen im Einklang mit Chinas ehrgeizigen „2030 / 2060 Klimazielen“, d.h. bis 2030 den Höchstwert an CO₂-Emissionen und bis 2060 Klimaneutralität zu erreichen. Einheitliche ESG-Berichte sollen Unternehmen dabei unterstützen, ihre Fortschritte in diesen Bereichen offenzulegen und Verbesserungen umzusetzen.
  • Nachhaltige Investitionen zu fördern: Investoren, sowohl national als auch international, verlangen zunehmend zuverlässige ESG-Daten. Die Standardisierung bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich als attraktive und verantwortungsvolle Investitionsziele zu positionieren.

Kernanforderungen der Grundlagenrichtlinien

Noch besteht keine gesetzliche Pflicht zur Umsetzung der Grundlagenrichtlinien. Zunächst sollen bis 2027 die Spezifischen Richtlinien sowie für bestimmte Industrien Richtlinien zur Anwendung veröffentlicht werden. Bis 2030 soll dieses System dann für Unternehmen verpflichtend werden, zunächst für große gelistete Unter­​­neh­men, dann Schritt für Schritt auch für nicht-gelistete Unternehmen und schließlich auch für SMEs. Außerdem zu beachten für gelistete Unternehmen ist die Berichtspflicht ab 2026, die sich aus den ESG-Richtlinien der verschiedenen Aktienmärkte (z.B. Shanghai Guidelines No. 14) ergibt.   
  • Die Nachhaltigkeitsinformationen müssen Risiken, Chancen und Auswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigen.
  • Die Materialität von Risiken, Chancen und Auswirkungen wird anhand mehrerer Kriterien gemessen. Zum einen daran, wie weit ein durchschnittlicher Nutzer der Information in seiner Entscheidungsfindung dadurch beeinflusst werden kann. Zum anderen soll bei negativen Auswirkungen, die Wahrscheinlichkeit, das Ausmaß sowie Heilungsmöglichkeiten in die Abwägung einbezogen werden. Positive Auswirkungen sollen im Hinblick auf Umfang, Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Auftretens in der Analyse gegeneinander abgewogen werden. 
  • Die Berichtsstruktur und -periode sollen mit den Finanzberichten übereinstimmen, um Konsistenz und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Unternehmen müssen dabei sicherstellen, dass ihre Daten vollständig, neutral, genau, relevant und verifizierbar sind. Daten des Finanzberichts, des Nachhaltigkeitsberichts sowie andere veröffentlichte Daten müssen konsistent und ohne Widersprüche nachvollziehbar sein. Die Berichte sollten verständlich, transparent und zeitnah veröffentlicht werden – zeitgleich mit den Finanzberichten. Querverweise auf andere Reports oder den Finanzbericht sind gestattet, wenn die entsprechenden Berichte ebenfalls offengelegt werden. 

Erforderliche Kernelemente in einem Bericht 

Die Grundlagenrichtlinien benennen die erforderlichen Kernelemente eines ESG-Berichts:​
  • Unternehmensstruktur (Governance): Offenlegung von Unternehmensstruktur und Unternehmensorganen, Steuerung, Kontrollfunktionen und Aufgaben
  • Strategie: Offenlegung von Planung, Taktik und Methoden, mit denen ein Unternehmen nachhaltige Risiken und Chancen steuert.
  • Management von Risiken und Chancen: Offenlegung von Prozessen und Mechanismen, die ein Unternehmen zur Identifizierung, Bewertung, Priorisierung und Überwachung nachhaltiger Risiken und Chancen einsetzt.
  • Indikatoren und Ziele des Unternehmens: Offenlegung von Indikatoren, die das Unternehmen zur Messung und Einschätzungen des Managements von Risiken und Chancen verwendet; Offenlegung von Zielen definiert durch das Unternehmen oder durch das Gesetz sowie Strategien zur Umsetzung. 

Chancen für Unternehmen

Die Umsetzung der Grundlagenrichtlinien bietet Unternehmen mehrere Vorteile: Investoren und Kreditgeber legen zunehmend Wert auf klare ESG-Informationen. Eine transparente Offenlegung schafft Vertrauen und kann die Kapitalbeschaffung erleichtern. Durch die systematische Analyse von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen können Unternehmen frühzeitiger Maßnahmen ergreifen und ihre Resilienz stärken. 

Ein glaubwürdiger Nachhaltigkeitsbericht zeigt aber auch Engagement und Verantwortung – ein Pluspunkt in der Kommunikation mit Kunden, Konsumenten, Investoren, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit. Nachhaltigkeit wird damit zu einem entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Unternehmen, die frühzeitig klare Berichte vorlegen, positionieren sich als Vorreiter.

Neueste Entwicklungen

Am 17. Januar 2025 haben die Börsen in Shanghai, Shenzhen und Peking jeweils weitgehend zeitgleich Richt­linien für die Erstellung von ESG-Berichten durch börsennotierte Unternehmen herausgegeben. Das Beispiel der Shanghai-Richtlinien (Leitfaden Nr. 4 für die an der Shanghai Stock Exchange notierten Unternehmen - Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten) zeigt einen umfassenden Katalog, der Unternehmen Instrumente für die Erstellung eines individuellen ESG-Berichts an die Hand gibt. Der Leitfaden ist in zwei Teile gegliedert,

Teil 1: Allgemeine Anforderungen und Offenlegungsrahmen und 
Teil 2: Reaktion auf den Klimawandel.

Der erste Teil enthält Anleitungen mit zahlreichen Beispielen zur Bestimmung der Wesentlichkeit und inhalt­licher Indikatoren sowie zur Umsetzung einer Governance-Struktur, Überwachungsprozessen und der Umset­zung von Maßnahmen und Strategien. Der zweite Teil hingegen befasst sich speziell mit der klimabezogenen internen und externen Wesentlichkeit und den daraus resultierenden Risiken und Chancen für das Unterneh­men. Darüber hinaus werden detaillierte Anleitungen zur Berücksichtigung und Berechnung von Treibhaus­gas­emissionen entlang der Lieferkette gegeben.

Fazit 

Die Grundlagenrichtlinien sind nicht nur ein regulatorisches Instrument, sondern Teil von Chinas langfristiger Strategie zur Förderung von Transparenz und nachhaltiger Entwicklung. Unternehmen in China sollten diese Gelegenheit nutzen, um sich zukunftsorientiert aufzustellen, globale Standards zu erfüllen und ihre Rolle in der grünen Transformation zu stärken. Bei strategisch günstiger Organisation von ESG-Überwachung und Manage­ment können parallel auch die entsprechenden Anforderungen der europäischen ESG-Regelungen erfüllt werden, die auch auf Unternehmen in China ausstrahlen können.  Wer jetzt handelt, sichert sich nicht nur einen Wettbewerbsvorteil, sondern wird auch Teil einer nachhaltigeren Zukunft.​​

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