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veröffentlicht am 17. Februar 2021
Ein attraktives Förderprogramm, stabile Bedingungen und staatlich abgesicherte PPA: der ostafrikanische Markt zeigt eine Entwicklung, die die Tiefengeothermie zum Rückgrat der Stromversorgung in der Region werden lassen kann.
Die Tiefengeothermie spielt im Vergleich zu anderen regenerativen Energiequellen bisher nur eine kleine Rolle in der Energiewende. 2019 machte sie weniger als 1 Prozent der weltweit installierten Kapazitäten zur Stromerzeugung aus EE aus.1 Dabei gilt sie unter Experten als „Hidden Champion”. Sie ist aus menschlicher Sicht unerschöpflich, hat einen hohen Energieoutput und damit ein hohes CO2-Senkungspotenzial und geringe Wartungskosten. Zur Schlüsseltechnologie wird sie vor allem, da sie die einzige verbrennungsfreie grundlastfähige Erneuerbare Energieform ist. Der Ausbau der deutlich vorteilhaften Technologie wird durch das hohe Fündigkeitsrisiko und den damit verbunden Investitionskosten ausgebremst. Weder die exakte Temperatur noch die Menge an wirtschaftlich förderbarem Thermalwasser kann durch oberirdische Studien im Voraus bestimmt werden. Für die genaue Ermittlung müssen kapitalintensive Explorationsbohrungen durchgeführt werden. Die Kosten können je nach Bohrtiefe bis zu 60 Prozent der Gesamtentwicklungskosten ausmachen. In Ostafrika wird das technische Potenzial für Geothermie auf 15.000 MW2 geschätzt. Um Projekte vor Ort trotz des Fündigkeitsrisiko entwickeln zu können, wurde das Marktanreizprogramm „Geothermal Risk Mitigation Facitlity” (GRMF) in Kooperation der „African Union Comission” (AUC) mit der KfW Entwicklungsbank (Geldgeber sind das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der EU Africa Trust Fund und das Foreign, and Commonwealth & Development Office aus England), bereits im Jahr 2012 ins Leben gerufen. GRMF wird im Auftrag der AUC durch Rödl & Partner in Zusammenarbeit mit dem isländischen Ingenieurbüro Mannvit als Fundmanager verwaltet. Das erklärte Ziel des Programms war und ist es Anreize für private und öffentliche Investitionen in ostafrikanische Tiefengeothermieprojekte zu schaffen. Die Förderungsmöglichkeiten umfassen Direktzuschüsse für Oberflächenstudie, Explorationsbohrungen und Infrastrukturkosten, die durch Explorationstätigkeiten entstehen. Außerdem können Projekte eine Fortführungsprämie („Continuation Premium”) für weitere Projektentwicklungstätigkeiten beantragen. Das Ziel des Programmes ist als Marktanreizprogramm weitere Investitionen in der Region auszulösen und somit Geothermie als weitere Option im Erzeugungsportfolio zu platzieren. Dieses wird dominiert durch Wasserkraft, dezentrale Anlage und auch alte Schwerölkraftwerke. Es kommen zwar hier und da auch Wind- und Solarprojekte hinzu, doch sind die zumeist staatlichen, zentral kontrollierten Strukturen dafür verantwortlich an Großprojekten (zumeist Wasserkraft, wie beispielsweise das Projekt Grand Ethiopian Renaissance Dam) festzuhalten. Gerade hier spielt die Geothermie ihre Stärken aus: Ist die Produktion in den Wasserkraftwerken bedingt durch ausreichend Niederschläge, ist die Geothermie völlig unabhängig von klimatischen Einwirkungen.
Der Erfolg des Programmes fasst folgende Karte zusammen, in der alle Projekte, welche erfolgreich den Bewerbungsprozess (Teilnahmewettbewerb & Förderantrag) abgeschlossen haben, verzeichnet sind. Einige Projekte haben sich zwar die Mittel (teilweise für Oberflächenstudien und das Bohrprogramm) von GRMF gesichert, aber werden entweder noch durch regulatorisches Hemmnisse oder Finanzierungsschwierigkeiten in der weiteren Entwicklung gehemmt.
Die 6. Ausschreibungsrunde begann im Mai 2020 für welche insgesamt 17 (!) Interessensbekundungen von privaten und öffentlichen Projektentwicklern aus Dschibuti, Äthiopien, Kenia, Tansania, Uganda und Sambia beim GRMF eingegangen sind. Dabei wurden Fördergelder für zehn Oberflächenstudien sowie sieben Bohrprojekte beantragt. Die Evaluierungsergebnisse der 6. Runde stehen noch aus, aber es zeigt sich das weiter bestehende Interesse am Markt die Potenziale in der Region zu entwickeln. Auch eine 7. Runde ist derzeit kurzfristig in Diskussion.
Das Projekt Tulu Moye in Äthiopien zeigt beispielhaft die erheblichen Chancen auf. Äthiopien hat sich entschlossen mit dem privaten Betreiber ein PPA zu schließen, wodurch die Finanzierung und Projektentwicklung möglich wurde. Der Infrastruktur Fund Meridiam ist als Hauptfinanzier eingestiegen und treibt das Projekt voran, welches sicherlich als Meilenstein für die äthiopische Energieversorgung betrachtet werden darf. Die Ressourcen für weitere Projekte sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft und neue Studien werden bereits durchgeführt, um weitere geothermische Stromerzeugungsprojekte im Land umzusetzen. Herausragend auch das Engagement auf dem Kenianischen Markt, auf dem sich der öffentliche Entwickler GDC (Geothermal Development Company) sowie private Entwickler diverse Projekt vorantreiben. Es soll auch erwähnt werden, dass das kleine Land Djibouti – bis dato noch abhängig von fossilen Energien – sich entschlossen hat das vorhandene geothermische Potenzial zu erschließen. Es werden ca. 10 Projekte derzeit im Land verfolgt und das Ziel ist es, perspektivisch den Strom in die Nachbarländer, vor allen Dingen Äthiopien, und den gesamten ostafrikanischen Raum zu exportieren.
Zusammengefasst: Der ostafrikanische Markt für Geothermieprojekte hat sich in den letzten 6 Jahren erheblich entwickelt. Es bestehen aktuell gute Chancen für einen Markteinstieg aufgrund der Vielzahl der Möglichkeiten für Lieferanten bzw. Dienstleister in dem speziellen Sektor, aber auch für Investoren, da gerade das notwendige Eigenkapital für die ersten Phasen der Projekte für private Entwickler eine erhebliche Hürde darstellt. Bei Projektgrößen von 50 MW bis denkbar weit über 500 MWe werden auch erhebliche Investitionen benötigt, um den Markt zu entwickeln.
________________________________________1 REN21 Global Status Report 20202 Overview of Geothermal Resource Utilization in the East African Rift System Peter Omenda1 and Meseret Teklemariam, Geothermal Development Company Ltd.; Short Course V on Exploration for Geothermal Resources, organized by UNU-GTP, GDC and KenGen, at Lake Bogoria and Lake Naivasha, Kenya, Oct. 29 – Nov. 19, 2010 2010
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