Solarenergie im Land des Atomstroms – Aktuelle Entwicklungen bei der Photovoltaik in Ungarn

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In den vergangenen Jahren galt Ungarn im Bereich der Erneuerbaren Energien nicht gerade als Musterland für Investoren. Die Gründe dafür sind vielschichtig und hängen nicht zuletzt mit der Energiepolitik der Orbán-Regierung zusammen, die offenbar ganz bewusst darauf verzichtet hat, in den letzten Jahren für verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen im Bereich der Erneuerbaren zu sorgen. Orbán setzt weiterhin auf Kernenergie, rund 50 Prozent des nationalen Strombedarfs werden in einem Kernkraftwerk im südungarischen Paks erzeugt, das mit russischer Unterstützung zurzeit sogar um zwei neue Blöcke mit einem Investitionsvolumen von rund 12 Milliarden Euro erweitert wird.

 

​Aktuell dürfte – so die Schätzungen der Europäischen Kommission – der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Ungarn noch bei rund lediglich 10 Prozent liegen. Um das ehrgeizige, selbst gesetzte Ziel, bis 2020 mindestens 14,65 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen, erreichen zu können, setzt die Regierung v.a. auf Biomasse und Solarenergie.

 

Zumindest im Bereich der Solarenergie war in den vergangenen zwei Jahren ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen.

 

Im Dezember 2017 verkündete der Staatsminister im Amt des Ministerpräsidenten auf einer Pressekonferenz nun, dass die Regierung Orbán künftig weitere Anreize für die Installation von Photovoltaikanlagen im Land schaffen will. So sollen insbesondere Landwirte günstige staatliche Darlehen in Anspruch nehmen können, wenn sie bodengestützte Anlagen zur Solarstromerzeugung errichten. Flankiert wird die Maßnahme von einer zusätzlich gewährten Abnahmegarantie zu einem fest garantierten Abnahmepreis für den erzeugten Solarstrom.

 

„Es sollen so viele PV-Anlagen wie möglich in Ungarn entstehen”, so der Minister. Allerdings gelten die Vergünstigungen nur für vergleichsweise kleine Anlagen von maximal 0,5 MW Leistung und auf Flächen von maximal 1 ha Größe. Auch potenziellen Investoren soll der Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen erleichtert werden, wenn sie sich für die Errichtung und den Betrieb von Anlagen in der o.g. Größenordnung entscheiden. Ob sich viele PV-Entwickler für derartige Kleinstanlagen als Betreiber im Rahmen einer langfristigen Investition interessieren werden, bleibt abzuwarten. Im vergangenen Jahr war vielmehr ein anhaltendes Interesse an der Verwirklichung von PV-Projekten > 1 MW zu verzeichnen, die noch nach dem alten, bis Ende 2016 geltenden Fördersystem (KÁT) geplant und genehmigt wurden.

 

Von den weit über 2.500 bis Ende 2016 erteilten Genehmigungen entfällt zurzeit noch immer rund die Hälfte auf solche Projekte, die sich noch immer in der Planungs- oder Bauphase befinden. Inzwischen, d.h. mit dem Jahreswechsel 2016/2017, wurde die Solarstromförderung neuen Regeln unterworfen, die für die vielen – meist ausländischen – Investoren in diesem Bereich nun nicht mehr so attraktiv sind wie die o.g. „Alt”-Projekte (keine Abnahme des Stroms mehr zu einem festgeschriebenen Fixpreis, sondern eigenhändiger Verkauf des erzeugten Solarstroms durch den Erzeuger auf dem Markt und Zahlung einer sog. „Grünen Prämie”, die die Differenz zwischen dem vom Netzbetreiber MAVIR ermittelten Referenzpreis und dem durch die seitens der Energiebehörde HEA festgelegten sog. „unterstützten Preis” entspricht.

 

Daneben Verkürzung der garantierten Laufzeiten von 20 bis 25 Jahren auf nunmehr 13 Jahre). Die aus den Gesichtspunkten der Planungssicherheit und Nachhaltigkeit größte Attraktivität dürften somit neue PV-Projekte in Ungarn weiterhin dort haben, wo es sich um Kleinstanlagen von maximal 500 kW auf einer Fläche von maximal 1 ha handelt. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass mehrere lokal benachbarte Investitionen in PV-Anlagen, die von ein und demselben Unternehmen vorgenommen werden, ggf. zusammen als eine (größere) Investition betrachtet werden müssen.

 

Es dürfte spannend bleiben zu beobachten, wie sich der Markt im Bereich der Erneuerbaren in Ungarn weiter entwickeln wird. Deutlich sichtbare Aktivitäten werden hier wahrscheinlich nur im Bereich des Solaranlagenbaus zu erwarten sein und Solarstrom wird als einzige grüne Energie neben dem übermächtigen Atomstrom einen nennenswerten Beitrag zur Gesamtstromerzeugung leisten.

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