Potenzial für Geothermie in Ostafrika

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Das Geothermiepotenzial Ostafrikas beläuft sich auf mehr als 15.000 MW. Kenia produziert bereits einen nennenswerten Umfang an geothermischem Strom von rund 250 MW und in Äthiopien soll demnächst Afrikas größtes Geothermiekraftwerk gebaut werden. Die Kommission der Afrikanischen Union beauftragte Rödl & Partner mit dem Management des sogenannten „Geothermal Risk Mitigation Facility” (GRMF) in Kooperation mit MANNVIT, der führenden isländischen Ingenieurs- und Technologieberatungsfirma mit Schwerpunkt Geothermie. Die Grundidee von GRMF ist es, die enormen finanziellen Risiken, die mit einer Bohrung nach geothermischen Ressourcen verbunden sind, abzufedern.
 

Geothermal Risk Mitigation Facility (GRMF)

Die Tiefengeothermie gilt in Fachkreisen als der „Hidden Champion” der Erneuerbaren Energien. Die Grundlastfähigkeit, der hohe Energieoutput und somit das CO2-Senkungspotenzial sowie die Möglichkeit der nachhaltigen direkten Wärme- und Kältenutzung machen sie zu einer der vorteilhaftesten Erneuerbaren Energien. Wesentliche Hürden sind allerdings die hohen Investitionskosten und das mit der Exploration der Energie verbundene Risiko.
 
Um eben dieses Risiko abzufedern, hat die „African Union Commission” (AUC) in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem „EU-Afrika Infrastructure Trust Fund” der KfW im April 2012 das Projekt „Geothermal Risk Mitigation Facility” (GRMF) ins Leben gerufen mit dem Ziel, öffentliche und private Investoren zu motivieren, im Rahmen der Identifizierung und Entwicklung geothermischer Ressourcen aktiv zu werden. Dies erfolgt im Rahmen von Direktsubventionen für geologische Studien und Explorationsbohrungen, wobei bereits 50 Millionen Euro für künftige geothermische Kraftwerksprojekte in Ostafrika bereitgestellt wurden. Aktuell bezieht sich GRMF auf die Länder Kenia, Äthiopien, Ruanda, Tansania und Uganda und soll in einer zweiten Runde auch auf Burundi, die Komoren, Dschibuti, die Demokratische Republik Kongo, Eritrea und Sambia ausgeweitet werden.
 
Das Konsortium um Rödl & Partner ist für die Verwaltung der hauptsächlich von KfW und EU für den Fonds zur Verfügung gestellten Gelder verantwortlich, die im Wege von Ausschreibungen den siegreichen Bewerbern zugeteilt werden. Konkret bedeutet das, dass Rödl & Partner die Afrikanische Union bei Entwurf, Durchführung, Umsetzung und Auswertung der Ausschreibungsverfahren als Berater unterstützt. Dabei wird Rödl & Partner insbesondere die ökonomischen und rechtlichen Fragestellungen abdecken.

Grafik 4: Expression of Interest (EoI) in der 2. Antragsrunde (pre-qualification round)
Expression of Interest (EoI) in der 2. Antragsrunde (pre-qualification round)
 Quelle: Geothermal Risk Mitigation Facility for Eastern Africa, www.grmf-eastafrica.
org/news/archive/2013/03/, Abruf 14. Mai 2014.
 

Geothermiekraftwerk Äthiopien

Im Juli 2014 soll in Äthiopien mit den vorbereitenden Bohrungen für das „Corbetti-Geothermiekraftwerk” begonnen werden. Die isländische Firma „Reykjavík Geothermal” hat im Oktober 2013 mit der äthiopischen Regierung eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. In der ersten Bauphase, die möglicherweise bis zu 16 Jahre dauern kann, soll ein Kraftwerk mit einer Kapazität von 500 MW entstehen. Die Kosten für die Bauphase sollen sich auf etwa 2 Mrd. US-Dollar belaufen. Mithilfe privater Geldgeber aus den USA will die „Reykjavík Geothermal” genügend Finanzmittel auftreiben, um vorerst fünf Bohrungen vorzunehmen, damit die ersten 20 MW Kapazität installiert werden können. Der dadurch erzeugte Strom wird an die staatliche äthiopische Stromgesellschaft verkauft.
 

Weitere Geothermieprojekte in Ostafrika

Kenia
Die Geothermal Development Company (GDC) in Kenia benennt in ihrem 2012 vorgestellten Zehnjahresplan fünf Geothermieprojekte, die insgesamt 2.580 MW produzieren sollen. Für die nächsten 20 Jahre wird die Erzeugung von bis zu 5.000 MW an geothermischer Energie anvisiert. Afrikas erstes Geothermiekraftwerk „Olkaria I” ist das Vorzeigeprojekt der staatlichen Kenya Electricity Generating Company (KenGen). Vor 20 Jahren ging „Olkaria II“ mit finanzieller Unterstützung der KfW ans Netz. In der Anlage „Olkaria II” steht eine Dampfmenge mit einem energetischen Potenzial von 98 MW zur Verfügung, das die beiden 35-MW-Generatoren nicht vollständig ausnutzen können. Das „Clean Development Mechanism Project” (CDM) sieht eine Erweiterung der Anlage um einen dritten Generator mit einer Leistung von 35 MW vor. Die erzeugte Energie kann dann um 276.000 MWh auf 820.800 MWh pro Jahr erhöht werden. Mit dem Ausbau des bestehenden Kraftwerkes „Olkaria II” sollen eine bessere Elektrifizierung der ländlichen Gebiete erreicht und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
 

Neben dem Vorzeigekraftwerk „Olkaria” gibt es in Kenia noch weitere Geothermieprojekte:

Menengai-Projekt
Die Entwicklung des Menengai-Kraftwerkes, das auf 400 MW ausgelegt ist, befindet sich derzeit in der ersten Bauphase. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 847 Mio. US-Dollar. Wichtige Finanzgeber sind die Europäische Investitonsbank (EIB), der Climate Investment Fund in Zusammenarbeit mit der afrikanischen Entwicklungsbank, die französische Agence Française de Développement, die Weltbank und die kenianische Regierung.
 
Bogoria-Silali-Projekt
Die Projektkosten wurden auf etwa 1,16 Mrd. US-Dollar veranschlagt. Erste Zahlungsversprechen für Phase I kommen von der US-amerikanischen Exim Bank (300 Mio. US-Dollar) und der KfW-Bankengruppe (100 Mio. US-Dollar). Auch GRMF fördert das Projekt mit 4,25 Mio. US-Dollar (Stand: März 2014).
 
Suswa-Phase-I-Projekt
Das Projekt ist zurzeit in Planung. Die indische Exim Bank hat 200 Mio. US-Dollar in Aussicht gestellt.
 
Tansania
Tansania hat sehr gute geologische Voraussetzungen für Geothermie. Das kenianische Rift Valley setzt sich auf tansanischem Gebiet fort. Hier will die „Geothermal Power Tanzania Ltd.” als erstes Unternehmen im Land ein Geothermiekraftwerk bauen. Die Kosten werden mit 350 Mio. US-Dollar angegeben. Die Anlage soll bis zu 140 MW liefern können und voraussichtlich 2018 ans Netz gehen. In der südlichen Mbeya-Region wurde bereits mit zwei Bohrungen begonnen.
 
Ruanda
Im Rahmen des neuen Staatshaushalts hat Ruanda rund 13 Mio. US-Dollar für geothermische Probebohrungen bereitgestellt. Bei Erfolg wird kurzfristig ein 10-MW-Kraftwerk gebaut, das noch 2014 ans Netz gehen könnte. Ruanda hat ein nennenswertes Geothermiepotenzial in Gisenyi (200 MW), Karisimbi (320 MW), Kinigi (120 MW) und Bugarama (60 MW).
 
Uganda
Auch Uganda betrachtet Geothermie als eine Option für die zukünftige Energiegewinnung. Dafür sollen in einem ersten Schritt die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen und sodann konkrete geologische Untersuchungen durchgeführt werden.
 
Dschibuti
Dschibuti will mithilfe der Afrikanischen Entwicklungsbank ein 50-MW-Geothermieprojekt in der Region des Assalsees realisieren. Die erste Phase soll 32 Mio. US-Dollar kosten und als Public Private Partnership organisiert werden. Der Staat will die ersten Probebohrungen niederbringen, ein privater Partner soll alle weiteren Schritte übernehmen. Dschibuti hätte das Potenzial, seinen gesamten Strombedarf durch Geothermiekraftwerke zu decken. Zurzeit wird der Bedarf allein durch veraltete, teure und umweltbelastende Dieselkraftwerke sowie importierten Strom aus Äthiopien gedeckt. Die entsprechend hohen Strompreise kann sich jedoch nur die Hälfte der Bevölkerung leisten.
 
Die nordöstlich gelegenen Länder Ostafrikas wie Äthiopien, Kenia und Dschibuti haben aufgrund ihrer geologischen Gegebenheiten grundsätzlich die besseren Chancen, auf Hochenthalpie zu treffen. Das bedeutet, dass die Stromgestehungskosten in diesen Ländern (Preis pro kWh) voraussichtlich niedriger sind als in den anderen Ländern des African Rift Valley.
 
Wir beobachten die Entwicklungen in Sachen Geothermie in Ostafrika weiter für Sie. Melden Sie sich gern bei uns bei weitergehenden Fragen zu diesem Artikel!

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Anna-Lena Becker, LL.M.

Rechtsanwältin

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