Makroökonomische und politische Aspekte

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​veröffentlicht am 1. September 2023




Leitlinien/Richtlinien der EU zur Klimaneutralität

Klimaneutralität innerhalb der Europäischen Union bis 2050 – dieses Ziel will die Europäische Kommission mit dem im Dezember 2019 veröffentlichten Konzept des European Green Deal umsetzen. Hierfür wurden eine Reihe von Maßnahmen vorgestellt, die zur Treibhausgasreduktion innerhalb der EU beitragen sollen. Letztlich erfordert die Umsetzung dieser Maßnahmen zahlreiche Investitionen in die europäische Wirtschaft. Mit der Verabschiedung des Europäischen Klimaschutzgesetzes VO (EU) 2021/1119 vom 30.6.2021 wurde die Erreichung der EU-Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 verbindlich festgelegt. 

Maßnahmenpaket „Fit for 55”

Zur Erreichung des im European Green Deal und im Europäischen Klimaschutzgesetz festgelegten Ziels der Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2050 wurde das Maßnahmenpaket „Fit for 55” am 14.7.2021 von der Europäischen Kommission vorgelegt. Auf dem Weg zum anvisierten Ziel der Klimaneutralität fasst das „Fit for 55”-Maßnahmenpaket die Reduktion der Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 als Zwischenziel ins Auge.

Das Maßnahmenpaket stellt eine Trias von gesteckten Klimazielen, marktorientierten Maßnahmen und ordnungsrechtlichen Vorschriften dar. Konkretisiert werden sollen diese beispielsweise durch die Ausweitung des Emissionshandelssystems, die Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien, die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Anpassung der Steuerpolitik an die Ziele des European Green Deals.

Ausbau der Fernwärmeversorgung1 

Im Rahmen des Fernwärmegipfels am 12.6.2023 kamen knapp 30 Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Bereichen auf Einladung von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck und Bundesbauministerin Geywitz zusammen. Die Beteiligten haben die Relevanz der Fernwärme für die Wärmewende anerkannt und eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, um den Ausbau der Fernwärme zu beschleunigen.

Die Unterzeichnenden sind sich einig, dass Wärmenetze überall auf- und ausgebaut werden sollen, wo die Fernwärme Kostenvorteile gegenüber einer dezentralen klimaneutralen Eigenversorgung aufweist. Sie wollen sich dafür einsetzen, dass die Fernwärme sukzessiv klimaneutral erzeugt wird. Bis 2030 soll insgesamt die Hälfte der Wärme in Fernwärmenetzen klimaneutral erzeugt werden, wobei eine flexible Umsetzung in Abhängigkeit von der lokalen Situation und dem Alter der vorhandenen Anlagen ermöglicht werden soll. 

Die Vertreterinnen und Vertreter bekennen sich dazu, Hemmnisse für den Ausbau und Umbau der Netze abzuschaffen und einen gesetzlichen Förder- und Finanzierungsrahmen für den Wärmenetzausbau zu schaffen. Zentrale Elemente hiervon sind das Bundesgesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze, die aktuelle Novelle des Gebäudeenergiegesetzes und die begleitenden Förderprogramme. Darüber hinaus sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Die Finanzierung von Investitionen in den Ausbau und die Dekarbonisierung von Wärmenetzen soll gefördert werden. Neben einer Risikoabsicherung für die Erschließung klimaneutraler Wärmequellen soll auch die Nutzung von Abwärme erleichtert werden.

Die Sicherstellung von Preistransparenz und hohen Verbraucherschutzstandards ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Auch in dieser Hinsicht sollen die gesetzlichen Grundlagen überprüft werden, um den Anschluss an Wärmenetze zu erleichtern und die leitungsgebundene Wärmeversorgung für Gewerbe und privaten Verbrauch attraktiver zu gestalten. 

Ausbau der Wärmeversorgung aus geothermischen Quellen

Geothermie (oder Erdwärme) nutzt die im Erdinneren gespeicherte thermische Energie und macht diese in Form von Wärme und/oder Strom für die Endverbraucher nutzbar. 

Was in wissenschaftlichen Kreisen schon länger bekannt ist, wurde nun auch von der Politik aufgenommen: Geothermie bietet ein großes Potenzial für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Deutschland, denn die Erdwärme steht ganzjährig und verlässlich zur Verfügung. Hierdurch kann insbesondere die Versorgungssicherheit der Wärme sowie eine langfristige Stabilität des Wärmepreises gewährleistet werden.2, 3   
Die Preise für die Lieferung von Fernwärme aus Geothermieanlagen orientieren sich im Wesentlichen an den Investitions- und Lohnkosten des individuellen Projekts. Kostensteigerungen für Brennstoffe haben, im Vergleich zu klassischen fossilen Wärmeerzeugungsanlagen, kaum Einfluss auf die Gestehungskosten geothermisch erzeugter Fernwärme. 

Mit dem vom BMWK 2022 veröffentlichten Konzeptpapier „Eckpunkte für eine Erdwärmekampagne – Geothermie für die Wärmewende”4 unterstreicht die Politik die Wichtigkeit der Geothermie im Rahmen einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Bis 2030 will die Bundesregierung ein geothermisches Potenzial von 10 TWh p. a. erschließen, was durch 100 zusätzlich angestoßene Projekte realisiert werden soll. Bisher hemmende Barrieren wie bspw. der Umgang mit dem Fündigkeitsrisiko müssen dafür beseitigt werden (Fündigkeitsrisiko: Die hydrothermale Bohrung findet kein Thermalwasser, sodass die im Erdinneren gespeicherte thermische Energie nicht genutzt werden kann – bis dahin investiertes Kapital ist verloren). Das o. g. Konzeptpapier des BMWK stellt dafür entsprechende Maßnahmen vor. 

Um die Dekarbonisierung der Wärmewirtschaft zu erreichen, ist der erhöhte Einsatz von regenerativen Energieträgern essenziell. Insbesondere der Einsatz von Geothermie bietet ein großes Potenzial. Das von uns veröffentlichte Konzeptpapier die „Wärmezielscheibe” kann genutzt werden, um die Dekarbonisierung der Wärmewirtschaft, wie es in den oben genannten Leitlinien der EU zur Klimaneutralität und dem „Fit for 55”-Paket festgelegt wurde, umzusetzen. Um die Klimaneutralität 2050 zu erreichen, sind zahlreiche Investitionen notwendig. Bei der Entscheidung, in welcher Region welche Technologie zum Einsatz kommen soll, kann die Wärmezielscheibe als Entscheidungshilfe herangezogen werden. 

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1 BMWK - Breites Bündnis für mehr Tempo beim Aus- und Umbau der Wärmenetze (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/06/20230612-aus-und-umbau-waermenetze.html); BMWK - Mehr Tempo bei der Transformation der Wärmeversorgung (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/0612-erklaerung-fernwaeme-gipfel.html).
2 Geothermie_Eckpunktepapier_ressortabgestimmt (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/eckpunkte-geothermie.pdf?__blob=publicationFile&v=6).
3 Geothermie als Erneuerbare-Energien-Technologie(https://www.roedl.de/erneuerbare-energien/dienstleistungen/technologie/geothermie).
4 Geothermie_Eckpunktepapier_ressortabgestimmt (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/eckpunkte-geothermie.pdf?__blob=publicationFile&v=1).



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