Aachener Zeitung, 13.12.2012: Die Stadt Düren investiert und das Jugendamt spart

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​Was tun, wenn die Kosten für die Jugendhilfe aus dem Ruder laufen? Geld ausgeben! Der Rat der Stadt Düren hat sich trotz leerer Kassen vor zwei Jahren für Investitionen entschieden und zwölf neue Jugendamtsmitarbeiter eingestellt. Kostenpunkt: knapp 600.000 Euro im Jahr. Die Theorie hinter dem Projekt lautet: Wer heute in der Jugendhilfe investiert, kann morgen Geld sparen.
 
„Auch wenn wir anfangs zum Teil belächelt worden sind: Wir haben unsere Ziele erreicht”, bilanzierte am Mittwoch Jugendamtsleiter Manfred Savelsberg. „Und das Projekt wird zum Regelangebot”, fügt sein Stellvertreter Ansgar Kieven hinzu. Die einst befristeten Stellen wurden in unbefristete umgewandelt, damit die Arbeit fortgesetzt wird.
 
Von einem „Paradigmenwechsel in der Politik” sprach gestern gar der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Thomas Floßdorf (CDU). Die Politik habe erkannt, dass das Themenfeld des Sozialen ernsthaft beackert werden muss. „Auch wenn das Knochenarbeit ist und eine Politik der kleinen Schritte erfordert”, sagte Floßdorf. Der Erfolg habe diesem Ansatz Recht gegeben.
 
Zur Bilanz des Jugendamtes: Weil mehr Personal zur Verfügung stand, wurde zunächst die „Bugwelle“ bei der sogenannten wirtschaftlichen Jugendhilfe abgetragen, die die Mitarbeiter vor sich hergeschoben hatten. So konnte das Amt beispielsweise Einnahmen von mehr als einer Millionen Euro verbuchen. Die Mitarbeiter rechneten Fälle ab, die an andere Jugendämter abgegeben wurden und ermittelten schneller Kostenbeiträge, die Eltern zu entrichten hatten. Ein Beispiel für Einsparungen ist die Zahl der Heimunterbringungen: Wurden vor zwei Jahren noch 157 Fälle verzeichnet, sind es mit heutigem Stand 133.
   
„Bei 160 Euro pro Tag und Fall ist das eine große Ersparnis”, bilanziert Ansgar Kieven. „Wir haben weiterhin alle Hilfen gewährt, die notwendig waren”, fügt Savelsberg hinzu. Es sei nie auf Kosten der Kinder und Familien gespart worden. Um das Kindeswohl nicht zu gefährden, sei früher eher die Unterbringung in einem Heim angeordnet worden. Damals hatte ein Sachbearbeiter in der Spitze bis zu 90 Fälle, heute sind es unter 40. „Wir kennen die Familien besser, können früh eigene Hilfsangebote vermitteln anstatt externe Hilfe einzukaufen”, sagt Savelsberg. Die Qualität der Betreuung sei gestiegen, die durchschnittliche Fallkostenpauschale bei der Familienhilfe von 8000 auf 6000 Euro gesunken – bei 420 Fällen im Jahr. Rechnerisch liegt das Amt 250000 Euro über der Zielvorgabe der Politik. Das Geld bleibt im Topf des Jugendamtes und wird für den U3- Ausbau verwendet. „Auch das ist Prävention. Die Früchte dieser Investition können wir später ernten”, findet Thomas Floßdorf.

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Thomas Seitz

Diplom-Betriebswirt (FH)

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