Neue Westfälische, 25.10.2013: Jugendhilfe im Kostencheck

Controlling in sensiblem Bereich spart 800.000 Euro ein
  
Paderborn (NW). Wenn Wolfgang Walter über das Controlling im Jugendamt der Stadt Paderborn spricht, leuchten seine Augen. Der Jugenddezernent hatte vor zwei Jahren als Pilotprojekt mit Hubert Schonlau den ersten Controller im Bereich der Jugendhilfe eingesetzt.
 
Ein 17-Millionen-Budget gilt es dort zu stemmen. In einem sensiblen Bereich, der geprägt ist von stationären und ambulanten Maßnahmen zum Wohle der Kinder. Kann dort gespart werden, wo es um die Sicherheit und das Wohl der Kinder geht? Das war die Frage, die sich im Rahmen der gesamtstädtischen Sparmaßnahmen mit dem Unternehmen Rödl & Partner stellte. Sparen in einem Bereich, zu dem auch die Heimunterbringung von Kindern gehört. Ein Thema, das nach den Fällen von Kindesmissbrauch oder gar der Kindestötung, nicht nur bundesweit diskutiert wurde, sondern bei dem sich wegen seiner großen Bedeutung von jeher Diskussionen um mögliche Einsparungen erübrigten.
 
„Wir haben in den letzten beiden Jahren gezeigt, dass die Heimunterbringungen trotz gestiegener Fallzahlen bei einem nach wie vor hohen Qualitätsstandard der Betreuung gesenkt werden können”, verweist Wolfgang Walter auf eine positive Entwicklung. Er erteilt dem Argument, dass man der Steigerung in diesem Bereich eher hilflos gegenüberstehe, damit eine klare Absage. Und Walter hat die Fakten auf seiner Seite: 17 Heimkinder konnten in den letzten beiden Jahren in einer Vollzeit- Pflegefamilie bzw. im Rahmen eines günstigeren ambulanten oder teilstationären Hilfeangebots untergebracht werden. Außerdem kamen 26 Kinder in neu gewonnene Pflegefamilien. Die Alternative wären Heimunterbringungen gewesen. Die aber wäre viermal so teuer wie die Unterbringung in einer Vollzeitpflegefamilie. „Wir konnten trotz gestiegener Fallzahlen so in den letzten beiden Jahren etwa 800.000 Euro im Bereich der Jugendhilfe einsparen”, beziffert Walter den Erfolg.
 
Die Gründe dafür sieht der Dezernent nicht nur in der Arbeit des Controllers Hubert Schonlau. Kostenströme darzustellen, sie transparent zu machen und damit eine Steuerungsmöglichkeit zu haben, sei nur das eine. Wichtig, so Walter, sei die Hilfen für die Kinder so präzise wie möglich zu gestalten. Umfassend beraten, die Hilfe individuell zuschneiden, um Familien optimal zu unterstützen, das sei ein wichtiger Grundsatz, der letztlich auch Kosten spare. Diesen hätten die Sozialarbeiterinnen und
Sozialarbeiter in ihrem verstärkt kostenbewussten Handeln verinnerlicht, so der Beigeordnete. „Dass wir in einem solch lebenswichtigen und stets unter besonderer Beobachtung stehenden Bereich wie der Jugendhilfe, bei dem das Kindeswohl an oberster Stelle steht, Kosten sparen konnten, ist das Ergebnis aller in diesem Bereich Tätigen”, gibt Wolfgang Walter ein großes Lob an die betreffenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter.