Preis- und Gebührenatlas online – Einstieg in die richtige Deutung von Wasserentgelten im Freistaat Bayern

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veröffentlicht am 1. April 2020
von Alexander Faulhaber

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  • Informationen zu Wasserpreisen sind vielfach zugänglich
  • Wasserpreise hängen von zahlreichen Rahmenbedingungen ab
  • Tradierte Vergleiche von Wasserpreisen bergen Fehlerpotenzial
  • Wasserpreisvergleiche werden mittelfristig an Bedeutung gewinnen
  • Preis- und Gebührenatlas als Einstieg in sachgerechte Wasserpreisvergleiche

 

DER PREIS DES WASSERS IN DER ÖFFENTLICHEN WAHRNEHMUNG

Wasserentgelte1 hinterlassen Spuren. Auf Ebene des Verbrauchers werden diese Spuren zumeist in Verbindung mit der jährlichen Abrechnung „sichtbar”, die neben dem gemessenen Verbrauch des Anschlussnehmers auch eine Aufschlüsselung der Preiskomponenten und natürlich die letztendlich fällige Summe für die Leistung der Wasserversorgung des abgelaufenen Abrechnungszeitraums enthält.


Daneben stehen interessierten Verbrauchern zahlreiche Fachartikel2 und Studien3 zur Verfügung, die sich neben der Höhe auch mit gesetzlichen Grundlagen, Tarifverläufen oder der Ermittlung der korrespondierenden Kosten auseinandersetzen.


Abseits der jährlichen Rechnung, von Fachartikeln und Studien hinterlassen Wasserentgelte auch im Internet ihre Spuren. 208.000 Treffer lieferte „das Netz” im Februar 2020 zum Suchbegriff Wasserpreis, bei Wassergebühren waren es immerhin noch 138.000 Treffer. Damit ist der „digitale Fußabdruck” zwar nicht so ausgeprägt wie in anderen Bereichen der Versorgungswirtschaft4, gleichwohl lässt sich konstatieren, dass es mehr als ein schemenhafter Umriss ist.

 

DER PREIS DES WASSERS IN DER ENTWICKLUNG DER NÄCHSTEN JAHRE

Dieser Fußabdruck wird noch an Kontur gewinnen. Dies gilt zumindest solange, als es der Wasserversorgung nicht wie in der Vergangenheit gelingt, Kostensteigerungen durch die Realisierung von Effizienzpotenzialen5 zu heben. Gerade dies wird mittelfristig häufiger der Fall sein.


So steht die deutsche Wasserversorgung bereits heute vor zahlreichen Herausforderungen, die – mit lokal unterschiedlichen Ausprägungen – in den nächsten Jahren kosten- und damit preistreibend wirken werden. Exemplarisch seien hier nur vielerorts erhöhte Erneuerungsbedarfe der Anlagen der Wasserversorgung infolge endender Lebenszyklen der Anlagen6, die (voraussichtlich weiter) steigende Entwicklung der Baupreise7 und die damit in Verbindung stehende Angebotsverengung bei Tiefbauleistungen oder neue Investitionsbedarfe, etwa infolge eines geänderten Rechtsrahmens oder des Klimawandels, genannt.

 

DER PREIS DES WASSERS IN BISHERIGEN VERGLEICHEN

Preistreibende Aspekte müssen bei öffentlich verfügbaren Wasserpreisvergleichen künftig ebenso eine Rolle spielen wie der sachgerechte Vergleich der Entgelte auf Basis von typisierten Abnahmefällen. Leider war dies in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Vielmehr konnte man bei Vergleichen von Wasserpreisen oft den Eindruck gewinnen, die Beurteilung der Wasserentgelte falle dem Erzeugen von Schlagzeilen zum Opfer. So standen eher „Wucherpreise” im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses als die substantiierte Auseinandersetzung mit möglichen Gründen für diesen vermeintlichen „Wucher”.


Durch den Vergleich von „Äpfeln mit Birnen” verleiteten derartige Aussagen häufig zu falschen Rückschlüssen. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Unterschieden bei Wasserpreisen kam indes zu kurz. Dies muss sich künftig ändern.

 

DER PREIS DES WASSERS IM PREIS- UND GEBÜHRENATLAS

Der Anfang des Jahres 2020 im Freistaat Bayern eingeführte Wasserpreis- und Gebührenatlas soll einen adäquaten Baustein zur Objektivierung der Diskussionen rund im Wasserpreise im Freistaat Bayern liefern. Er ist als Einstieg in eine sachgerechte Diskussion gedacht und sollte im Falle einer Vertiefung durch weitere Instrumente ergänzt werden.


Der Preis- und Gebührenatlas ist frei zugänglich und intuitiv bedienbar. Die Eingabe einer Postleitzahl genügt und Interessierte bekommen nicht nur eine Auswertung für die zu dieser Postleitzahl gehörenden Wasserentgelte, sondern erhalten darüber hinaus auch Informationen zu Wasserentgelten im unmittelbaren Umfeld des Versorgers und der dort ermittelten Entgelte. Die Einordnung erfolgt auf Basis eines typisierten Abnahmefalls, was eine einheitliche Berechnungs- und Vergleichsbasis sicherstellt. So wird neben der reinen Darstellung der Höhe einzelner Preiskomponenten nun auch die haushaltsspezifische Belastung auf Basis eines repräsentativen Durchschnittsverbrauchs ausgewiesen. Oftmals fehlerbehaftete Preisvergleiche ohne Berücksichtigung eines repräsentativen Verbrauchsverhaltens gehören damit der Vergangenheit an. Hinzu kommt, dass Interessierten diese Einschätzung auf Rückfrage künftig tagesaktuell zur Verfügung gestellt werden kann, ein Novum, wenn man den oftmals veralteten Stand der Datengrundlage bisheriger Wasserpreisvergleiche betrachtet.

 

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1 Der Begriff Wasserentgelte umfasst hier sowohl privatrechtliche Wasserpreise als auch öffentlich-rechtliche Wassergebühren. Zur Vereinfachung wird nachfolgend auch der Begriff Preis gewählt.
2 Vgl. hierzu bspw. Lindt, P./Faulhaber, A. (2019): Vorwurf des fahrlässigen Wettbewerbsverstoßes bei Wasserpreiserhöhungen. OLG Koblenz U 311/17 Kart, erschienen in InfrastrukturRecht, 15. Jahrgang, Nr 2 (13.2.2019), S. 50.
3 Vgl. hierzu bspw. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (2018): Preise/Gebühren in der Wasserwirtschaft 2018 – Analyse.
4 So erzeugt der Begriff Strompreis etwa die fünffache Trefferzahl wie der Begriff Wasserpreis. Allerdings wird die Trefferzahl vermutlich entgegen der Situation bei Wasserentgelten durch die wettbewerblichen Strukturen und die damit verbundene umfangreiche Nutzung von Vergleichsportalen positiv beeinflusst. So führt alleine der Wettbewerb im Markt zu nennenswerten Klickzahlen im Internet, wohingegen die Trefferzahl bei Wasserpreisen eher durch das Abrufen des individuellen Wasserpreises vor Ort motiviert ist.
5 Vgl. hierzu bspw. VBEW et al (2016): Effizienz- und Qualitätsuntersuchung der kommunalen Wasserversorgung in Bayern (EffWB), Abschlussbericht zur 6. Hauptrunde, S. 25.

6 Vgl. hierzu bspw. Donner, D. (2019): Investitionen in der Wasserwirtschaft – steckt die Branche in der Asset-Falle?, Vortrag im Rahmen der Veranstaltung Asset Management für die Wasserwirtschaft am 26.3.2019, S.22.
7 Vgl. hierzu bspw. Preisindizes für Bauwerke in Bayern im Februar 2019, Baupreisindex für Ortskanäle, S. 22. 

 

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Florian Moritz

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