Kurzvorstellung Breitband-Studie: Glasfaser als Geschäftsfeld für Kommunen und Stadtwerke

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​veröffentlicht 2014

 

Inzwischen ist das Internet aus unserem beruflichen und privaten Alltag nicht mehr wegzudenken und Versorgung, Wirtschaft und soziales Leben sind untrennbar mit ihm verbunden. Um so wichtiger ist es, alle Mitglieder der Gesellschaft über eine ausreichende Infrastruktur am digitalen Leben teilhaben zu lassen. Dabei ist auch weiterhin von einem rasant steigenden Bandbreitenbedarf auszugehen. So kommt beispielsweise Cisco Systems in einer Studie1 zur Entwicklung des Internet-Datenverkehrs zu dem Ergebnis, dass sich das durch das Internet versandte Datenvolumen bei Unternehmen zwischen 2012 und 2017 mehr als verdoppeln wird, während in privaten Haushalten sogar mit einer Verdreifachung zu rechnen ist.2
 

Problem der Unterversorgung

Die Unterversorgung des ländlichen Raumes mit höheren Bandbreiten zeigt sich bei paralleler Betrachtung nach Gemeindeprägung, die sich über alle Breitbandtechnologien hinweg folgendermaßen darstellt3:
 
 
Bandbreitenversorgung  
 Abbildung 1: Bandbreitenversorgung in Deutschland nach Gemeindeprägung (Quelle: TÜV Rheinland)
 
Um eine angemessene Breitbandversorgung sicherzustellen, kann sich übergangsweise durchaus ein Technologiemix aus optimierten Kupfernetzen, Koaxialkabeln der Kabelnetzbetreiber und anderen nicht leitungsgebunden Medien anbieten. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit gelten jedoch Glasfaserkabel aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit als unumgänglich.
 

Kommunen und Stadtwerke im Telekommunikationsmarkt

Auch die aktuelle Bundesregierung sieht die Notwendigkeit des Breitbandausbaus und hat Maßnahmen bereits in ihrem 2014 geschlossenen Koalitionsvertrag verankert.4  Jedoch führen in weniger dicht besiedelten Gebieten im Rahmen des Glasfaserausbaus die großen Leitungslängen und die vergleichsweise geringe Abnehmerzahl nur in Ausnahmefällen zu nennenswerten Gewinnen. Kommunen jedoch haben ein ureigenes Interesse an einer möglichst guten Breitbandversorgung, da ein den aktuellen Maßstäben entsprechender Internetanschluss sowohl für Unternehmen als auch für die Bürger unabdingbar ist. Aufgrund des hohen Stellenwertes leistungsfähiger Internetzugänge wird die Breitbandversorgung oftmals auch der kommunalen Daseinsvorsorge zugerechnet.
 

Studienergebnisse und Fazit

Die von Rödl & Partner durchgeführte Befragung von Kommunen und Unternehmen zeigt, dass viele Kommunen sich gerne stärker auch aktiv am Breitbandausbau beteiligen möchten. Potenziale der Glasfasererschließung werden insbesondere in der Verbesserung der Versorgungssituation zur Attraktivitätssteigerung für Bürgerinnen und Bürger sowie Wirtschaftsunternehmen gesehen. Hemmnisse für ein kommunales Engagement sind geringe oder negative wirtschaftliche Potenziale, die Breitbandnetzen in vielen Gebieten zugeschrieben werden. Dabei sind die tatsächlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten mangels einer eingehenden Analyse oft unklar.

Zur Überbrückung einer eventuell verbleibenden Wirtschaftlichkeitslücke existieren verschiedene Förderprogramme. Jedoch zeigen sich auf Basis einer Selbsteinschätzung der Teilnehmer breite Informationsdefizite im Hinblick auf Umfang und Zugang zu den jeweiligen Förderprogrammen.
In Bezug auf die zukünftige Rollenverteilung sehen Kommunen sich vornehmlich in der Funktion eines Netzeigentümers, der den operativen Netzbetrieb sowie die Bereitstellung von Diensten partnerschaftlich in die Hand kommunaler Versorger oder vollintegrierter Telekommunikationsunternehmen legt.
 
 
Diese Unternehmen wiederum stehen für die ihnen zugedachte Rolle zur Verfügung. Hier bietet sich eine Intensivierung der Zusammenarbeit beim Glasfaserausbau offensichtlich an.
 
Auch Stadtwerke können eine Erweiterung des eigenen Geschäfts im Telekommunikationsbereich in Betracht ziehen. So können sich wirtschaftliche Potenziale aus der gemeinsamen Verlegung von Glasfaser- und anderen Netzen (Strom, Gas, etc.), beim Betrieb der jeweiligen Netze sowie in der Endkundeakquise und -betreuung ergeben. Vor dem Hintergrund, dass der Glasfaserausbau im Interesse vieler kommunalen Gesellschafter von Stadtwerken liegt, wird wohl zukünftig auch von Versorgern erwartet, sich intensiv mit dem Thema  auseinanderzusetzen. Außerdem ist der Glasfaserausbau vor dem Hintergrund der Transformation der Strom (und Gas-)netze hin zum sogenannten intelligenten Netz (Smart Grid) für sie existenziell. Dabei wird auf Versorgerseite die optimale Integration der neuen Sparte in die bestehende Struktur eine entscheidende Rolle spielen, um die Vorteile auch wirtschaftlich umsetzen zu können. Dabei stehen neben den rein prozessualen Fragen auch gesamtunternehmerische Aspekte wie die Finanzierung und Kapitalstruktur sowie das Zusammenspiel mit den regulierten und nichtregulierten Sparten des Unternehmens im Vordergrund.
Am Ende kann das Engagement von Kommunen und kommunalen Unternehmen im Bereich der Telekommunikation auch als eine einmalige Chance zur Gestaltung der lokalen und regionalen Versorgung gesehen werden.
 
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1 Cisco Visual Networking Index: Forecast and Methodology, 2013–2018.
2 Bayerisches Breitbandzentrum, Anhaltspunkte zur Schätzung des Bandbreitenbedarfs von Unternehmen im Rahmen der Bayerischen Breitbandrichtlinie (BbR), 2013.
3  TÜV Rheinland, Bericht zum Breitbandatlas Ende 2013 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), 2013.
4 Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, Deutschlands Zukunft gestalten, 18. Legislaturperiode, 2013
 

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Anton Berger

Diplom-Ökonom, Diplom-Betriebswirt (FH)

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