Digitalisierung in Thailand

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zuletzt aktualisiert am 24. August 2022 | Lesedauer ca. 3 Minuten


Interview mit Philip Ende und Martin Chrometzka


Digitalisierung ist ein branchen- und gesellschaftsübergreifendes Thema. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage in Thailand ein? Welche Branchen sind bereits auf der Erfolgsspur, welche hinken hinterher?

Die Digitalisierung wird in Thailand insbesondere durch den privaten Sektor angetrieben. In den Bereichen Tourismus, Retail Sale, Zahlungsdienstleistungen und bei weiteren Dienstleistungen in Ballungsräumen wie Essenslieferungen (z.B. Foodpanda) und Transport (z.B. Grab) ist die Digitalisierung gut vorangekommen.

Auch Behörden bieten mehr und mehr Leistungen digital an. Anträge können vielfach nur noch digital einge­reicht werden. Im Gegenzug wird allerdings auch nach wie vor viel Papier benötigt. Das papierlose Büro liegt noch in ferner Zukunft.

Die Pandemie hat dazu beigetragen, dass auch kleinere Unternehmen verstärkt in die erforderliche digitale Infrastruktur, um beispielsweise Homeoffice oder ähnliches zu ermöglichen und allgemein das digitale Arbeiten zu fördern, investieren. Im Bereich der digitalen Assets und Kryptowährungen versucht sich Thailand als starker Akteur in Südostasien zu positionieren und zu etablieren, wobei hier Singapur nach wie vorführend ist.


Wo sehen Sie Potenziale für deutschen oder europäischen Unternehmen in Thailand?

Für den deutschen Mittelstand sehen wir vor allen Dingen Chancen im Bereich Automatisierung und der entsprechenden Digitalisierung. Thailand ist einer der größten Investitionsstandorte in Südostasien, auch und gerade im Bereich Produktion. Deutsches Knowhow und Ingenieurswesen genießen in Thailand zudem einen hervorragenden Ruf.


Auch Start-Ups in digitalen Branchen können erfolgreich sein, insbesondere wenn die Investition durch das Board of Investment gefördert wird, idealerweise in einem der digitalen Cluster im Eastern Economic Corridor (die Provizen Chachoengsao, Chonburi und Rayong südöstlich von Bangkok).


Digitalisierung ruft auch immer Fragen zu Themen wie Cybersicherheit, Datenschutz, oder das Schaffen neuer Regeln und Standards für die digitale Wirtschaft auf den Plan. Wie sind Ihre Erfahrungen in Thailand? Gibt es bereits Gesetze oder Vorschriften, die diese Themen speziell regulieren und Sicherheiten für Unternehmen schaffen?

Seit 2022 gilt mit dem Personal Data Protection Act ein Datenschutzgesetz, das dem europäischen Daten­schutz nachempfunden worden ist. Gleichwohl ist das öffentliche Bewusstsein für Datenschutz erst im Entstehen.

Digitale Standards wurden insbesondere durch die Regulierungen zu digitalen Vermögenswerten gesetzt. Thailand war eines der ersten Länder, das umfassend digitale Dienstleistungen (Trading, Initial Coin Offerings, etc.) reglementiert hat. Hier sehen wir in Thailand recht agile Bewegungen der Regulatoren, um den Standort attraktiv zu halten.

Cybersicherheit ist ein Problem in ganz Südostasien, da die lokalen Standards nicht mit europäischen vergleichbar sind. Investoren müssen auf jeden Fall in digitale Sicherheit und vor allen Dingen in die Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter in Thailand investieren, um Schaden zu vermeiden.


Inwieweit hat die Corona-Pandemie die Entwicklung seit ihrem Beginn verändert?

Die Pandemie hat die Digitalisierung in Thailand massiv vorangetrieben. Bargeldloses Bezahlen per Mobile Application hat sehr stark zugenommen. Selbst im Justizwesen, notorisch langsam und unbeweglich im Rahmen der Digitalisierung, wurde es möglich gemacht, Anhörungen über elektronische Medien zu halten. Ebenso wurde das Abhalten von Gesellschafter- und Direktorenversammlung auf elektronischem Wege erlaubt. Für die Digitalisierung in Thailand war die Pandemie tatsächlich förderlich.


In welchen Branchen sehen Sie die grössten Geschäftschancen für deutsche und europäische Unternehmen, um sowohl am Markt zu partizipieren als auch ihr Wissen gewinnbringend anzubieten?

Wir sehen gute Chancen im Bereich Automatisierung. Hintergrund ist, dass die Investitionsförderbehörde in Thailand, das Board of Investment, Förderungen für Effizienzsteigerungen von Produktionsabläufen und dergleichen ausgibt. Vor dem Hintergrund besteht ein grundsätzliches Interesse. Hinzu kommt, dass deutsche Technik nach wie vor einen sehr guten Ruf genießt und bevorzug eingekauft wird.

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Philip Ende

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