CSR bei Stadtwerken

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​veröffentlicht am 01. September 2020

 

Die wenigstens Stadtwerke Bayerns befassen sich strukturiert in Form eines Managementansatzes und Reportings mit ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Kurzstudie von Rödl & Partner, in der das CSR-Engagement 152 kommunaler Unternehmen aus dem Freistaat Bayern untersucht wurde. Dabei gewinnt das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) zunehmend in Bezug auf Vertriebe und Employer Branding an Bedeutung.


Immer mehr Unternehmen setzen sich intensiv mit dem Begriff der Nachhaltigkeit auseinander. Dabei definiert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales Corporate Social Responsibility wie folgt: „CSR ist die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Dies umfasst soziale, ökologische und ökonomische Aspekte […].“

 

Das Konzept der unternehmerischen Verantwortung markiert ein Umdenken in der Form, wie Organisationen zur nachhaltigen Entwicklung beitragen: Unternehmen sollen gemeinsamen Mehrwert schaffen und durch ihre Aktivitäten einen positiven Beitrag zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung leisten. Neben der Reduzierung von CO2-Emissionen – beispielsweise als Beitrag zum Klimaschutz – geht es mitunter um eine Vielfalt von Aktivitäten, wie etwa:

 

  • die Sicherstellung von Ressourceneffizienzen,
  • die Einhaltung von Menschenrechten,
  • die Förderung von sozialen, kulturellen und sportlichen Projekten sowie
  • eine gelebte Verantwortung gegenüber allen Stakeholdern (im Sinne aller mit dem Unternehmen verbundenen Personen wie Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten, Anwohner etc.).

 

Eine Auseinandersetzung mit dem eigenen unternehmerischen Handeln und dessen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft ist somit eben auch eine Möglichkeit, das gesellschaftliche Miteinander und gerade lokal bzw. regional eines der besten Vertriebsargumente der Stadtwerke zu fördern: die Nähe zu den Bürgern.

 

CSR versteht sich heutzutage als Managementansatz, der aus einer kompetenten Unternehmensführung kaum mehr wegzudenken ist. Schließlich sind die Vorteile eines strukturierten Nachhaltigkeitsmanagementsystems vielfältig. Ein positives Image als engagierter Arbeitgeber steigert nicht nur die Reputation beim Kunden und bei den Geschäftspartnern, sondern trägt auch zu einem attraktiven Erscheinungsbild am Arbeitsmarkt bei. Das CSR-Engagement eines Unternehmens nimmt maßgeblich Einfluss auf das Employer Branding der Organisation. Wer sich außerdem mit dem unternehmenseigenen Energie- und Ressourcenverbrauch intensiv auseinandersetzt, wird nicht nur seinen ökologischen Fußabdruck verringern, sondern auch vermeidbare Ineffizienzen beseitigen und somit Kosten einsparen. Darüber hinaus können Risiken, die mit gesundheitsbedingten Ausfällen einhergehen, durch ein betriebliches Gesundheitsmanagementsystem effektiv reduziert werden.

 

Die Bedeutung der Unternehmensverantwortung zeigt sich auch in der politischen Sphäre: Mit der Verabschiedung der Richtlinie 2014/95/EU verpflichtet die Europäische Kommission Unternehmen des öffentlichen Interesses und mit mehr als 500 Mitarbeitern dazu, nichtfinanzielle Informationen ab dem Jahr 2017 offenzulegen. Auch wenn diese Verpflichtung bei Stadtwerken sicherlich keine entscheidende Rolle spielt, so nimmt der Druck der Öffentlichkeit doch merklich zu. Das Informationsbedürfnis von Strom-, Gas und Wärmekunden, Mitarbeitern, Lieferanten sowie gesellschaftlichen und politischen Akteuren ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen.

 

STADTWERKE IN DER VERANTWORTUNG

 

Kommunale Unternehmen sehen sich einer vergleichbaren Situation gegenüber, denn auch von ihnen wird mehr Engagement und Transparenz erwartet. Doch sind sich die Stadt- und Gemeindewerke ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung bewusst?

 

Von den Großstädten Bayerns bis zu den kleinsten Gemeinden beanspruchen die Bürger des Freistaats die Leistungen der Werke. Zudem zählen die kommunal geführten Unternehmen oft zu wichtigen Arbeitgebern der Region. Aufgrund ihrer lokalen Verbundenheit schreibt man ihnen eine besondere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt zu, insbesondere in der Region, in der sie tätig sind. Insofern stellt sich die Frage, inwieweit die Begriffe Nachhaltigkeit und CSR von den Stadtwerken gelebt und nach außen getragen werden.

 

Neben dem Verantwortungsaspekt, dem die kommunalen Unternehmen gerecht werden müssen, ist zudem interessant zu untersuchen, ob sich die Stadtwerke das Potenzial der CSR-Berichterstattung zunutze machen und den sich verändernden Rahmenbedingungen zielgerichtet begegnen. Die CSR-Berichterstattung zielt auf eine umfassende, transparente Informationsbereitstellung ab und bildet einen wichtigen Bestandteil der betrieblichen Informationspolitik. Unternehmen dokumentieren in einem solchen Bericht ihre Tätigkeiten, Leistungen und Entwicklungen in Hinblick auf nachhaltiges Handeln. Das Berichtsformat dient nicht nur der internen und externen Kommunikation, vielmehr kann die verbindliche Berichtslegung als Anlass genutzt werden, um Verbesserungsprozesse im Management zu initiieren und zukunftsorientierte Strategien zu entwickeln. Und nein – dies betrifft nicht nur große Dax-Konzerne, sondern bringt auch mittelständischen Unternehmen eine Vielzahl an Vorteilen.

 

BESTANDSAUFNAHME DES STATUS QUO

 

Das Thema Nachhaltigkeit ist bereits bei vielen Stadtwerken angekommen. Dies äußert sich allerdings oftmals nur in der Förderung gesellschaftlicher Projekte oder durch ein nachhaltiges Produktangebot – beispielsweise Strom aus Erneuerbaren Energien, den die jeweiligen Unternehmen vermarkten. Somit befähigen die kommunalen Unternehmen ihre Kunden zwar dazu, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, gleichzeitig findet aber eine Übertragung der Verantwortung statt. Unternehmerische Verantwortung beginnt jedoch im Unternehmen selbst. Somit stellt sich die Frage, ob die Stadtwerke Bayerns auch Verantwortung für ihre eigenen operativen Tätigkeiten übernehmen und sich bewusst mit dem Konzept einer nachhaltigen Unternehmensführung auseinandersetzen.

 

Vor diesem Hintergrund hat Rödl & Partner über 100 bayrische kommunale Versorgungsunternehmen hingehend ihres CSR-Engagements und und ihrer CSR-Kommunikation untersucht. Die empirischen Befunde haben gezeigt, dass die CSR-Berichterstattung bei den Stadtwerken in Bayern wenig verbreitet ist. Von 152 Stadtwerken beschäftigen sich nur 36 nähergehend mit der Thematik und veröffentlichen nachhaltigkeitsbasierte Informationen auf ihrer Website.

 

 

Grafik Wird CSR thematisiert? 

 

Die Kommunikation fällt dabei sehr unterschiedlich aus. 16 der 36 kommunalen Versorgungsunternehmen haben auf ihrer Website ein kurzes Statement zum Thema Nachhaltigkeit verfasst. Weitere 11 gehen einen Schritt weiter und stellen einzelne Projekte vor, die sie ins Leben gerufen oder gefördert haben. Einzig 9 der untersuchten Stadt- und Gemeindewerke berichten umfassend zum Thema CSR.

 

Darüber hinaus haben nur 2 Versorgungsunternehmen, die in die Sparte der umfangreichen Berichterstattung fallen, einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Das sind zum einen die N-ERGIE AG, ein Tochterunternehmen der Städtische Werke Nürnberg GmbH, und zum anderen die Stadtwerke Augsburg Holding GmbH. In beiden Fällen handelt es sich um einen Erstbericht.

 

 

Grafik Welche Form der CSR-Kommunikation wird genutzt? 

Mit dem Bericht „Engagiert mit voller N-ERGIE“ publizierte die N-ERGIE AG 2018 einen CSR-Report, dessen zentrale Themenfelder Umwelt, Gemeinwesen, Menschen in der Region, Kunden und Mitarbeiter waren. Der Bericht orientiert sich an den Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI). Der 2017 veröffentlichte CSR-Bericht der Stadtwerke Augsburg folgt ebenfalls dem etablierten GRI-Berichtsstandard. Darin berichtet der Kommunalversorger über seine Nachhaltigkeitsleistungen. Die thematischen Schwerpunkte sind vergleichbar mit den Themenfeldern des N-ERGIE-Nachhaltigkeitsberichts – Umwelt, Gesellschaft & Kunde, Mitarbeiter. Die Sustainable Development Goals1 (SDGs) der Vereinten Nationen sind weder bei den Stadtwerken Augsburg noch bei der N-ERGIE AG integrativer Bestandteil der Berichterstattung.

 

ERGEBNISSE

 

Insgesamt ist die CSR-Berichterstattung kommunaler Unternehmen weder umfassend verbreitet noch systematisch. Nur etwa ein Viertel der untersuchten Stadtwerke tragen das Bewusstsein ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung nach außen. Die Studienergebnisse legen nahe, dass sich insbesondere die öffentlichen Versorgungsunternehmen großer Städte und Gemeinden bereits mit dem Konzept unternehmerischer Nachhaltigkeit beschäftigt haben. Unter den Stadtwerken der 15 größten Städte Bayerns befindet sich lediglich ein Unternehmen, das den Nachhaltigkeitsbegriff ausschließlich mit dem marktlichen Ökostrom-Angebot zusammenführt. Alle weiteren Stadtwerke führen zumindest eine kurze Erklärung zum Nachhaltigkeitsbegriff und dessen Bedeutung für die Organisation auf.

 

Doch je kleiner die Städte und Gemeinden sind, die von den jeweiligen Stadtwerken versorgt werden, desto seltener wird der CSR-Begriff in den betrieblichen Kommunikationskanälen aufgegriffen. Unter den 30 kleinsten Gemeinden Bayerns, die Gegenstand der Untersuchung waren, konnte nur ein Anbieter ausfindig gemacht werden, der sein ökologisches Engagement medienwirksam zum Ausdruck bringt. Auch der Umfang der Kommunikation fällt in kleineren Stadt- und Gemeindewerken geringer aus als bei Versorgungsdienstleistern größerer Städte (ab ca. 60.000 Einwohnern). In Regionen mittle-rer Größe (zwischen 20.000 und 60.000 Einwohnern) wird der Nachhaltigkeitsbegriff oftmals in Form eines kurzen Statements in die Unternehmenskommunikation integriert. Mitunter finden sich auch Beschreibungen einzelner gesellschaftlicher oder kultureller Projekte, die von den Stadtwerken unterstützt werden.

Als Beispiel guter Praxis dienen die N-ERGIE AG und die Stadtwerke Augsburg. Die beiden kommunalen Träger haben Nachhaltigkeitsinformationen in Form eines eigenständigen CSR-Berichts verfasst. An dieser Stelle sei jedoch anzumerken, dass die beiden Versorgungsunternehmen bislang ausschließlich einen Bericht publiziert haben. Die N-ERGIE AG hat den Folgebericht für das Jahr 2021 angekündigt. Die Stadtwerke Augsburg hatten bereits für 2019 einen Zweitbericht angekündigt, dieser ist jedoch ausgeblieben. Auf Basis dieser Veröffentlichungen ist eine Bewertung der Organisationsentwicklung ausgeschlossen, ebenso wie ein Vergleich zu anderen Unternehmen.

 

FAZIT

 

Die Analyse lässt Grund zur Annahme offen, dass das Thema CSR bisher noch keinen umfassenden Einzug in die Unternehmenskommunikation und -strategie von kommunalen Unternehmen erhalten hat. Dabei liegen in der Nachhaltigkeitskommunikation bzw. -berichterstattung vielfache Potenziale begründet. Allerdings schöpfen selbst die großen Stadtwerke diese noch nicht vollständig aus. Die Mehrheit der mittleren und kleinen Versorgungsanbieter haben sich bislang unzureichend an die sich ändernden Rahmenbedingungen und das gesteigerte Informationsbedürfnis der Stakeholder angepasst. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wie etwa die Stadtwerke Bogen, die zu den kleineren öffentlichen Versorgern Bayerns zählen. Das niederbayerische Unternehmen ist sich seiner sozialen Verantwortung bewusst und berichtet medial über sein gesellschaftliches Engagement. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist aber auch an dieser Stelle noch ausbaufähig. Im Vordergrund sollte eine ausgeglichene Berichterstattungspraxis stehen, die alle 3 Dimensionen der Nachhaltigkeit aufgreift.

 

Die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts ist heutzutage für viele Unternehmen von zentraler Bedeutung – auch ohne gesetzliche Verpflichtung. Dies gilt jedoch weniger für die öffentlichen Versorgungsunternehmen Bayerns. Es lässt sich festhalten, dass trotz der zahlreichen Vorteile und Zukunftsperspektiven, die mit einem systematischen CSR-Reporting einhergehen, bisher nur ein Bruchteil der bayerischen Stadt- und Gemeindewerke über wirtschaftliche, soziale und ökologische Themen in umfangreicher Form berichtet. Auch wenn es nachahmenswerte Beispiele gibt, zeigen die Befunde der Studie, dass sich kommunale Unternehmen dem Thema vertiefend annehmen müssen – insbesondere angesichts der tiefgreifenden Transformation, die für eine nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft und Umwelt notwendig ist. Gleichzeitig zeichnen sich vielfache Nutzenaspekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung ab, beispielsweise können kommunale Unternehmen ihren Stakeholderdialog stärken und ihre regionale Verbundenheit wirkungsvoll kommunizieren. Das Reporting sorgt nachweislich für mehr Transparenz und fördert die Reputation in der Öffentlichkeit. Entsprechende Effekte erweisen sich insbesondere im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter als nützlich, wenn diese großen Wert auf eine nachhaltige Unternehmenspolitik legen. Indem sich Stadt- und Gemeindewerke für die lokale Gemeinschaft engagieren – beispielsweise durch die Realisierung Erneuerbarer-Energien-Projekte vor Ort oder durch die Bereitstellung umweltfreundlicher Mobilitätsdienstleistungen für die Mitarbeitenden (wie etwa das Dienstrad-Leasing oder eine elektrische Fuhrparkflotte) – profitieren sie auf lange Sicht. Kommunale Unternehmen, die sich für das gesellschaftliche Leben vor Ort einsetzen und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten, binden nicht zuletzt auch ihre Kunden stärker an sich. Ein strategischer Managementansatz birgt zusammen mit einer kontinuierlichen Nachhaltigkeitsberichterstattung somit viele Potenziale, die nicht ungenutzt bleiben sollten. 

 

Rödl & Partner unterstützt Sie gerne bei der Entwicklung eines Kommunikationskonzepts oder der strategischen Auseinandersetzung mit dem Thema Corporate Social Resonsibility. Wir stehen Ihnen mit kompetenter Beratung zur Verfügung – sprechen Sie uns einfach mit Ihrem Anliegen an!

 

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