Langzeitevaluation der Hilfen zur Erziehung - wie misst man Nachhaltigkeit?

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Schnell gelesen:

Noch werden steigende Jugendhilfeausgaben hingenommen. In einigen Jahren wird man aber Antwort geben müssen auf die Frage, was die initiierten präventiven Maßnahmen bewirkt haben?

 

Nachhaltigkeit als Schlüsselaufgabe der Jugendhilfe

Spätestens mit der Haushaltsplanung ist es soweit: Die Jugendhilfeausgaben kommen auf den Prüfstand. Bei stets knapper werdenden Spielräumen in den kommunalen Haushalten sorgen steigende Jugendhilfeausgaben für Diskussionen zwischen Fach- und Finanzverwaltung. Erklärt werden diese oft mit steigenden Fallzahlen in den Erziehungshilfen und einem Besorgnis erregenden Zuwachs von multidimensionalen Problemfällen. Aber auch die Implementierung zahlreicher präventiver Instrumente schlägt zu Buche. Nach dem Grundsatz „Prävention vor Reparatur“ verspricht sich die Jugendhilfe langfristig die Vermeidung von Fällen und damit auch die Senkung der Ausgaben.
 
 Meist ist es die Finanzverwaltung, die skeptisch bleibt. Aber nicht nur die. In einigen Jahren werden sich die Jugendhilfeverwaltungen die Frage nach der Wirkung der erbrachten Leistungen, dem „Was hat es denn gebracht“? stellen müssen. Um dabei den fachlichen Überblick zu behalten und das Verwaltungshandeln an den gewünschten Wirkungen auszurichten, bedarf es der kontinuierlichen Erhebung und Evaluation von Informationen aus dem Einzelfall.
 
  

Voraussetzung: Ziele smart formulieren

Traditionell funktionierte die Steuerung in der Jugendhilfe, genauso wie im Rest der Verwaltung, über die Ressourcen Finanzausstattung und Personal. Mit diesem Steuerungsgedanken kann effiziente und wirtschaftliche Aufgabenerfüllung nicht honoriert werden. Im Zuge der Wirkungsorientierung prägen nicht mehr die zur Verfügung stehenden Ressourcen, sondern die angestrebten Wirkungen der erbrachten Leistungen für Familien, Kinder und Jugendliche die Ausgestaltung des Verwaltungshandelns.
 
 Die meisten Jugendhilfeverwaltungen haben mittlerweile verstanden, dass die Überprüfung der von ihnen erbrachten Leistungen auf ihre Nachhaltigkeit hin wichtige Steuerungsinformationen beinhaltet. Doch kann man Nachhaltigkeit überhaupt messen?
 
Die gute Nachricht: Ja, kann man. Einige Anstrengungen sind dafür jedoch vonnöten. Das Messen von „Wirkung“ setzt voraus, dass es für Angebote, Hilfen und Leistungen der Jugendhilfe definierte Wirkungsziele gibt. Setzt man Wirkung mit der Erreichung der Hilfeplanziele gleich (vgl. Schröder/ Ziegler 2002), entstehen für die Formulierung von Hilfeplanzielen wichtige Ansprüche. In der Abbildung auf Seite sechs sehen Sie einen typischen Hilfeplanprozess.

Grafik Schritte zur nachhaltigen Hilfegestaltung
Abb. 1: Schritte zur nachhaltigen Hilfegestaltung
 
Im Hilfeplanprozess ist die Formulierung von Zielen eines der wesentlichen operativen Steuerungsinstrumente. Im Rahmen eines Modellprojektes zum Thema „Operative Steuerungsinstrumente im ASD“ fanden wir heraus, dass die Hilfepläne von nur zwei von zehn Jugendämtern den Kriterien von SMART1 formulierten Zielen genügten. Ohne konkret formulierte Ziele kann keine Überprüfung der Zielerreichung stattfinden. Um es ganz deutlich zu machen:
 
  

Ohne Ziele keine Steuerung!

Oftmals sind hier wesentliche Unterschiede zwischen den Mitarbeitern zu finden, von bspw.
 
  • sehr unspezifischen („Maike zieht aus“),
  • wenig ambitionierten („hilft gelegentlich im Haushalt mit“),
  • wenig realistischen („übernimmt immer die volle Verantwortung“) bis hin zu
  • kaum terminierten („Sie geht wieder öfter zur Schule“) Formulierungen.
 
Mit einer einheitlichen Vorgehensweise stellen Sie die Belastbarkeit der Auswertungen aus den Einzelfällen sicher.
 
Folgende Fragestellungen können die Praxis der Zielearbeit in Ihrer Organisation offenlegen und ggfs. Hinweise für Änderungsbedarfe geben:
 
  • Erfolgt eine Trägerbewertung? Wenn ja, nach welchem System?
  • Wie wird die Ausgangssituation bei Fallaufnahmen dokumentiert? Gibt es hierfür einheitliche, standardisierte Vorgehensweisen?
  • Wie wird die geplante Zielsituation dokumentiert?
  • Woran lässt sich die Zielerreichung erkennen?
  • Wie werden die Maßnahmen zur Zielerreichung dokumentiert?
  • Wie lange läuft ein Fall durchschnittlich bis zur Zielerreichung?
 
  

Wissen, was wo wirkt

Die Auswertung der Ziel  ist eine wichtige Säule im Rahmen der Wirkungsorientierung.
 

Unser Tipp:

Überprüfen Sie Ihr Hilfeplanverfahren mindestens auf die genannten Aspekte. Eine einheitliche Vorgehensweise bei der Zielformulierung ist die Basis für jede Ihrer Steuerungsbemühungen in den Erziehungshilfen.

Quick-Check Hilfeplanverfahren

 
Mit unserem Quick-Check Hilfeplanverfahren stehen wir Ihnen auch gerne zur Seite. ​

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Thomas Seitz

Diplom-Betriebswirt (FH)

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