Erfolgreich investieren in Singapur

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​​​​​​​zuletzt aktualisiert am 7. Juni 2024 | Lesedauer ca. 4 Minuten

 

 

   

   

​​​​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Singapur ein?

Singapur ist eine hochentwickelte und erfolgreiche Marktwirtschaft, die vor allem durch Exporte in den Bereichen Elektronik, Chemie und Dienstleistungen getragen wird. Das Land ist bekannt für seine hochqualifizierten und produktiven Arbeitskräfte, ein günstiges Geschäftsumfeld, ein stabiles politisches Klima und eine Wirtschafts­politik, die Freihandel, Investitionen und Innovation fördert.
  
Derzeit profitiert Singapur von den geopolitischen Entwicklungen und dem Streben nach einer Diversifizierung der Lieferketten. Unternehmen verlagern regionale Funktionen nach Singapur und Investoren bringen ihr Vermögen in den Stadtstaat und errichten hier Family Offices. Die Zahl der Family Offices stieg von rund 400 Ende 2020 auf mehr als 1.400 im März 2024. 
  
Innovation und Digitalisierung sind weitere Treiber der Wirtschaft Singapurs. Die Regierung investiert stark in die digitale Transformation der Wirtschaft und in die Steigerung der Produktivität. Die verarbeitende Industrie, die momentan fast 19 Prozent des BIP ausmacht, soll weiterhin eine wesentliche Anteil der Wirtschaftskraft Singapurs bilden. Elektronik, Halbleiter und die Chemieindustrie werden in diesem Zusammenhang weiterhin eine Schlüsselrolle spielen.
  
Laut einer Mitteilung des Ministeriums für Handel und Industrie von Februar 2024 wuchs die Wirtschaft Singapurs im Jahr 2023 um 1,1 Prozent, und die BIP-Wachstumsprognose für 2024 würde weiterhin bei 1,0 Prozent bis 3,0 Prozent angesetzt. 
  
Wie auch in vergangenen Wirtschaftskrisen, erholt sich die sehr offene Wirtschaft Singapurs schnell von globalen Wachstumseinbrüchen.
   

Wie würden Sie das Investitionsklima in Singapur beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Gemäß dem „IMD World Competitiveness Ranking 2023“ belegt Singapur den vierten Platz unter den wettbe­werbsfähigsten Ländern der Welt; Deutschland liegt in diesem Ranking auf Platz 22. Im Jahr 2023 beherbergte der Stadtstaat 4.200 regionale Hauptsitze multinationaler Unternehmen. Das Investitionsumfeld in Singapur ist demnach weiterhin sehr gut. Das stabile politische System, die erstklassige Infrastruktur, die hervorragende Anbindung an den Welthandel und das exzellente Bildungssystem sind die Grundlagen für das Investitionsklima des Landes. Im regionalen Kontext unterscheidet sich Singapur deutlich von seinen Nachbarländern in Bezug auf die Rechtsstaatlichkeit und eine strenge Politik zur Korruptions- und Geldwäschebekämpfung. Im globalen Korruptionswahrnehmungsindex von „Transparency International“ liegt Singapur 2023 auf Platz 5 von 180 Ländern.
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Zu den Schlüsselsektoren, die von der Regierung besonders gefördert werden, gehören: 
  • ​Hightech-Industrie (z. B. Feinmechanik, Elektronik, Chemie, Halbleiter- und Robotertechnologie)
  • Gesundheitswesen und biomedizinische Wissenschaft (z. B. Medizintechnik und Pharmaindustrie)
  • Stadtplanung und -entwicklung (einschließlich Umwelt- und grüne Technologien)
  • Logistik, Verkehrstechnik und Luft- und Raumfahrttechnik
  • Regionale und globale Finanzdienstleistungen (einschließlich Finanztechnologien)
  • Forschung, Entwicklung und Bildung
  • Innovation und digitale Lösungen (z. B. die nationale Strategie für künstliche Intelligenz in Singapur)
  
Durch ständiges Anheben der industriellen Fertigung in der Wertschöpfungskette will Singapur seine Position als führender Industrie-Hub für Unternehmen weltweit stärken. Das hervorragende Ökosystem im produzierenden Gewerbe hat Unternehmen dazu veranlasst, in Singapur nicht nur Produktionsanlagen, sondern auch die gesamte Palette an Hauptsitz-, Forschungs- und Entwicklungs- sowie Liefer­ketten­manage­ment­funk­tionen einzurichten, um die Region zu bedienen. Singapur ist weltweit der fünftgrößte Exporteur von Hightech-Gütern. Es stellt vier der zehn weltweit führenden Arzneimittel her und gehört zu den zehn weltweit führenden Exporteuren von Maschinen und Anlagen.
  
Es wird erwartet, dass der IT-Dienstleistungs-/Technologiesektor (einschließlich Cybersicherheit, Rechenzentren, Finanztechnologie und Cloud-Lösungen) sowie der Bereich erneuerbare Energien/grüne Technologien wachsen werden. 
  
Pharmazeutische und biotechnologische Unternehmen profitieren von Singapurs Talentpool und F&E-Ökosystem, wo Unternehmen wie GlaxoSmithKline, MSD und Roche bereits eine Reihe von Geschäftsaktivitäten angesiedelt haben. Singapur ist auf dem Weg, sich als Zentrum für biomedizinische Wissenschaften zu etablieren.
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Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Singapur gegenüber?

Unternehmen und Privatpersonen haben schon immer von den niedrigen Steuersätzen in Singapur profitiert. Mittlerweile hat der Stadtstaat alles unternommen, um sein Image als Steuerparadies abzulegen. Singapur hat den OECD-Rahmen für „Base Erosion and Profit Shifting" übernommen, was Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Steuerstrukturierung und die Verrechnungspreisgestaltung hat. Darüber hinaus werden die Compliance-Vor­schrift­en, einschließlich der „KYC" Pflichten, die Banken, Steuerberater und andere Dienstleister einhalten müssen, von den Aufsichtsbehörden streng überwacht. Dadurch kann es zu einer Verlangsamung mancher Prozesse kommen. 
 
Der Prozess der Beantragung und Erteilung von Arbeitsgenehmigungen für Ausländer wird seitens der Behörden zunehmend komplexer und restriktiver gehandhabt. Obwohl Singapur vor kurzem neue Visumstypen für hoch­qua­li­fi­zierte Kandidaten eingeführt hat, sehen sich einigen Branchen immer noch mit Schwierigkeiten konfrontiert, aus­ländische Arbeitskräfte ins Land zu holen. 
 
Mehrere Faktoren haben in letzter Zeit zu einem drastischen Anstieg der Wohnungspreise geführt. Singapur wurde von dem Mobilitätsdienstleister „Mercer" in seinem „Cost of Living City Ranking 2023" auf Platz zwei der teuersten Städte der Welt für internationale Arbeitnehmer gesetzt.
 

Singapur soll eine „Smart Sustainable City" werden. Welche Chancen ergeben sich daraus?

Singapurs Initiative „intelligente, nachhaltige Stadt" zielt darauf ab, branchenübergreifende Lösungen zu nutzen, um letztendlich grüne, digitale und effiziente städtische Räume zu schaffen. 
 
Singapur agiert als urbanes lebendiges Labor, wo Unternehmen Smart-City-Technologien testen und entwickeln, die dann als nachhaltige Lösungen für Asien kommerzialisiert werden sollen. Die Regierung von Singapur fördert fünf wichtige Säulen: Infrastruktur, bebaute Umwelt, saubere Energie, Wasser und Umwelt sowie urbane Mobilität, die zusammen den Sektor urbane Lösungen und Nachhaltigkeit bilden, der sowohl für die Region als auch für Singapur ein zunehmend wichtiger Wachstumsbereich ist.
   
Singapur plant den Bau von 42.000 Wohnungen in einem neu erschlossenen Wohnviertel als „Öko-Smart-City" und strebt an, bis 2030 80 Prozent seiner Gebäude zu „begrünen". Da 80 Prozent der Einwohner in Sozial­wohnungen leben, könnte das Engagement der Regierung für eine nachhaltige Stadtgestaltung viele Möglichkeiten eröffnen. 
  
Stadtplaner, die sich für grüne Gestaltungsprinzipien und „intelligente" Technologien einsetzen, werden Sensoren und Datenanalysen benötigen, um eine intelligente und grüne Stadt zu betreiben. Die Nutzung von Daten und digitalen Technologien, einschließlich künstlicher Intelligenz, wird zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, zur Verbesserung der Abfallwirtschaft und zur Senkung des Energieverbrauchs eingesetzt werden. Singapur dient bereits als Prüfstand für selbstfahrende Fahrzeuge und Verkehrsleitsysteme und könnte diese Rolle auch für viele andere grüne und „intelligente" Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung übernehmen.
   

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Singapur weiterentwickeln?

Seit vielen Jahren weist Singapur ein bemerkenswertes Wirtschaftswachstum vor, erfindet sich immer wieder neu und wird diesen Aufwärtstrend voraussichtlich auch in Zukunft fortsetzen. Singapur setzt auf Industrie 4.0 und ist bereit für die digitale Transformation seiner Wirtschaft. Es wird seinen Platz als regionale Drehscheibe für High-End-Fertigung, F&E, Logistik und die Dienstleistungsbranche weiter ausbauen und als Asiens grüne und intelligente Stadt Vorbild sein. Mittel- bis langfristig wird sich Singapur mit anderen Herausforderungen aus­ein­ander­setzen müssen, etwa mit seiner alternden Gesellschaft und der ökologischen Nachhaltigkeit.

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