Namibia – ein kleiner, aber interessanter Markt

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Namibia besitzt gutes Potenzial für Erneuerbare-Energie-Projekte. Die Nutzung von Erneuerbaren Energien soll die geplante Steigerung der nationalen Stromerzeugungskapazität unterstützen. Insbesondere deutsche Investoren haben durch die historische Verbindung zwischen Deutschland und Namibia Vorteile auf dem namibischen Markt. 

 

​Namibias installierte Stromerzeugungskapazität beträgt 498 MW. Der Stromverbrauch des Landes übersteigt diese Erzeugungskapazität bei Weitem und der namibische Integrated Resource Plan erwartet für den Zeitraum 2011 bis 2031 eine jährliche Wachstumsrate des Energieverbrauchs von 4,25 Prozent. Namibia ist aus diesem Grund derzeit auf Stromimporte angewiesen. Die Regierung plant jedoch, sich durch eine Steigerung der eigenen Stromerzeugungskapazität davon loszusagen. Der Hauptstromerzeuger in Namibia ist das Ruacana-Wasserkraftwerk, welches am Fluss Kunene liegt. Das Wasserkraftwerk ist auf einen kontinuierlichen Wasserfluss angewiesen, was insbesondere in der derzeit herrschenden Trockenheit des Landes ein Problem ist. Abhilfe sollen u. a. Großprojekte wie das Kudu Gas Project schaffen. Seine Fertigstellung verzögert sich aber bereits seit Jahren. Diese Situation birgt Chancen für die Nutzung Erneuerbarer Energien, auch für deutsche Investoren. Großes Potenzial besteht für PV-Solarprojekte. Namibia kann mit einer sehr hohen Anzahl an jährlichen Sonnenstunden aufwarten und liefert weltweit einen der höchsten Solarenergieerträge. Als erster unabhängiger Stromerzeuger eröffnete Inno-Sun Energy Holdings Mitte 2015 den Omburu Solar PV Park mit einer Kapazität von 4,5 MWp. Der Otjozondjupa Solar Park, der von HopSol Africa entwickelt wurde, startete 2016 als größter Solarpark Namibias (5 MWp).

 

Namibia ist flächenmäßig mehr als doppelt so groß wie Deutschland, es mangelt hier aber an einem ausreichend ausgebauten Stromverteilungsnetz. Daher sind private und gewerbliche Eigenverbrauchsanlagen insbesondere in ländlichen Gebieten gefragt. Um einem großen Anteil der namibischen Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, Solarenergie zu nutzen, entwickelte das namibische Energieministerium den Solar Revolving Fund. Der Solar Revolving Fund ist ein Kreditgewährungsmechanismus, der Darlehen zu günstigen Konditionen für den Kauf von Technologien zur Nutzung von Erneuerbaren Energien vergibt, wie z. B. solarbetriebene Wasserpumpen und Warmwasserbereitungsanlagen.

 

Namibias Küstenregion verfügt über gute Windressourcen. Derzeit entsteht Namibias erster Windpark in der Lüderitz-Region. Der Windpark wird eine Kapazität von 5 MW umfassen und die Fertigstellung ist für Anfang 2017 geplant.

 

Namibia hat sich zum Ziel gesetzt, das Problem der Verbuschung landwirtschaftlicher Flächen durch die Erzeugung von Biomasse zu lösen. Eine Machbarkeitsstudie bestätigte das Potenzial der Biomasseherstellung aus Dornbüschen. Eine erste Anlage (4 MW) wurde als öffentlich-private Partnerschaft bereits verwirklicht.

 

Der rechtliche Rahmen für Erneuerbare-Energie-Projekte in Namibia schreibt für Anlagen über 5 MW ein öffentliches Ausschreibungsverfahren des Energieministeriums vor. Diese Anlagen gehen einen Stromabnahmevertrag mit NamPower, dem nationalen Energieversorger, oder mit einem der regionalen Stromverteiler („REDs”) ein.

 

Es bestehen Einspeisetarife für netzangeschlossene Erneuerbare-Energien-Anlagen bis zu 5 MW im Rahmen des Renewable Energy Feedin Tariff Progams (REFIT). Das REFIT-Programm ist momentan auf die Erzeugung von 70 MW begrenzt. Projekte im Rahmen des REFIT-Programms benötigen eine Stromerzeugungslizenz und einen Stromabnahmevertrag mit NamPower. Net-Metering ist in Namibia für Eigenverbrauchsanlagen bis zu 500 kW möglich. Dafür ist keine Stromerzeugungslizenz nötig.

 

Das Investitionsklima in Namibia ist im afrikanischen Vergleich als positiv zu bewerten. Dies gilt insbesondere für deutsche Unternehmen. Deutschland, deutsche Produkte und Dienstleistungen genießen in Namibia ein sehr hohes Ansehen. Es leben heute noch rund 20.000 deutsche Muttersprachler in Namibia, auch die deutsche Kultur und Sprache sind weit verbreitet und viele Unternehmen bzw. Unternehmer haben deutsche Wurzeln. Dies erleichtert den Geschäftskontakt für deutsche Investoren.

 

Die derzeit geplante Einführung eines Pflichtgesellschaftsanteils für vormals benachteiligte Bevölkerungsgruppen für Gesellschaftsneugründungen sollte ausländische Investoren nicht abschrecken. Zu beachten ist, dass es sich für Investitionen in Afrika grundsätzlich empfiehlt, mit einem lokalen Partner vor Ort zu arbeiten, der Erfahrungen auf dem regionalen Markt und wichtige Kontakte mitbringt. Oftmals bietet sich ein Joint Venture als Gesellschaftsform an und somit lassen sich bestimmte Gesellschafterstrukturen von Beginn an planen. Die Gründung einer Gesellschaft ist in sechs bis acht Wochen durchführbar.

 

Wer keine eigene Gesellschaft gründen möchte, hat die Möglichkeit, über einen lokalen Handelsvertreter in Namibia tätig zu werden. Das Handelsvertreterrecht basiert auf dem englischen Common Law und somit besteht weitgehend Vertragsfreiheit. Die Vertragsgestaltung ist folglich von besonderer Bedeutung. Aufgrund der Zollunion (Southern African Customs Union) und der engen wirtschaftlichen Verbindung zwischen Namibia und Südafrika lässt sich ein Markteinstieg in beide Länder gut verbinden, um idealerweise auch den restlichen Kontinent von dort aus wirtschaftlich zu erkunden. 

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Anna-Lena Becker, LL.M.

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