Eine Frage der Technik: Herausforderungen der Finanz- und Liquiditätsplanung bedarfsgerecht meistern

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​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 28. Februar 2025, Lesedauer ca. 7 Minuten


Die anhaltende wirtschaftliche Rezession, zunehmende geopolitische Risiken sowie die zuletzt gestiegenen Anforderungen im Sanierungsrecht durch das StaRUG (Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen) rücken den Fokus von Finanzentscheidern und Treasury-Experten wieder stärker auf die Liquiditätsplanung. Laut den aktuellen EACT-Studien aus 2023 und 2024 findet sich das Thema Cashflow-Prognose unter den Top 2 Prioritäten der Treasurer großer europäischer Unternehmen.1​​Die Fähigkeit, Cashflows mit größtmöglicher Präzision vorherzusagen, ist für die Aufrechterhaltung der Liquidität und für eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf Krisen essentiell. Dabei zeichnet sich im Corporate Treasury zunehmend ein Trend zur Nutzung technologiegetriebener Lösungen ab, die Echtzeitinformationen über die Liquidität bereitstellen und somit sofortiges Handeln ermöglichen. Zu einer der wichtigsten Interessenbereiche der Treasurer aus der letzten EACT-Studie von 2024 gehört auch die bedarfsgerech​te Aufbereitung von Cashflow-Daten mittels Dashboards. Vor diesem Hintergrund stellt der vorliegende Beitrag die komplexen Herausforderungen aus der Unternehmenspraxis heraus und zeigt Lösungswege durch den Einsatz digitaler Tools auf. 
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​Wirtschaftliche Schäden durch Prognoseungenauigkeiten im Cashflow-Management 
Für eine Vielzahl von mittelständischen Unternehmen besteht die größte Herausforderung darin, die Finanz- und Liquiditätslage präzise, belastbar und effizient in Einklang mit der Unternehmensplanung zu erstellen, um daraus unmittelbar verlässliche Prognosen und Handlungsmaßnahmen abzuleiten. Zuletzt zeigte erst die von AGICAP, einem führenden Softwareanbieter von Liquiditätsmanagementlösungen, beauftragte und vom Markforschungsinstitut Innofact AG durchgeführte CFO-Studie, dass gerade im deutschen Mittelstand fehlerhafte Cashflow-Prognosen hohe Kosten verursachen. 33% der CFOs im deutschen Mittelstand vermissen die Genauigkeit ihrer Cashflow-Prognosen, die folglich zu verpassten Investitionschancen einerseits und zu höheren Überziehungsgebühren bei Banken andererseits führen. In Zahlen bemessen heißt das für die betreffenden Unternehmen, dass sie basierend auf den Ergebnissen der oben genannten Studie jährlich ca. 545.000 EUR an finanziellen Einnahmen verlieren und ungefähr 88% höhere Überziehungszinsen im Vergleich zu Unternehmen mit genauen Prognosen zahlen. Weiter führt die Studie aus, dass deutsche Mittelstands­unter­nehmen im Schnitt mit 20 Liquiditätsengpässen pro Jahr zu tun haben, wovon 31% der betroffenen Unterneh­men damit sogar monatlich zu kämpfen hat. Ersichtlich wurde in der Studie vor allem die Diskrepanz zwischen der Bedeutung, die mittelständische CFOs dem Cashflow-Management beimessen und der Zuverlässigkeit der Systeme, die CFOs für die Planung der Finanzmittelbedarfe nutzen.2  

​​Neben den in der CFO-Studie genannten inhaltlichen Ursachen für Prognoseungenauigkeiten wie die in den letzten Jahren persistierend hohe Fluktuation bei Rohstoff- und Energiekosten sowie die sich ändernden Kreditbedingungen, sind es vor allem die technischen Limitationen der vorwiegend heute eingesetzten Planungsinstrumente, die Prognoseungenauigkeiten bedingen. 


​Technische Herausforderungen bei der Finanz- und Liquiditätsplanung 

In Finanzabteilungen mittelständischer Unternehmen weisen die eingesetzten Planungslösungen meist in Form von Tabellenkalkulationen lediglich nur manuelle Schnittstellen zu Plan-Bilanz, Plan-GuV sowie weiteren betrieblichen Teilplänen wie eine Beschaffungs-, Investitions- oder Absatzplanung auf. Damit bleiben Finanz- und Liquiditätspläne stichtagsfokussiert und sie müssen folglich manuell fortlaufend aktualisiert werden, wenn sich Teile der Unternehmensplanung ändern. Folglich beziehen sich Finanz- und Liquiditätspläne in der Praxis häufig auf längere Planungszeiträume, um den unterjährigen Anpassungsbedarf zu minimieren. In Krisensitua­tionen, die eine engmaschige Beurteilung der Insolvenzreife mit Blick auf die Zahlungsfähigkeit und Überschul­dung bedarf, führen einfache Tabellenkalkulationslösungen in einem dynamischen Umfeld zu einem hohen administrativen Aufwand. 

Oftmals sind die Finanz- und Liquiditätsplanungen nur grob mit den Planungsinstrumenten der Vermögens- und Ertragslage verbunden, was zu Interpretations- und Prognoselücken in Hinblick auf die zeitliche Interde­pendenz zwischen Ein- und Auszahlung einerseits und dem Ergebnis- oder Vermögenseffekt andererseits führt. Resultierend daraus lässt sich die Schlüssigkeit von Prognoseänderungen in Plan-Bilanz oder Plan-GuV wiederum nur unter Auswirkung auf die Zahlungsströme beurteilen3. Inkongruenzen in der Fortentwicklung der einzelnen Planbestandteile führen damit zwingend zu einem Plausibilitätsmangel bei der Prognose der Vermö­gens-, Finanz- und Ertragslage. Außerdem bleiben unterjährige Ausschläge in der Liquiditäts- und der Finanz­lage zwischen den einzelnen Plan- und Prognosestichtagen, verursacht durch individuelle Zahlungsprofile (z.B. Zahlungsverhalten bestimmter Kunden), unerkannt. 

Zuletzt hapert es in der Praxis häufig an einer entscheidungsgerechten Visualisierung der Plan- und Prognose­daten. Selbst erstellte Tabellenkalkulationsformate dominieren nach wie vor die Darstellung der Finanz- und Liquiditätsplanung. Dabei steht nach aktueller EACT (European Association of Corporate Treasurers)-Studie unter den europäischen Treasurern das Interesse nach Echtzeitberichten und -Darstellung in den kommenden 12 bis 24 Monate hoch im Kurs. 
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​Effektive Krisenfrüherkennung durch datengestützte Planungskomponenten 

Die Finanz- und Liquiditätsplanung stellt ein unverzichtbares Planungs- und Steuerungsinstrument im Rahmen der frühzeitigen Erkennung von Zahlungsengpässen und Insolvenzrisiken dar. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der verschärften Regelungen des StaRUG und den damit einhergehenden Pflichten zur Implemen­tierung eines effektiven Krisenführerkennungssystems durch die Geschäftsleitung. Zur Ermittlung der gesetzlich festgelegten Insolvenzgründe sind in Liquiditätsplänen die Prognosezeiträume von 12 und 24 Monaten heranzuziehen. Ohne einer granularen und zeitraumbezogenen Erfassung der Zahlungsströme auch bis auf Wochenbasis können Zahlungsstockungen oder sonstige temporäre Finanzierungsengpässe nicht erkannt werden. 

Dabei spielt das individuelle Verhaltensprofil des Unternehmens und seiner Stakeholder eine entscheidende Rolle. Dieses setzt sich aus zahlungsstromrelevanten Bewegungsdaten unter Berücksichtigung des historischen oder erwartungsgemäßen Verhaltens von Stakeholdern wie Debitoren, Kreditoren oder Banken zusammen. Trotz der hohen Planungskomplexität durch den Einbezug von Verhaltensprofilen lässt sich andererseits das Risiko von Fehlentscheidungen bei angespannter Liquiditätslage stark reduzieren. Daraus können benötigte Handlungsspielräume in Krisensituationen realisiert werden. 
  

Integrierte und intelligente Planungslösungen gefragt

Moderne Liquiditätsplanungslösungen setzen daher mit Schnittstellen zu Bankkonten und zu ERP-Systemen an, um historische Transaktionsdaten auszuwerten und individuelle Verhaltensweisen bei Ein- und Auszah­lungen profilgerecht zu verarbeiten. Mit einem zunehmenden Grad an integrierter Datenanalyse- und Verarbeitungsqualität über Algorithmen werden Softwarelösungen zur Bewältigung hoher Planungs- und Prognosekomplexität herangezogen. Damit lassen sich einerseits bisherige pauschale Annahmena aus der Verwendung von Kennzahlen wie Days Payables Outstanding (DPO) oder Days Sales Outstanding (DSO) in der Prognose von Ein- und Auszahlungen durch exaktere profilbezogene Verhaltensmuster ersetzen. Ein entspre­chender Aufsatz der Softwarelösungen ermöglicht den Abruf von Echtzeitdaten und eine Statusbestimmung der Liquidität für beliebige Zeiträume und Zeitpunkte. Damit lässt sich zusätzlich der bisherig angefallene manuelle Aktualisierungsaufwand auf ein Mindestmaß reduzieren, was gerade für Unternehmen von Interesse ist, die aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten oder drohender Zahlungsunfähigkeit engmaschig planen müssen. 

Auch die angesprochene Prognoselücke zwischen Plan-Bilanz und Plan-GuV mit der Liquiditäts- und Finanz­planung lässt sich vor allem bei Planänderungen lösen. Aktuelle Softwarelösungen bieten integrierte Bausteine, in denen Business Pläne abgebildet werden. Die im Business Plan enthaltenen stichtagsbezogenen Werte lassen sich dann auf Zeiträume herunterbrechen, auf Monats- oder Wochenebene modellieren und mit den definierten Ein- und Auszahlungsmustern synchronisieren. Zum einen lässt sich damit der Aufwand aus der Abstimmung der Teilpläne für die Prognose der VFE-Lage reduzieren. Zum anderen lassen sich Inkongruenzen im Ansatz ausschließen und verbessern somit die Prognosequalität.  

​Die Einführung von Applikationen zum Cashflow-Management trägt auch der Forderung vieler Treasurer Rechnung, die sich nach entscheidungsgerechten Dashboards in Echtzeit sehnen und bisher auf Tabellen­kal­ku­​lationen mit Standardgrafiken zurückgreifen mussten. Zusammen mit ad-hoc Abrufen über die vorhanden Schnittstellen zu Bankkonten und dem ERP-System lassen sich verschiedene Datenpunkte in Echtzeit darstellen und geben somit stets aktuellste Hochrechnungen für Prognosen wieder.  
 

Neue Lösungsansätze für die Cashflow-Planung 

Vor diesem Hintergrund gewinnt die neue Partnerschaft zwischen AGICAP, einem der führenden Anbieter cloudbasierter Liquiditätsmanagement-Lösungen, und Rödl & Partner, eine besondere Bedeutung.  

Die cloudbasierte Planungslösung von AGICAP ist aufgrund seiner einfachen Implementierung geeignet, in kurzer Zeit ein leistungsfähiges Tool für das Management von Cashflows bereitzustellen. Die cloudbasierte Plattformlösung ist speziell auf die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen zugeschnitten und bietet eine nahtlose Integration in bestehende Systemlandschaften. Die Software gliedert sich dabei in die vier Hauptmo­dule Cash Flow Planning, Cash Management, Accounts Payables Automation (inklusive Zahlungsabwicklung) und Accounts Receivables Automation. 

Im Fokus der Applikation steht die Verbesserung der Cash-Flow-Performance. Durch die Nutzung historischer Transaktionsdaten und speziell entwickelter Algorithmen können Unternehmen ihre Zahlungsströme optimieren und zentrale Kennzahlen wie Days Payables Outstanding (DPO) oder Days Sales Outstanding (DSO) gezielt steuern. AGICAP unterscheidet sich von traditionellen statischen Tools, indem es eine dynamische, anpas­sungsfähige Planungsstruktur bietet. So lassen sich künftige Zahlungsströme nicht nur zeitpunktbasiert, sondern auch flexibel über Zeiträume hinweg analysieren und planen. 

AGICAP ermöglicht ebenso die Verfügbarkeit von Liquiditätsdaten unabhängig vom Planungszyklus. Finanz­daten können tagesaktuell abgerufen werden, was Unternehmen die Möglichkeit gibt, fundierte Entscheidun­gen zu treffen, ohne auf feste Planungszeiträume angewiesen zu sein. Diese Transparenz schafft die Grundlage für eine präzisere Szenarioplanung, bei der sowohl Worst- als auch Best-Case-Situationen berücksichtigt werden können. Gleichzeitig erleichtert eine klare und transparente Finanzübersicht die Kommunikation mit Banken und Investoren, wodurch Kreditverhandlungen effizienter gestaltet werden können. 

Darüber hinaus bietet AGICAP Funktionen, die speziell auf die Bedürfnisse der Finanzabteilungen zugeschnit­ten sind. So ersetzt die Software fehleranfällige Excel-Lösungen durch automatisierte Prozesse und ermöglicht Unternehmen, Berichte und Prognosen schnell und nachvollziehbar zu erstellen. Gleichzeitig können Themen wie Factoring oder die Integration neuer Kunden einfach in die bestehenden Prozesse aufgenommen werden. Die Automatisierung von Finanzprozessen mittels Datenverarbeitung über eine permanente Schnittstelle zu Echtzeitdaten fördert die „Operational Excellence“ im Unternehmen. 

Im Bereich des Kreditorenmanagements (Accounts Payables) bietet AGICAP umfassende Tools, um Lieferan­tenrechnungen und Zahlungsprozesse unter einer hohen Automatisierung zu verwalten. Mit OCR-Scans, automatisierten Prüf- und Freigabeprozessen sowie der Integration in DATEV können Unternehmen ihre Buchhaltungsprozesse vereinfachen. Das Debitorenmanagement (Accounts Receivables) ermöglicht eine Analyse des tatsächlichen Zahlungsverhaltens der Kunden sowie eine Optimierung von Mahnverfahren. Unternehmen können Zahlungsbedingungen flexibel anpassen und sowohl Einzel- als auch Bulk-Zahlungen direkt in AGICAP oder über EBICS (Electronic Banking Internet Communication Standard) abwickeln. 


​Fazit: Intelligentes Liquiditätsmanagement als Erfolgsfaktor 

Unternehmen, die auf eine Digitalisierung ihrer Finanz- und Liquiditätsplanung setzen, verbessern ihre Prognose- und Entscheidungsqualität, erschließen Effizienzpotenziale im Planungsprozess und haben in Krisenszenarien ein souveränes Steuerungsinstrument an der Hand. Aber auch in Transaktionsszenarien, bei denen bestehende Unternehmenteile transferiert werden, kann ein Cashflow-Managementtool eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn es um eine Aussage zur Mittelausstattung alter oder neuer Unternehmensteile geht. 

Die Zusammenarbeit von Rödl & Partner und AGICAP bietet eine für Kunden vorteilhafte Kombination aus fachlicher Beratung durch einen Wirtschaftsprüfer und der technischen Implementierungsexpertise durch AGICAP. Im Rahmen der Implementierung unterstützen wir bei der Bestandsaufnahme und dem Zielkonzept über die fachliche Begleitung während der Implementierungsphase hin zum Testing, dem Go-live und dem Hypercare. Zusätzlich steht die fachliche Schulung der Mitarbeiter mit Fokus auf die Entwicklung von Berichten und Szenarioanalysen im Vordergrund. Weitere Informationen zur Softwarelösung finden Sie ​auf der Homepage unserer Kooperationspartners AGICAP​.​

 
Vgl. EACT Treausry Survey 2024
Winnefeld, Bilanzhandbuch, 5. Auflage 2015; Rn. 1015
EACT Treasury Survey 2024

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