Mit green Corporate PPA gegen den Strompreisanstieg?

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​veröffentlicht am 18. August 2021 - zuletzt aktualisiert am 01. September 2021


Die Strompreisentwicklung lässt ein neues Hoch erwarten. Hieraus resultieren klare Chancen und Empfehlungen für Corporate PPAs, die in ihren vielen Facetten zu mehr Nachhaltigkeit und stabileren Strompreisen für Unternehmen führen können. 

Was am Strommarkt in Deutschland aktuell passiert, war in dieser Geschwindigkeit nicht abzusehen. Oder doch? Wenn sich die Strompreise an der Strombörse (EEX) nur ansatzweise so entwickeln wie allgemein erwartet, hat jedes deutsche (oder europäische) Unternehmen ein klares Interesse daran, über neue Methoden der Strombeschaffung nachzudenken.

 

Strompreisrallye

Auf den Stromspotmarkt wirken aktuell diverse Faktoren, die erheblichen Einfluss auf den Strompreis haben:

  • Corona-Pandemie: Die Eindämmung der Pandemie führte zu einer wieder zunehmenden Aufnahme gewerblicher Tätigkeiten und somit zu einem Anstieg des Stromverbrauchs (im ersten Halbjahr 2021 lag die Bruttostromerzeugung bei 292 TWh (Mrd. kWh) – ein Anstieg von fast 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (erstes Halbjahr 2020: 279 TWh)). Ebenso befindet sich der Gaspreis auf einem hohen Niveau, was die Kosten der oft preissetzenden Gaskraftwerke und somit auch den Strompreis nach oben treibt.
  • CO2-Preis: Der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel ist gestiegen (siehe folgende Grafik):

 

 

Strompreis - Entwicklung CO2-Preis/DE-Baseload
Der Preis pro Tonne CO2 ist somit seit Januar 2021 deutlich von 50 Euro auf knapp 70 Euro angestiegen. Ursächlich dafür dürften die Nachbesserungen der Klimaschutzziele sein, die die EU zu Jahresbeginn angekündigt hat. Dies verstärkt den sich seit längerer Zeit andeutenden Trend, zunehmend die Kohlekraftwerke aus dem Markt zu drängen. Daraus resultiert aktuell ein Wiederaufleben der Gaskraftwerke, die aufgrund der günstigeren CO2-Emissionsfaktoren pro kWh nun deutlich höhere Anteile am Strommarkt einnehmen.

  • Erneuerbare Energien: Weiterhin haben – im Vergleich zu 2020 – die Erneuerbaren etwas geschwächelt. Das erste Halbjahr war von relativ wenig Sonne und Wind geprägt, was den Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttoinlandsstromverbrauch auf 43 Prozent gedrückt hat (2020: 50 Prozent); das haben vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ergeben.

 

Aufgrund von Green Deal und der im EU-Klimagesetz integrierten verschärften Klimaschutzziele für die EU (55 Prozent Senkung bis zum Jahr 2030), der weiteren Verknappung des Angebots für Zertifikate und des Einstiegs von Finanzinvestoren in den CO2-Markt ist ein weiterer Anstieg des CO2-Preises zu erwarten. Kurz- bis mittelfristig ist gar von 100 Euro pro Tonne die Rede. Nun rächt sich, dass die Energiepolitik der letzten Jahre den EE-Ausbau nicht unwesentlich behindert hat, beispielsweise durch Hürden bei Windkraft (z. B. 10H-Regel), Beschränkungen bei Flächenkulissen für Photovoltaik und EEG-Umlagen auf Eigenverbrauchsanlagen. Wenn nun die Kohleanlagen aufgrund ihrer hohen Emissionsfaktoren aus dem Markt gedrängt werden und die Gaskraftwerke umfassend einsteigen, werden sie weiter die Preise auf dem höheren Niveau halten.


Die aktuelle Strommarktpreisentwicklung sowie ein Blick auf die aktuellen Werte und die Tendenz für 2022 verdeutlichen dies.

 

Kosten - Entwicklung CO2-Preis/DE-Baseload

   


Die Grafik bildet die Kurse der Baseload Year Futures für das Lieferjahr 2022 (Einkauf 2019, 2020, 2021) ab; der aktuelle Einkauf von Strom für 2022 lässt bereits die deutlich höheren Strommarktpreise erkennen (die Werte verlaufen nahezu parallel zu der Preiskurve für CO2-Emissionsrechte 2022). Der Strompreis für Baseload 2022 Futures liegt somit aktuell bei ca. 65 Euro.


Es ist schwer zu sagen, wohin die Reise nach 2022 gehen wird. Aktuell zeichnen sich aber deutliche Tendenzen ab, dass sich auf dem Strommarkt ein höheres Preisniveau als während der letzten fünf bis zehn Jahre einstellen wird.

Green Corporate PPA?

Es stellt sich nun Frage, ob sich ein Unternehmen nicht selbst aktiv auf dem Strommarkt über direkte Stromverträge (PPAs) mit (Grün-)Strom eindecken sollte. Gerade Grünstrom-PPAs bieten diese Möglichkeit. Zwar erscheint dieser Lösungsansatz ungewöhnlich, vor dem Hintergrund der oben dargestellten Erwartungen für den Strommarkt scheinen die Chancen aber aktuell zu überwiegen.


Mit einem grünen Corporate PPA eröffnet man sich die Möglichkeit, über einen gewissen Zeitraum (5, 10 oder 15 Jahre) einen Anteil seiner Strommenge weitgehend preisstabil einzukaufen und somit seine Stromkosten zumindest anteilig gegen Strompreisanstiege abzusichern. Manche Konstellationen beinhalten sogar die Perspektive auf einzusparende Stromsteuer oder Netzentgelte, was somit noch weitere Einsparungen ermöglicht.


Essenziell aber ist beispielsweise der Verfall der PV-Kosten. Deals im Bereich von 5 bis 6 ct/kWh und unter dem o. g. Strompreisniveau sind nicht unwahrscheinlich. Selbstverständlich fließen in die ökonomischen Überlegungen diverse Faktoren ein, die zu berücksichtigen sind:

  • Abstand zu Verbrauchsstelle(n)
  • Lastprofil der zu versorgenden Objekte
  • Art der Erzeugungsanlage (Wind, PV)
  • Ausrichtung der PV-Anlage (Süd, Ost-West)
  • Auswirkung auf Kosten der Residualmenge

 

Diverse Großunternehmen in Deutschland (und Europa) wie etwa Mercedes-Benz, Fraport, Deutsche Bahn und VW schlagen bereits seit einiger Zeit den Weg über grüne Corporate PPAs ein, da sie aus strategischen Gründen an der Reduktion des eigenen CO2-Footprints interessiert sind und sicherlich auch die Chancen für eine Stabilisierung der eigenen Stromkostenniveaus erkannt haben. Eher weniger finden noch Projekte im direkten Umfeld statt, die auch von den teilweise erheblichen Stromkostenprivilegien profitieren (on-site PPA). Gerade hier sieht Rödl & Partner ein erhebliches Potenzial, u. a. auch aufgrund neuer PV-Technologien bzw. durch die Partnerschaft mit lokalen gewerblichen Unternehmen oder Stadtwerken.


Die Optionen (u. a. auch virtuelle PPAs) sind individuell für jeden Standort zu prüfen, und das möglichst frühzeitig, denn die Nachfrage nach grünem Strom (und somit auch nach der Technologie) wird in den nächsten Jahren erheblich steigen – womit sich auch die Chancen für die EE-Branche erhöhen. Green Corporate PPA stellen eine hervorragende Möglichkeit dar, außerhalb des EEG Projekte zu realisieren und sich somit aus den Fesseln der Flächenkulisse etc. zu befreien. Die Bonität des Endkunden rückt – im Falle eines reinen Offtakers –natürlich in den Vordergrund. Aber gerade in der Kooperation mit Stadtwerken, die dann auch die Residualstrommenge liefern können, bieten sich gute Chancen, den nächsten Schritt auf den Markt zu gehen. Es wird kurz- bis mittelfristig zum Standard gehören, solche Vertriebsmodelle zu beherrschen und zu implementieren.


 

 

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Vermarktungsmodelle Erneuerbare Energien weltweit

 

 

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