Wird die Blockchain bald Ihren Wirtschaftsprüfer ersetzen?

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veröffentlicht am 6. Februar 2018, von Armin Wilting
 

 

Die Blockchain wird als die disruptivste Technologie der letzten Jahre eingestuft und ist aktuell in aller Munde. Manche Experten gehen sogar davon aus, dass die Blockchain ebenso großes Innovationspotential besitzt wie seinerzeit das Internet in den 90er Jahren. Viele Unternehmer stellen sich nun die Frage, ob es wirklich so kommt und welche Auswirkungen sich daraus für Ihr Unternehmen ergeben. Wird beispielsweise der Wirtschaftsprüfer dank der fälschungssicheren neuen Technologie dann überhaupt noch gebraucht?

    

 

Wissenswertes zur Blockchain

Unter einer Blockchain wird eine öffentlich zugängliche, aber nicht für alle einsehbare, verteilte Datenbank verstanden, deren Integrität durch Speicherung des Hashwerts1 – eine Zeichenkette aus Zahlen und Buchstaben, die eine (nahezu) eindeutige Kennzeichnung einer Datenmenge ermöglicht und daher auch als Fingerprint bezeichnet wird – des vorangehenden Datensatzes im jeweils nachfolgenden gesichert wird. Diese kryptografische Verkettung verhindert eine nachträgliche Manipulation von in der Blockchain gespeicherten Transaktionen.
   

Aus heutiger Sicht betrachtet ist die Blockchain-Technologie nichts anderes als die digitale Form eines Buchungssystems, welches dezentral verwaltet wird. Sie lässt sich wie folgt charakterisieren:
  • Digitale Form eines Buchungssystems, da alle Einträge sachlich geordnet und mit einem Zeitstempel versehen gespeichert werden;
  • Öffentlich zugänglich (aber nicht für jeden einsehbar);
  • N-fach verteilt in einem verteilten Netzwerk (somit nicht zentral kontrollierbar);
  • Unveränderlichkeit (fälschungssicher);
  • Endgültigkeit (unanfechtbar).

  

Aus technischer Sicht handelt es sich bei der Blockchain also um eine Datenbank, die ein verteiltes Hauptbuch (engl.: Ledger) öffentlich zugänglich für alle Beteiligten zur Verfügung stellt. Daneben kann man die Blockchain auch wie folgt betrachten:
  • Geschäftlich: Ein Netzwerk, welches den Austausch von Vermögensgegenständen zwischen mehreren Beteiligten ermöglicht.
  • Rechtlich: Ein Mechanismus zur Transaktionsvalidierung, der ohne Intermediäre (Dritte) auskommt. 

       

Chancen durch die Nutzung der Blockchain

Grundsätzlich ist die Blockchain-Technologie für all diejenigen Anwendungsfälle interessant, bei denen Daten in der korrekten zeitlichen Abfolge und / oder in nicht mehr nachträglich veränderbarer Form gespeichert werden müssen.
   
So ist die Blockchain-Technologie der innovative Treiber hinter den prominenten Kryptowährungen Bitcoin, Litecoin usw. Es gibt aber auch bereits Weiterentwicklungen, die die offensichtlichen Schwächen der Blockchain-Technologie der ersten Stunde, wie bspw. die begrenzte Skalierbarkeit, eliminieren.
    
SmartContracts sind z.B. Programme (Code), die quasi als Blockchain-Regel direkt in einer Blockchain eingebaut sind. Auf diese Weise überwachen sie die Erfüllung vertraglicher Bedingungen automatisch und können so ggf. auch als Beweismittel vor Gericht herangezogen werden, was in USA (Arizona) kürzlich zugelassen wurde.

   
Blockchain in der Wirtschaftsprüfung

Aktuell wird die Blockchain-Technologie v.a. in der Finanzbranche erprobt. Doch ihr Potential, Prozesse zu vereinfachen oder ganz zu automatisieren, wirft ihre Schatten voraus.
 
In der Wirtschaftsprüfung findet sie sich derzeit schon in Form von digitalen Währungen in den Jahresabschlüssen der Mandanten oder in Verträgen. Der Wirtschaftsprüfer muss also bereits heute die Blockchain verstehen, ihre bilanzielle Behandlung kennen und zudem wissen, welche prüferischen Handlungen er durchzuführen hat.
 
In nicht allzu ferner Zukunft wird die Blockchain-Technologie die Prüfung soweit automatisieren, dass viele traditionelle Prüfungstätigkeiten wegfallen. Doch die Wirtschaftsprüfer werden keineswegs arbeitslos werden, sondern sich verstärkt auf anspruchsvollere Tätigkeiten wie Analysen, Bewertungen und Beurteilungen – auch rund um die Blockchain selbst – konzentrieren können. Vielleicht wird ein neues Berufsbild „Blockchain Prüfer” entstehen, auf jeden Fall muss sich der Wirtschaftsprüfer auf diese Anforderungen einstellen. Darüber hinaus wird interdisziplinäres Denken, Empathie und Entscheidungs­kompetenz im Arbeitsalltag des Wirtschaftsprüfers verstärkt gefordert werden und weiterhin an Gewicht gewinnen. Die digitale Kompetenz wird dabei zum zentralen Erfolgsfaktor.

 

Fazit

Die Blockchain-Technologie eröffnet viele Chancen, bringt aber auch große Herausforderungen mit sich. Auf diese Veränderungen müssen sich nicht nur Wirtschaftsprüfer einstellen, denn sie birgt das Potential, bis dato bewährte Geschäftsprozesse, ja ganze Geschäftsmodelle und Wirtschaftszweige nachhaltig umzuwälzen. Die technologische Weiterentwicklung schreitet exponentiell voran und den kommenden Veränderungen wird sich kein Marktteilnehmer entziehen können.
 
Melden Sie sich gerne bei uns, wenn Sie Fragen zur Blockchain und den möglichen Auswirkungen auf Ihr Unternehmen haben.    
      
1 Eine Hashfunktion H(x) ist eine kryptographische Funktion, die eine Information beliebiger Länge (Zeichenkette) auf eine Information mit fester Länge eineindeutig abbildet. Der umgekehrte Weg, also die Ermittlung der Ursprungszeichenkette ist ausgeschlossen. Die folgenden Beispiele verdeutlichen diesen Sachverhalt. Aus der Zeichenkette „Hello, world” wird die folgende Zeichenkette der Länge 64: „4ae7c3b6ac0beff671efa8cf57386151c06e58ca53a78d83f36107316cec125f”. Aus der Zeichenkette „Hello, world!” wird „315f5bdb76d078c43b8ac0064e4a0164612b1fce77c869345bfc94c75894edd3”

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