Jahresrückblick 2020 – Ein etwas anderes Jahr

PrintMailRate-it

​veröffentlicht am 16. Dezember 2020


 

Es ist die Zeit der Jahresrückblicke und thematisch dominiert selbstverständlich das Pandemiegeschehen. Doch auch in der Telekommunikation haben sich – beinahe unbemerkt – bemerkenswerte Entwicklungen ergeben.
 
Beginnen wir mit einer Floskel: „Der Breitbandausbau schreitet voran!”
In der Tat konnten bereits Mitte des Jahres 93,3 Prozent der Haushalte einen Anschluss mit mindestens 50 Mbit/s buchen. Dem politisch für 2018 angestrebten Ziel eines flächendeckenden Ausbau mit 50 Mbit/s kommen wir demnach näher.


Bis 2025 soll außerdem der flächendeckende Ausbau mit Gigabitnetzen umgesetzt sein. Aktueller Stand: 74,6 Prozent der Haushalte in den Städten und 16,7 Prozent der Haushalte im ländlichen Raum können einen Gigabitanschluss buchen. Echte Glasfaseranschlüsse gibt es bei weniger als 10 Prozent.


Hier wird die Strategie des „Cherry-Picking” der privaten Marktteilnehmer deutlich. In lohnenswerten Gebieten erfolgt der Ausbau, eine Mischkalkulation zur flächendeckenden Erschließung erfolgt jedoch nicht.

Die überregionalen Festnetzanbieter positionieren sich dazu wie folgt:
Die Telekom hat den Vectoring- und Super-Vectoring-Ausbau abgeschlossen und konzentriert sich auf die Glasfaserinfrastruktur. Rund 600.000 Glasfaseranschlüsse setzte die Telekom im Jahr 2020 um. Kein Wunder, dass Sie deshalb (entgegen den politischen Zielen) einen flächendeckenden Ausbau erst 2030 für möglich hält.


Parallel dazu hat Vodafone sich dazu entschlossen, sämtliche Glasfaserausbaupläne auf Eis zu legen und das Netz nur noch in Bestandsgebieten zu verstärken statt zu erweitern.

Demgegenüber nehmen neue Akteure und Joint Ventures einen Platz im Markt ein:
In der ersten Jahreshälfte wurde die Fusion zwischen der Deutschen Glasfaser und Inexio abgeschlossen.


 

Ausgestattet mit einer Kriegskasse von rund 7 Mrd. Euro plant die Deutsche Glasfaser, mittelfristig rund 6 Millionen FTTH-Anschlüsse zu errichten. Operativ gestartet ist auch ein großes FTTH-Kooperationsvorhaben von Telekom und der EWE AG. Mit dem Fokus auf Niedersachsen und das nördliche Nordrhein-Westfalen setzt sich die Glasfaser Nordwest den Anschluss von 1,5 Mio. Haushalten zum Ziel. Zum Ende des Jahres gaben auch die Allianz und Telefonica ein umfangreiches FTTH-Kooperationsvorhaben bekannt. In den kommenden 6 Jahren sollen hier 5 Mrd. Euro in die eigene Infrastruktur investiert werden.


Doch neben der Privatwirtschaft wird auch die kommunale Familie immer aktiver und engagierter in der Telekommunikation. Stadtwerke und Kommunen trauen sich hier inzwischen immer mehr zu, bauen eigenwirtschaftlich und im Zuge von großen Förderprojekten ganze unterversorgte Landstriche aus.


Im Gegensatz zum privaten Ausbau liegt hier der Vorteil in der Zielsetzung: Langfristig flächendeckender Ausbau bei moderatem Gewinnanspruch gegenüber dem privaten renditegetriebenen „Rosinenpicken”.
Apropos Förderung: Hier gab es 2020 einiges an Neuerungen. Zuerst startete das Land Bayern sehr erfolgreich mit seiner BayGibitR und förderte Gebiete mit einer Bestandsversorgung bis 100 Mbit/s. Die entsprechenden Projekte laufen auf Hochtouren. Für Großprojekte eignet sich das Programm jedoch aufgrund der erheblich begrenzten Mittel nur eingeschränkt.


An dieser Stelle springt im kommenden Jahr der Bund in die Bresche. Mit seiner „Rahmenregelung der Bundesrepublik Deutschland zur Unterstützung des flächendeckenden Aufbaus von Gigabitnetzen in grauen Flecken” fördert er ab kommendem Jahr auch in größeren Volumina Projekte in Gebieten mit weniger als 100 Mbit/s, ab 2023 sogar darüber. Im Klartext bedeutet das, dass bald all jene Gebiete förderfähig werden, die noch über kein Gigabitnetz verfügen.


Nicht zuletzt nahm 2020 auch der Abruf von Fördermitteln aus der Bundesförderung für weiße Flecken deutlich Fahrt auf. Zunehmend füllen sich die Konten der Unternehmen und Kommunen, die in den letzten Jahren in Vorleistung gegangen sind. Wie das geht erfahren Sie hier und hier.

Hinter uns liegt ein, auch unabhängig von der Pandemie, turbulentes Telekommunikationsjahr. Noch spannender wird vermutlich das Jahr 2021:
Neben der TKG-Novelle, die bereits entwurfsweise in den Startlöchern steht, wird auch die neue „Graue-Flecken-Förderung” des Bundes das Geschehen beim Glasfaserausbau bestimmen.
Gleichzeitig drängen private Investoren immer stärker in den Markt, um Renditechancen für die kommenden Jahrzehnte zu sichern.


Stadtwerke stehen 2021 deshalb vor einer letzten enormen strategischen Weichenstellung. Vielleicht letztmalig stellt sich mit dem neuen Förderprogramm die Frage, ob das Unternehmen den Schritt zum Telekommunikationsnetzanbieter geht oder nicht. Einen umfassenderen Branchenausblick für 2021 wagen wir in unseren Kompass Telekommunikation im kommenden Januar.

  

 

 

 

​Melden Sie sich bei uns, wenn Sie weitergehende Fragen zum Thema haben. Unsere Experten helfen Ihnen weiter!
Anrede
Titel
Vorname
Nachname
Branche
Firma
Straße/Hausnummer
PLZ
Ort
Land
Telefon
E-Mail *
Frage *
Datenschutzerklärung *

Einwilligung

Helfen Sie uns, Spam zu bekämpfen.


Captcha image
Show another codeAnderen Code generieren



Folgen Sie uns

LinkedIn Banner

Kontakt

Contact Person Picture

Anton Berger

Diplom-Ökonom, Diplom-Betriebswirt (FH)

Partner

+49 911 9193 3601

Anfrage senden

Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu