Das Krankenhausmodul IS-H entfällt – jetzt schnell auf S/4HANA wechseln?

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​veröffentlicht am 30. November 2022

 

Im Rahmen des diesjährigen Jahreskongresses der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) hatte SAP angekündigt, das Modul IS-H nach Ende des Wartungsfensters für SAP R/3 nicht mehr weiter anbieten zu wollen. Krankenhäuser, die das Modul IS-H im Einsatz haben, würden somit nach 2027 beziehungsweise 2030 ohne Modul zur Patientenverwaltung und -abrechnung dastehen. Die Ankündigung bedeutet daher neben der Einführung von S/4HANA zusätzlich ein weiteres Großprojekt: die Einführung eines neuen Krankenhausinformationssystems (KIS).

 

Viele Krankenhäuser werden daher versuchen bis 2025 S/4HANA einzuführen, um im Anschluss daran ausreichend Zeit für die Einführung eines neuen KIS zu haben. Dies bedeutet für die SAP eine riesige Anzahl von Umstellungsprojekten, die gleichzeitig bewältigt werden müssen. Hierfür dürften aber die SAP-Berater und insbesondere die IS-H Berater fehlen, so dass neue Wege gefunden werden müssen. Die Lösung seitens SAP heißt: Shell Conversion.


Bei einer Shell Conversion geht es darum möglichst schnell in die HANA-Welt zu kommen, ohne vorher groß Daten und Prozesse zu optimieren. Es werden daher die Altdaten und auch das bestehende Customizing aus dem alten R/3-System vollständig in das S/4-System übernommen und erst anschließend mit der Optimierung der Prozesse begonnen.


Zwar ist es möglich, bestimmte Datenfilterung bei der Übernahme vorzunehmen, es besteht dabei aber das große Risiko, dass es zu Inkonsistenzen in der Datenbank kommen kann, wenn die Daten nicht sauber abgrenzbar sind (z.B. Filterung eines bestimmten Buchungskreises). Hintergrund ist, dass die Datenübernahme direkt durch Schreiben in die Datenbank erfolgt und nicht über die klassischen Migrationstools erfolgt, sodass hier keine Fehlerüberprüfung erfolgt.


SAP empfiehlt daher auch den Geschäftspartneransatz (Customer-Vendor-Integration) bereits im R/3-System umzusetzen und auch die Datenprüfungen zu aktivieren, damit Fehler in den Stammdaten (z.B. Postleitzahlen) noch vor der Migration behoben werden können. Der Aufwand im Vorprojekt steigt somit an, dafür sollen die eigentlichen Umstellungsprojekte deutlich schneller erfolgen. SAP spricht hier von einem Zeitraum nach Fertigstellung des Jahresabschlusses im Altsystem bis zum Ende des Kalenderjahres.


Der Ablauf ist dabei wie folgt: es ist zunächst eine Kopie des alten Produktivsystems zu erstellen, allerdings ohne Stamm- und Bewegungsdaten. In der Kopie werden inkompatible Add-ons gelöscht und ein Upgrade auf S/4HANA durchgeführt. In diesem Rahmen sind Eigenentwicklungen und die Entwicklungen von Drittanbietern kritisch zu prüfen. Es muss das IS-H Modul entfernt und Customizing-Anpassungen durchgeführt werden. Anschließend wird ein „Golden System” erstellt, das für die weiteren Schritte immer wieder als Vorlage herangezogen wird. Dies bedeutet, dass man im Produktivsystem R/3 keine Patches einspielen kann und auch das Customizing nicht anpassen sollte, damit der Unterschied zwischen beiden Seiten nicht zu groß wird. Insbesondere im Moduls IS-H dürfte es aber schwer sein, während der gesamten Projektlaufzeit auf die Quartalspatches zu verzichten.


Anschließend erfolgt eine Übernahme der Daten in das S/4-System in mehreren Testläufen, zunächst für Unit Tests, Integrationstests, User Acceptance Tests, Generalprobe und GoLive.


Die eigentliche Migration dauert je nach Größe des Hauses voraussichtlich ein Wochenende, während dieser Zeit kann IS-H aber zum größten Teil weiterlaufen. Es muss nur sichergestellt werden, dass im migrationsrelevanten Bereich von R/3-System nach Abzug der Daten keine Änderungen mehr möglich sind, da diese sonst nicht im S/4-System erscheinen.


Die folgende Tabelle zeigt eine Gegenüberstellung des Greenfield-Ansatzes und der Shell Conversion:

 

Abbildung 1:  Gegenüberstellung des Greenfield-Ansatzes und der Shell Conversion


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